Die Universität öffnet am 7. November um 19 Uhr ihre Tore für die Öffentlichkeit. Man kann Räume besichtigen, die sonst für die Allgemeinheit geschlossen sind. Unter anderem kann man im Schülerlabor Educational Exit Games mit Schwerpunkt Chemie spielen. Albert Kümmel-Schnur hat sich mit der Leiterin des Schülerlabors, Dr. Ceren Karayel, unterhalten.
Liebe Ceren, Du leitest an der Universität Konstanz das Schülerlabor im Fachbereich Chemie. Wozu unterhält die Universität ein Schülerlabor? Ich dachte, die Uni wäre für Studierende da?
Ist sie ja auch – aber halt nicht nur. Eine Uni ist ja viel mehr als nur eine Ausbildungsstelle für junge Erwachsene in bestimmten Fachdisziplinen. Das andere, was viele mit Universitäten verbinden, ist Wissenschaft und Forschung. Gerade deren Erkenntnisse sollen auf verschiedene Wegen der Gesellschaft zukommen, zum Beispiel in Schulen. Mit dem Schülerlabor wurde vom Fachbereich Chemie im Jahr 2016 eine Einrichtung für Kinder, Jugendliche und ihre Lehrerinnen und Lehrer geschaffen. Der Fokus des Schülerlabors liegt darauf, Kinder und Jugendliche für Chemie zu begeistern und ihnen einen Blick über den Tellerrand der Schule hinaus zu bieten, indem sie in einem richtigen, aber Schülerinnen und Schülern gerechten Labor an der Universität experimentieren können.
Bietet Ihr feste Themen an oder kann eine Schule frei mögliche Themen mit Euch besprechen?
Mittlerweile bieten wir vorwiegend feste Themen oder eher Experimentierpraktika an. So ein Experimentierpraktikum hat dann eine bestimmte Zusammenstellung an Versuchen, so dass ein roter Faden gegeben ist. Wenn wir die Versuche individuell für jeden Schulklassenbesuch zusammenstellen müssten, wäre es schwieriger, diesen zu gewährleisten – zumal es zeitlich natürlich auch enorm aufwendig wäre. Wozu ich seit einigen Jahren übergegangen bin, ist die Entwicklung von so genannten „Educational Exit Games“ anstelle der alten „klassischen“ Experimentierpraktika. Die ermöglichen noch einmal eine, wie ich finde, spannendere Weise des roten Fadens und bieten damit auch denjenigen Zugang, die bei so einem Besuch vielleicht gar nicht so Lust auf Chemie und Labor haben.
Erklär doch mal, was ich mir unter einem „Educational Exit Game“ vorstellen muss?
Sagen dir Escape Rooms etwas? Also, Escape Rooms sind Räume, in denen man mit anderen Spielenden als Team innerhalb einer gewissen Zeitspanne eine Mission erfüllen muss, indem man Rätsel löst und Hinweise findet. Oft geh es bei diesen Missionen darum, wie der Name schon sagt, aus einem Raum zu entkommen. Daraus haben sich dann Varianten entwickelt, die sich auch zuhause spielen lassen, zum Beispiel als Kartenspiele, Bücher, Hörbücher, … Bestimmt sind dir solche Spiele schon mal irgendwo begegnet. Sie sind ziemlich beliebt. Das Tolle an diesem Spielformat ist, dass sich tatsächliche Wissensinhalte einbinden lassen. Dann sind sie halt nicht mehr nur bloß Spiel, sondern auch eine Möglichkeit, etwas zu (er)lernen. Im Falle des Schülerlabors nutzen wir sie zur Vermittlung von chemischen Inhalten aus dem regulären Schulcurriculum, also so etwas wie Säure-Base-Chemie oder Kunststoffe. Wir sind damit aber natürlich nicht die einzigen, mittlerweile gibt es viele solcher Lernangebote. Nicht nur für Chemie und speziell für Kinder und Jugendliche, sondern auch für jegliche andere Fachdisziplinen, für Studierende oder im Bereich der Erwachsenenbildung, als digitale oder analoge Variante …
Wie sieht ein typischer Besuch einer Schulklasse im Schülerlabor aus?
Ein typischer Schulklassenbesuch beginnt natürlich immer erst mit einer Begrüßung und dann, weil wir ja in einem Labor experimentieren, mit einer Sicherheitsunterweisung. Also, wie muss ich mich in welchen Gefahrenfall verhalten, zum Beispiel wenn im Gebäude ein Evakuierungsalarm ausgelöst wird? Dann bekommen die Schülerinnen und Schüler natürlich immer einen Kittel und eine Schutzbrille, ohne die darf ja im Labor nicht gearbeitet werden. Für viele Kinder und Jugendliche ist das schon immer ein Highlight und auch immer der Moment, wo die meisten Fotos geschossen werden. Danach erkläre ich üblicherweise noch einmal, was das Thema des Praktikums ist, erkläre den Ablauf und gebe Hinweise. In den nächsten zwei bis drei Stunden experimentieren die Schülerinnen und Schüler dann zu dem Thema. Wichtig ist mir dabei, dass sie selbst experimentieren, also dass wir nicht Demoexperimente durchführen und sie dabei zuschauen – was nicht heißen soll, dass das nicht spannend wäre, ich schaue mir solche Experimentiershows auch supergerne an. Aber wenn Kinder und Jugendliche bei uns im Schülerlabor sind, dann sollen sie die Experimente auch selbst durchführen können. Dafür haben sie dann Anleitungen und Informationen und werden dabei von mir und studentischen Hilfskräften betreutet.
Ihr bietet auch Veranstaltungen außerhalb der Universität an, oder?
Außer Schulklassenbesuchen, aber immer noch im Schülerlabor selbst, machen wir auch Kinderferienprogramme oder in Kooperationen mit anderen Fachbereichen auch Workshops. Wir beteiligen uns zum Beispiel an dem von der Physik organisierten „Schülerinnen bzw. Schüler forschen“-Workshop. Wir unterstützen Kinder und Jugendliche, die auf ein spannendes Phänomen gestoßen sind und die daran forschen wollen, aber die Möglichkeit an der Schule in irgendeiner Form nicht mehr dazu haben. Manchmal ist es nämlich so, dass die Projekte in der Schule mit engagierten Lehrkräften zum Beispiel im Rahmen einer AG an einen Punkt kommen, wo sie mit den Geräten und Materialien der Schule nicht mehr weiterkommen und es dann der professionellen Gerätschaften bedarf. Die Projekte sind immer enorm spannend, weil so tolle Ideen dahinterstecken, und ich finde es echt stark, wie engagiert Kinder und Jugendliche an ihren Projekten forschen.
Außerdem machen wir auch Veranstaltungen außerhalb der Universität. Wir haben zum Beispiel an der „Explore Science“ auf der Mainau teilgenommen. Im nächsten Jahr wird sie in Friedrichshafen stattfinden und wir werden dann auch wieder Veranstaltungen dort haben. Es gibt hin und wieder Veranstaltungen in der Stadt, auf denen man uns mit Informationsständen und/oder Workshops treffen kann, wie zum Beispiel der BNE-Messe im letzten Jahre. Aus der hat sich für uns eine tolle Kooperation mit dem Stadtmuseum Radolfzell ergeben. Gemeinsam mit ihnen haben wir einen Workshop entwickelt, der die Geschichte der alten Stadtapotheke mit kleinen „chemischen Zaubereien“ verknüpft.
Am 7. November sind außer dem Schülerlabor Chemie noch das FabLab, das Bodenseeforschungslabor, der Imaging Hangar der Schwarmforschung und das Nanostrukturlabor zu besichtigen. Treffpunkt ist der Hörsaal R 513. Vor dort aus geht es in Kleingruppen weiter.
Text: Albert Kümmel-Schnur, Bilder: Inka Reiter, Ceren Karayel
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