Demo gegen Rechts. Bild: H. Reile

Zehn Argumente gegen die AfD

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Protestschild mit der Aufschrift "Braune Soße nur auf Spätzle!" auf einer der zahlreichen Demonstrationen gegen Rechts. Bild: H. Reile
Protestschild mit der Aufschrift „Braune Soße nur auf Spätzle!“ bei der Konstanzer Demonstration gegen Rechts. Bild: H. Reile

Was die Rechtsaußenpartei wirklich will, wird immer deutlicher. Deshalb sollten ihr besonders Gewerkschaftsmitglieder misstrauen, aber alle anderen Wähler*innen ebenso. Die Gewerkschaft ver.di hat eine Liste zusammengestellt, in der sie aufzeigt, wofür die AfD tatsächlich steht. Argumente, die auch geeignet sind, um sich für die kommenden Auseinandersetzungen inhaltlich zu wappnen.

Unverhohlen zeigt die AfD, was sie ist: rechtsextrem. Als sich die Partei jüngst zu ihrer Europawahlversammlung in Magdeburg traf, wurden Rassismus, antisemitisch aufgeladene Verschwörungserzählungen und Träume von Deutschland als Weltmacht lautstark bejubelt. Die AfD hetzt gegen Geflüchtete, leugnet den menschengemachten Klimawandel und dient sich dem Russland Wladimir Putins an. Trotzdem geben ihr auch Mitglieder von Gewerkschaften ihre Stimme. Hier sind zehn Argumente, warum sie sich damit keinen Gefallen tun.

1) Die AfD will Reiche noch reicher machen

Die AfD behauptet von sich, die Interessen der sogenannten kleinen Leute zu vertreten. Ihre steuerpolitischen Forderungen aber bedeuten das Gegenteil. Die AfD möchte die Erbschaftsteuer abschaffen und den Spitzensteuersatz bei der Einkommensteuer deutlich absenken. Das würde Reiche noch reicher machen. Vor der Bundestagswahl 2021 hat das Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim die Wahlprogramme der Parteien ausgewertet und errechnet, wer von ihnen am meisten begünstigt wird. Das Ergebnis: Die AfD würde Haushalte bis zu einem Jahresbruttoeinkommen von 55.000 Euro wenig bis gar nicht entlasten. Haushalte mit mehr als 250.000 Euro im Jahr könnten sich dagegen über ein Plus von fast acht Prozent freuen. So ungerecht war kein anderes Wahlprogramm.

2) Die AfD stimmt gegen die Interessen ärmerer Menschen

Auch das Abstimmungsverhalten der AfD im Bundestag zeigt, wie wenig sich die Rechtsextremen für Menschen interessieren, denen es finanziell schlecht geht. So stimmte die AfD mehrheitlich gegen die Gaspreisbremse und gegen das Bürgergeld als Ersatz für das umstrittene Hartz-IV-System. Sie lehnte auch eine einmalige Vermögensabgabe für Superreiche ab. Die hatte die Linksfraktion als Lastenausgleich für die Bewältigung von Corona- und Energiepreiskrise vorgeschlagen. Bereits in der vorangegangenen Legislaturperiode hatte die AfD gemeinsam mit der FDP die endgültige Abschaffung der Vermögensteuer gefordert. Werkverträge in der Fleischindustrie, die vor allem zur Ausbeutung ausländischer Beschäftigter genutzt wurden, wollte die AfD dagegen weiterhin erlauben.

3) Die AfD will Krisen nicht bekämpfen, sondern ausnutzen

Für die AfD sind Krisen ein Glücksfall. Dass auf die Corona-Pandemie nahtlos der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, explodierende Energiepreise und allgemeine Inflation folgten, hat zum derzeitigen Umfragehoch der Partei entscheidend beigetragen. Die Rechtsextremen schüren Ängste und heizen die Krisenstimmung an, weil sie wissen: je verunsicherter die Bevölkerung, desto besser für die AfD. Die zynische Strategie sprechen Parteivertreter*innen mitunter offen aus. Im September 2022 sagte der Bundestagsabgeordnete Harald Weyel, dass die Gaskrise »hoffentlich« dramatisch werde: »Wenn’s nicht dramatisch genug wird, geht’s so weiter wie immer.« 2020 erklärte Christian Lüth, der damalige Pressesprecher der Bundestagsfraktion: »Solange die AfD noch ein bisschen instabil ist […], müssen wir dafür sorgen, dass es Deutschland schlecht geht.«

4) Die AfD ist vor allem dagegen

Der AfD geht es nicht um konstruktive Politik, sondern um Aufregung, Provokation, maximales Dagegensein – in der Hoffnung, die demokratischen Institutionen vorführen und den Diskurs nach rechts verschieben zu können. Der irrlichternde Kurs der AfD während der Corona-Krise machte das besonders deutlich. Zu Beginn der Pandemie warf die Partei der Bundesregierung noch vor, zu wenig für den Schutz der Bevölkerung zu tun, und forderte unter anderem Social Distancing, also Abstandhalten, und die Entwicklung von Impfstoffen. Als kurz darauf die ersten sogenannten Querdenker und Corona-Leugner*innen auf die Straße gingen, vollzog die Partei eine Wende um 180 Grad und versuchte, sich an die Spitze der verschwörungsideologischen Protestbewegung zu setzen. Was sie anfangs noch selbst gefordert hatte, galt der AfD fortan als Ausdruck einer »Corona-Diktatur«.

5) Die AfD finanziert sich auch aus dubiosen Quellen

Die AfD wirft den demokratischen Parteien vor, korrupt zu sein. Dabei ist es die AfD selbst, die mit illegaler Parteienfinanzierung für einen Skandal nach dem anderen sorgt. Weil die Partei mehrfach Großspenden annahm, deren Herkunft verheimlicht oder verschleiert wurde, hat die Bundestagsverwaltung bereits Bußgelder in sechsstelliger Höhe gegen die AfD verhängt. Derzeit ermittelt die Staatsanwaltschaft, weil die AfD über einen dubiosen »Verein zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und der bürgerlichen Freiheiten« mit Großplakaten, Internet-Spots und Gratiszeitungen im Wert von mehreren Millionen Euro unterstützt wurde – ohne dass die Partei das als Spenden verbuchte. Heimlicher Geldgeber soll vor allem ein deutsch-schweizerischer Multimillionär sein.

6) Die AfD will Kinder ins Gefängnis stecken

Aus guten Gründen wird in Deutschland nicht vor Gericht gestellt, wer jünger als 14 Jahre alt ist. Kinder können die Folgen ihres Handelns nicht ausreichend überblicken, um strafrechtlich zur Verantwortung gezogen zu werden. Begehen sie schwere Straftaten, kann jedoch zum Beispiel die Heimunterbringung angeordnet werden. Der AfD reicht das nicht. Sie fordert, dass auch Zwölfjährige die volle Härte des Gesetzes trifft – bis hin zur Jugendhaft. So wurde es in Deutschland zuletzt 1943 von der NSDAP ins Gesetz geschrieben. Strengere Regeln für den Besitz scharfer Schusswaffen lehnen die Rechtsextremen dagegen entschieden ab.

7) Die AfD zieht rechte Gewalttäter*innen an

Für viele in der AfD ist Gewalt kein Tabu. Die ehemalige Bundestagsabgeordnete Birgit Malsack-Winkemann und ein früherer Ratsherr aus Sachsen sitzen in Untersuchungshaft, weil sie mit einer Gruppe von sogenannten Reichsbürger*innen den gewaltsamen Sturz der Bundesregierung geplant haben sollen. In Kiel steht derzeit ein Mann wegen versuchten Totschlags vor Gericht, weil er als AfD- Mitglied gezielt Gegendemonstrant*innen mit dem Auto angefahren haben soll. So oft fallen Politiker*innen der Rechtsaußenpartei durch körperliche Angriffe auf Andersdenkende auf, dass der Verband der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt (VBRG) kürzlich warnte: Keine andere Partei habe »ein derartig großes Potenzial an rechten Gewalttätern in den eigenen Reihen wie die AfD«.

8) Die AfD ist frauenfeindlich

Das Frauenbild der AfD kommt direkt aus den Fünfzigerjahren. In ihren Forderungen tauchen Frauen im Wesentlichen als Mütter, Hausfrauen, Ehegattinnen und Gebärmaschinen auf. Familienpolitisches Hauptziel der Partei ist, dass Frauen im Durchschnitt wieder mindestens 2,1 Kinder bekommen – aber nur die »deutschstämmigen«. Jegliche Gleichstellungspolitik lehnt die AfD ab. Kinderbetreuung in Krippen und Ganztagsschulen wird dafür geschmäht, die traditionelle Familie zu untergraben. Den wenigen weiblichen Mitgliedern der AfD ist es per Satzung verboten, sich zu einer Vereinigung innerhalb der Partei zusammenzuschließen.

9) Die AfD will sich nicht kritisieren lassen

Immer wieder versucht die AfD, Kritiker*innen mundtot zu machen. Den öffentlich-rechtlichen Rundfunk mit seiner kritischen Berichterstattung möchte die Partei weitestgehend abschaffen. Parallel träumt sie vom Aufbau eines »der AfD freundlich gesinnten« Fernsehsenders. Öffentlich finanzierte Theater oder Bildungseinrichtungen sollen zur »Neutralität« gegenüber den rassistischen und demokratiefeindlichen Positionen der AfD verpflichtet werden. Wie es die Rechtsaußen selbst mit der Neutralitätspflicht halten, zeigte sich, nachdem im thüringischen Kreis Sonneberg zum ersten Mal in Deutschland ein AfD-Landrat gewählt worden war: Gleich seinen ersten Auftritt an einer Grundschule nutzte Robert Sesselmann, um für die AfD zu werben – was er in seiner Funktion als Landrat nicht darf.

10) Daraus folgt: Die AfD ist eine Gefahr für die Demokratie

Die AfD ist rassistisch, völkisch, nationalistisch. Menschen nichtdeutscher Abstammung sind für sie allenfalls Bürger*innen zweiter Klasse. Die AfD lässt kaum eine Gelegenheit aus, demokratische Parteien und Institutionen verächtlich zu machen. Sie verbreitet Lügen, Hass und Hetze, um die Gesellschaft zu spalten. Kurz: Die AfD ist eine Gefahr für Demokratie, Freiheit und Menschenrechte.

Text: ver.di Druck+Papier

11 Kommentare

  1. Ulrich Duncker

    // am:

    Es ist unglaublich, wie sich in Deutschland in kürzester Zeit -vor allem auch bei den Journalisten- das Bewußtsein und die Realitätswahrnehmung gewaltig verengt haben.
    Es scheint nur noch gut und böse zu geben. Putin = böse, deutsche Waffen = super, noch mehr und noch wirksamere Waffen noch viel mehr super. Der Spiegel ist schon für die Bombe, die deutsche Atombombe, wie dereinst Franz Josef Strauß. Wäre ja absolut super, Deutschland endlich sicher.
    Kein Journalist analysiert mehr, wie es zu diesem Ukraine-Krieg gekommen ist. Ein Krieg hat immer viele Ursachen, darüber wird nicht mal im Ansatz gesprochen.
    Eins ist jedenfalls sonnenklar: wer Öl ins Feuer gießt, wird den Frieden nie erreichen.
    Es war schon bei den Nazis so: sie wollten nicht siegen, sondern vernichten, eliminieren, auslöschen. Vergleiche die Sprache von Netanjahu und Merz in Israel. Israel wird mit der Vernichtung von Gaza (in der deutschen Presse ein Tabu-Thema) den Frieden nie erreichen.
    Vor noch nicht allzulanger Zeit galt in der deutschen Regierung der Grundsatz: keine Waffen in Kriegsgebiete. Längst vergessen und als großer Fehler gebrandmarkt. Jetzt schickt Deutschland (Herr Habeck) Waffen ins Vorzeigedemokratieland Saudi Arabien, nach Israel, macht Kriegsschiffdiplomatie im Roten Meer.
    Die „demokratischen Parteien“ haben übrigens in der Corona-Zeit die demokratischen Grundrechte in kürzester Zeit per Verordnung aufgelöst. Schon vergessen?
    Der beliebtste deutsche Politiker? Unser Kriegsminister.
    Armes Deutschland.

  2. Petra Gutenthaler

    // am:

    @Norbert Faulhaber

    Sie sprechen das Thema an, dass Waffen einen Krieg verlängern. Ich weiß nicht welchen Krieg/Kriege sie da genau ansprechen wollen.

    Da Sie den Zweiten Weltkrieg und ihre familiäre Betroffenheit durch den Russlandfeldzug, ansprechen, nehmen wir doch einmal das Beispiel Zweiter Weltkrieg her.
    Hätten die Alliierten, allen voran die USA, die Sowjetunion nicht mit Material und massiv mit Waffen unterstützt, hätte mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit Nazi Deutschland die Sowjetunion besiegt und besetzt.
    Die Konsequenzen für die Völker der Sowjetunion dürften allen klar sein.

    Natürlich wurden durch diese Waffenlieferungen der Krieg verlängert. Aber die Konsequenzen wären ein schneller Sieg Nazi Deutschlands gewesen, mit allen erdenklichen Gräueltaten, die eine Besatzung mit sich gebracht hätte.

    Übertragen wir das nun auf den Russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.
    Sie sagen, wir sollen lieber mit Putin verhandeln, statt Waffen zu liefern. Wenn wir aber keine Waffen liefern, ist Russland militärisch in der Lage, die ganze Ukraine zu besetzen.
    Dann hat auch Putin keinen Grund mehr zu verhandeln.
    Die Folgen dürften klar sein. Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer würden in die EU fliehen. Das Land würde besetzt werden und entweder eine Marionettenregierung eingesetzt werden oder gleich an die Russische Föderation angeschlossen werden.
    Die Folgen für die Zivilbevölkerung dürfen in beiden Szenarien verheerend sein.

    Geschichtlich betrachtet wurden die meisten Kriege auf dem Schlachtfeld entschieden. Verhandelt wurde immer dann, wenn eine Seite besiegt war oder die militärische Niederlage abzusehen war.
    Militärische Pattsituationen und Waffenstillstandsabkommen führen eigentlich immer dazu, dass der Konflikt über Jahre und Jahrzehnte schwelt und jederzeit wieder aufflammen kann.
    Prominentestes Beispiel ist der Koreakrieg. Es kam zu einer militärischen Pattsituation und Waffenstillstandsverhandlungen.
    Dies führte dazu, dass das Land geteilt wurde und der Konflikt bis heute schwelt und jederzeit wieder ausbrechen kann.
    Wollen wir so eine Situation mitten in Europa?

    Sie zitieren Helmut Schmidt. Seine Aussage ist richtig, dennoch musste Helmut Schmidt nie verhandeln, als schon Kampfhandlungen im Gange waren.
    Auch erinnern wir uns alle an die Versuche von Kanzler Scholz und Präsident Macron, an einem absurd langen Tisch mit Putin zu sprechen, VOR Kriegsbeginn.

    Weiter sprechen Sie den Versuch des ehemaligen Israelischen Ministerpräsidenten Naftali Bennet an, zu verhandeln. Sie behaupten, Boris Johnson hätte das ganze dann gestoppt. Das ist komplett falsch.

    Sie können sich das Interview mit Naftali Bennett hier nochmal anhören.
    https://web.archive.org/web/20230204212147/https://www.youtube.com/watch?v=qK9tLDeWBzs

    Das Missverständnis kam zustande, da die automatischen englischen Untertitel falsch übersetzt haben. Einige Zeitungen schrieben darauf hin, dass der Westen die Ukraine zur Beendigung der Verhandlungen gezwungen hätte.
    Das stimmt nicht. Aber der Reihe nach:
    Bennett selbst schätzte in dem Interview die Chancen auf einen Waffenstillstand auf lediglich 50%.
    Weiter sagt er, dass er sich eng mit den USA, Deutschland und Frankreich abgestimmt hat. Diese stoppten aber die enge Abstimmung, da sie keinen weiteren Sinn darin sahen.
    Dennoch gingen die Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland mit Bennett als Vermittler weiter.
    Hier kommt der Übersetzungsfehler zum Tragen. Bennett sagte, die Länder hätten die Abstimmung mit ihm gestoppt. Übersetzt wurde es aber als blockiert.
    So entstand das Narrativ, der Westen hätte die Verhandlungen gestoppt.
    Die Verhandlungen gingen aber weiter. Bennett selbst sagt im Interview als er vom Massaker in Bustcha gehört hatte: „Als das passierte, sagte ich: ‚Es ist vorbei‘.“ (ab 2:45:40)
    Dennoch wurde weiterverhandelt. Erst als 1.700 Ukrainische Soldaten in Mariupol in Gefangenschaft kamen, beendeten beide Seiten die Gespräche.

  3. Helmut Reinhardt

    // am:

    @PEER MENNECKE
    Sie scheinen ortskundig zu sein, wie lange sind Sie schon dort?

  4. Peer Mennecke

    // am:

    Herr Faulhaber,
    über Tatsachen zu spekulieren und Spekulationen als Tatsachen darzustellen, ist wohl gängiges Mittel aller Realitätsverweigerer. Willkommen in der Verschwörungshölle. Hoffentlich finden Sie da nochmal irgendwann heraus (wahrscheinlich eher nicht).

  5. Wolfgang Daub

    // am:

    Zum Thema Krieg: den zweiten Weltkrieg führte das Nazi-Regime gegen die Sowjetunion und nicht gegen Russland! Die schlimmsten Greueltaten fanden damals auch auf dem Boden der Ukraine statt!

    Zum Kalten Krieg: die Entspannungspolitik der SPD hatte ihre Basis auf einer wehrhaften NATO und Bundeswehr! Der Verteidigungsetat damals betrug 3,5 Prozent des BIP, was heute 125 Milliarden Euro nicht einmalig sondern pro Jahr bedeuten würde! „Dank“ Rezession und Rechentricks kommt die BRD derzeit auf gerade zwei Prozent!

    Zu angeblichen Friedensverhandlungen hat der Deutschlandfunk diese Woche einen interessanten „Hintergrund“ gebracht:

    „Krieg in der Ukraine – Der lange Weg zum Frieden“ https://www.deutschlandfunk.de/russland-und-die-ukraine-der-lange-weg-von-friedensverhandlungen-dlf-de6ddcd7-100.html

  6. Gunder Haschker

    // am:

    Diese ganzen für-und-gegen-Verhandlungen-mit-Putin-Kommentare lassen eins vermissen: das grundlegende Verständnis dafür, dass in diesem Krieg unabhängig von allen Werte-Betrachtungen vor allem auch UNSERE Sicherheit in der Ukraine verteidigt wird! Die Ukraine ist nicht am Hindukusch sondern ganz nahe. Insofern müssen der Ukraine alle erforderlichen Waffen zur Verfügung gestellt werden, damit Putins Armee diesen Krieg nicht gewinnt, wobei deren Lieferung wirklich niemand lustvoll bejubelt. Aber dieser Diktator in Russland versteht nur die Sprache der Stärke.

  7. Norbert Faulhaber

    // am:

    Der Tod eines jeden Menschen ist eine Tragödie. Darüber, ob und inwieweit Präsident Putin mit dem Tod von Alexej Nawalny zu tun hat, können wir nur spekulieren – oder haben Sie wirklich Beweise für die Behauptung, er sei ermordet worden? Vielleicht waren es die Haftbedingungen im Straflager, die für seinen Tod verantwortlich sind, vielleicht war er gesundheitlich schon angeschlagen – alles Spekulation. Und was ist eigentlich mit den vielen Menschen – auf beiden Seiten – die in den letzten zwei Jahren in der Ukraine verheizt wurden? Bringen Sie für die keine Empathie auf? Wenn es stimmt, was der ehemalige israelische Ministerpräsident Naftali Bennett sagt, gab es bereits im März 2022 ein unterschriftsreifes Waffenstillstandsabkommen zwischen der Ukraine und Russland – und dann flog der damalige britische Premier Boris Johnson nach Kiew und machte den Ukrainern klar, dass sie gefälligst zu kämpfen haben. Wenn das stimmt, ist Johnson direkt für den Tod von Zehntausenden verantwortlich – was sagen Sie dazu?
    Aber sobald man Fakten bringt und auf den historisch vielfach belegten Umstand hinweist, dass noch mehr Waffen einen Krieg gewöhnlich verlängern und nicht verkürzen, dass man Putin nicht mögen muss, um Verhandlungen sinnvoll zu finden, muss man sich hier auf das Übelste beschimpfen lassen. Gibt es bei der seemoz eigentlich keine Netiquette? Helmut Schmidt hat mal gesagt, es sei besser, zehn Stunden lang zu verhandeln als zehn Minuten lang zu schießen. Sorry, aber so sehe ich das auch. Mein Vater war deutscher Soldat in Russland im Zweiten Weltkrieg und hinterher fünf Jahre in russischer Kriegsgefangenschaft – tut mit leid, aber der Bedarf an Kriegen gegen Russland ist in unserer Familie für die nächsten 500 Jahre gedeckt. Wenn Frau Nawalny deshalb vor mir ausspucken würde (kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, es gibt auch noch Menschen, die sich benehmen können), würde ich ihr zumindest zugute halten, dass sie sich nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes in einer absoluten psychischen Ausnahmesituation befindet. Aber welchen Grund haben Sie, derart ausfällig zu werden?
    Ja, ich muss es jetzt zugeben: Thomas Willauer hat doch recht. Sachliche Diskussionen ohne persönliche Herabwürdigungen sind in der seemoz offenbar nicht mehr möglich. Auch ich verabschiede mich deshalb hier und heute.

  8. Petra Zemsky

    // am:

    @norbert faulhaber

    Ausgerechnet an dem Tag, an dem feststeht, dass Putin seinen Konkurrenten Alexei Nawalny endgültig zur Strecke gebracht hat, machen Sie mit Ihrer wiederholten Forderung nach einer Einstellung des militärischen Beistands für die Ukraine und mit Ihrem damit verbundenen, ebenso wiederholten Kniefall vor einem eiskalten Mörder (Anna Politkowskaja, Alexander Litwinenko, Boris Nemzow u.v.a.m. lassen „grüßen“) deutlich, dass Sie neben Ihrem grundsätzlichen Unvermögen, sich in die Psyche und den Charakter eines moralisch verkrüppelten Menschen wie Wladimir Putin hineinzuversetzen und daraus die (leider) einzige realistische Konsequenz zu ziehen, selbst vor dieser Geschmacklosigkeit nicht zurückschrecken.
    Ich bin mir sicher, dass wenn Nawalnys Witwe von Ihnen Kenntnis hätte und Ihnen zufällig begegnen würde-, sie würde Ihnen vor die Füße spucken.

  9. Norbert Faulhaber

    // am:

    Sie wird verbal niedergeknüppelt („Lumpenpazifisten“, „Putintrolle“, „Zarenknechte“ und so weiter und so fort) – und das in (fast) allen Medien. Dieses Trommelfeuer ist ja fast noch schlimmer als in der kältesten Phase des damaligen Kalten Krieges. Und viele, die noch vor gar nicht allzu langer Zeit sich als „Pazifisten“ brüsteten, stimmen da begeistert mit ein, allen voran die Hofreiters, Baerbocks und Nouripours – und natürlich die selbsternannten Erben von Willy Brandt und Egon Bahr (wenn Letztere nicht schon tot wären, müssten sie jetzt vermutlich um ihre SPD-Mitgliedschaft bangen…).

  10. Dr. Peter Krause

    // am:

    @Norbert Faulhaber

    Zitat: „… läßt sich nämlich prima JEDE Kritik an der derzeitigen (von Tag zu Tag immer atemberaubender werdenden) Hochrüstungspolitik niederknüppeln…“

    Das ist falsch. In der Bundesrepublik wird diese Kritik nicht „niedergeknüppelt“.
    Richtig ist jedoch, dass in Russland Kritik am Krieg und an Putin für die Menschen, die diese Kritik äußern, tödlich sein kann.

  11. Norbert Faulhaber

    // am:

    Es gibt viele gute Argumente gegen die AfD. Sie diene sich „dem Russland Wladimir Putins an“ ist ein schlechtes. Mit dieser Behauptung, die – jahrhundertealte – anti-russische Reflexe in der deutschen Mentalität bedient, lässt sich nämlich prima JEDE Kritik an der derzeitigen (von Tag zu Tag immer atemberaubender werdenden) Hochrüstungspolitik niederknüppeln – egal, ob Sie von Alice Schwarzer, Sahra Wagenknecht oder der DKP kommt. Dass sich die AfD im Unterscheid zur klassischen deutschen Rechten mehrheitlich NICHT antirussisch positioniert ist, ist ein interessantes Phänomen – und man wünscht sich unwillkürlich, SPD, Grüne und (Rest-)Linke wären genauso gepolt. Ich finde, zwei Kriege gegen Russland/UdSSR in den letzten 110 Jahren reichen einfach. Dass die verdi glaubt, ausgerechnet dieses Totschlagargument aus der Mottenkiste des Kalten Krieges hervorholen zu müssen, verwundert natürlich nicht – hat sie doch auf ihrem letzten Bundeskongress geradezu lustvoll die Lieferung von Waffen an die Ukraine bejubelt…

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