
Bei den letztjährigen Gemeinderatswahlen kandidierte Michael Bluemm erfolglos mit seinem rechten Bündnis „KN Kommt“. Schon damals fiel er mehrmals mit beleidigenden Kommentaren auf Facebook auf. Das „verlogene Pack der Alt-Parteien“, müsse umgehend „entsorgt“ werden, so Bluemm. Im Vorfeld der anstehenden Bundestagswahlen legt er nun nach.
Sprachliche Entgleisungen, üble Nachrede, Hass, Hetze und Verunglimpfungen politisch Andersdenkender sind ein besonderes Markenzeichen des Tanzlehrers, der auch als Berater für Solaranlagen tätig ist. Seitdem klar ist, dass ein neuer Bundestag gewählt wird, verschärft Bluemm den Ton fast täglich. Einer von vielen schäumenden Pöblern, die in den digitalen Echokammern ihr Unwesen treiben.
Der „Teufel“ muss in den Knast
Vor allem auf das politische Spitzenpersonal der aufgelösten Ampel-Koalition hat er es abgesehen. SPD-Innenministerin Nancy Faeser ist für ihn „die größte faschistoide Gefahr seit 1945. Diese Person sollte eingesperrt werden.“ Ähnliches fordert er für Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Der sei „ein Teufel“, den man „lebenslang in Sicherheitsverwahrung“ nehmen und auch enteignen müsse.
Auch die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel gehöre „verurteilt, enteignet und eingesperrt“. Über Noch-Kanzler Olaf Scholz schreibt er: „Adolf Hitler ist wieder da“ und auch der grüne Kanzlerkandidat Robert Habeck sei „ein totalitärer Faschist im Geiste“.
Kritik an der AfD bezeichnet Bluemm als „faschistoid“, denn diese Partei gehöre seiner Meinung nach endlich auf die Regierungsbank. Über die Demos gegen rechts urteilt er, dies seien „fehlgeleitete aggressive Faschisten, um gegen eine demokratische Oppositionspartei zu demonstrieren (…) Die aktuelle korrupte und faschistoide Regierung Deutschlands ist Initiator dieser Bewegung.“
Mit Höcke einer Meinung
Für den wahren Faschisten Björn Höcke hegt er Sympathien und besonders widerwärtig ist folgende Einlassung von Bluemm zum Thema Inklusion: „Höcke hat völlig recht, wenn er von einem belastenden Faktor durch Inklusion spricht. Die Umstellung der Schulen auf Barrierefreiheit, die zusätzliche Belastung der Lehrer bei verständnisschwächeren Schülern, der Umgang mit Behinderten insgesamt ist eine deutliche Mehrbelastung an den Schulen.“ Diese Menschenverachtung mag man gar nicht weiterdenken…
Bluemm ist mit seinen rechtsradikalen Ansichten und Hetzparolen leider nicht allein. Zusammen mit seinem „KN Kommt“-Mitstreiter und Heilpraktiker Daniel Niedzwetzki rief er Ende 2024 einen „freien Stammtisch“ ins Leben, der sich derzeit monatlich in einem Nebenzimmer einer Konstanzer Weinstube trifft und großen Zulauf hat.
Stammtisch der etwas anderen Art
Ein interessierter Konstanzer, der einfach mal wissen wollte, was da vor sich geht, berichtete nach einem Besuch der Zusammenkunft: „Da war neben einigen Unverdächtigen und harmlosen Normalos aber so ziemlich alles da, was die Szene der zum Teil völlig Abgedrifteten auch in unserer Stadt zu bieten hat.“
Da seien fanatisierte Querdenker dabei („mittendrin natürlich Gerry Mayr“), Verschwörungstheoretiker und Reichsbürger-Sympathisant:innen, offen Rechtsradikale, dazu Blut- und Bodenesoteriker, Klimawandel-Leugner:innen, Gegner der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten – Stichwort „Lügenpresse“ – und angeblich besorgte Bürger:innen, „die sich in einer links-grünen Diktatur wähnen, gegen die man endlich aufstehen müsse“. Eine gruselige aber auch brisante Mischung, so der Beobachter: „Eine halbwegs vernünftige Diskussion über durchaus strittige Themen fand nicht statt und wurde so auch nicht gewünscht.“
Text und Bild: Holger Reile. Das Foto zeigt Michael Bluemm (links) und Daniel Niedzwetzki bei der letzten Kommunalwahl an ihrem Wahlkampfstand.
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