Vom 17. bis zum 26. Mai werden in der Waldbesetzung im Altdorfer Wald zahlreiche Aktivist*innen und Bürger*innen aus ganz Europa erwartet. Über zehn Tage lang finden zahlreiche Vorträge, Protesttrainings, Konzerte und Exkursionen zu Themen rund um Leben in der Natur, globale Gerechtigkeit und Klimaschutz statt.
„Durch unsere Workshop-Woche werden Menschen dazu ermutigt, sich mit den Problemen unserer Gesellschaft inhaltlich auseinander zu setzen und ermächtigt, zielgenaue Aktionen gegen Klimazerstörung vor unserer Haustür zu machen“, erklärt Kiki Köffle, eine der Waldbesetzer*innen.
Alle Programmpunkte finden zweisprachig in Deutsch und Englisch statt.
Zu den externen Referent*innen gehört auch der renommierte Geologe Dr. Herrmann Schad, der am 20. Mai eine Exkursion zur Geomorphologie des Waldburger Rückens anbietet.
Der bekannte Journalist und Publizist Wolfram Frommlet hält am 19. und 26. Mai zwei Referate zu neokolonialen Strukturen im globalen Süden und der Landwirtschaft.
Am 18. Mai erklärt der Bad Schussenrieder Meteorologe Roland Roth in seinem Vortrag „Im Zeichen des Klimawandels – Global und Regional“, wie sich die menschengemachte Erdaufheizung hier in Oberschwaben auswirkt.
Eine kontroverse Diskussionsrunde gibt es auch zur Windkraft im Altdorfer Wald.
Voneinander lernen
Die Waldbesetzung im Altdorfer Wald leistet nun schon seit mehr als drei Jahren Widerstand gegen den umstrittenen Kiesabbau. „Wir müssen endlich aufhören, mit Straßenbau und Neubaugebieten Ressourcen zu verschwenden. Weniger ist mehr, diese Philosophie muss auch im Regionalverband und in den Holzköpfen der Politiker*innen ankommen“, erklärt Mitorganisator Samuel Bosch (21). Nur durch vielfältige Aktionen könne man eine Veränderung in Richtung Klimagerechtigkeit und eine zukunftsfähige Kommunalpolitik erreichen. So haben mehrere Workshops das Ziel, Bürger*innen Protest zu ermöglichen: Ob „Versammlungsrecht kreativ nutzen“, Baumklettertechniken oder „How to Gebäude beklettern“ – es ist für alle Interessen etwas dabei.
Gegen Ende der Woche wird es einen Workshop geben, den Aktivist*innen aus dem Altdorfer Wald bereits auf dem Kongress des Chaos Computer Clubs in Hamburg erprobt haben: Er beinhaltet, nach einer kurzen Einleitung und dem Vorstellen von Beispielen, drei direkte Aktionen zu planen und durchzuführen. So soll neuen Aktivist*innen der Einstieg erleichtert werden.
International wird das Programm auch durch Vorträge aus der Kurdischen Frauen- und Demokratiebewegung und durch die Vorstellung der Initiative für ein Soziokulturelles-Zentrum in Ravensburg.
Konzerte, Filmvorführungen und eine Drag-Show runden das Programm kulturell ab. Während der zehn Tage gibt es auch für alle die Möglichkeit, von- und miteinander zu lernen, indem Besucher*innen eigene Workshops anbieten können.
Organisiert aus dem Knast
Das Besondere an der diesjährigen Workshopwoche ist, dass sie großteils aus dem Gefängnis in Göppingen organisiert wurde. Bevor das Bundesverfassungsgericht das Augsburger Hafturteil gegen ihn für verfassungswidrig erklärte und aufhob, gestaltete Samuel Bosch dort während seiner Haft die Plakate und Instagramwerbung von Hand und fragte postalisch zahlreiche Referent*innen an. Auch über seine Erfahrungen im Jugendarrest und die Aktion an der Regierung von Schwaben wird es einen Vortrag mit anschließender Diskussionsrunde über die Sinnhaftigkeit von Knästen geben. „Wenn es zur Normalität wird, dass Gerichte Aktivist*innen verfassungswidrig ins Gefängnis sperren, ist es wichtig, dass viele die Fähigkeiten haben, Protestaktionen für unsere Lebensgrundlagen und gegen soziale Ungerechtigkeit durchzuführen! Diese Fähigkeiten wollen wir hier im Altdorfer Wald teilen“, so Samuel Bosch (21).
Weitere Informationen
ravensburg.klimacamp.eu/workshopwoche und
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Der Eintritt ist frei, eine Voranmeldung ist nicht erforderlich. Für Schlafplätze in Baumhäusern mit und ohne Leiter oder in Zelten ist gesorgt.
Text: MM/red., Bilder: Veranstalter
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