Warum macht Wohnen arm und wie hängt das mit der Gesundheitsversorgung im Landkreis zusammen? Dieser Frage geht die „Die Linke Konstanz“ in einer Presseerklärung zur jüngsten Studie des Paritätischen Wohlfahrtsverbands (der „Paritätische“) nach.
„Die Statistik vom Paritätischen schreckt zwar auf, aber in Kommunen und Landkreisen wie Konstanz überrascht es wenig, dass durch horrend hohe Mieten Menschen verarmen“, so Lars Hofmann, Direktkandidat der Linken zur Bundestagswahl für den Wahlkreis Konstanz. „Die Wohnarmut wurde durch die Ampel nicht zurückgedrängt, sondern schlicht ignoriert. Die Kosten für diese Versäumnisse tragen die einfachen Menschen“.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Bericht die Verbreitung von Armut in Deutschland genauer erfassen will, indem er die Mietkosten in die Berechnung des Existenzminimums einbezieht. Nach statistischen Berechnungen benötigt ein Mensch 1016 Euro monatlich zur Bestreitung des Lebensunterhalts. Wenn man aber davon die Mietkosten abzieht und der Restbetrag geringer ist als das Existenzminimum, besteht ein beträchtliches Armutsrisiko. Die Höhe der Miete hat also einen großen Einfluss auf das verfügbare Einkommen. Zugleich steigen die Mieten vor allem in den Städten seit Jahren und werden weder durch entsprechende Lohnsteigerungen noch durch staatliche Unterstützungsangebote ausreichend aufgefangen.
Wie so häufig, sind Menschen mit niedrigerem Einkommen, in prekärer Beschäftigung oder Bezieher:innen von Bürgergeld, ungleich härter betroffen: Gutverdienende, die die Hälfte ihres Einkommens für eine Wohnung ausgeben, können vermutlich von der verbleibenden Summe noch gut leben. Wer zum Beispiel 1800 Euro im Monat verdient und dann nur noch 900 Euro übrig hat, hat diesen „Puffer“ nicht, muss mit sehr überschaubaren Mitteln haushalten und mit einem niedrigeren Lebensstandard zurechtkommen. Die Folge? Diese Personen sterben statistisch gesehen früher als Wohlhabende, unter anderem weil sie sich eine gesunde Ernährung und Lebensweise nicht leisten können.
Die Zahl der Armutsgefährdeten explodiert durch diese realistischere Schätzung: Wohnarmut betrifft insgesamt 21,2 % der Bevölkerung (17,5 Mio. Menschen), das sind 5,4 Mio. Menschen mehr als nach herkömmlicher Berechnung. Jede fünfte Person in der Bundesrepublik ist direkt davon betroffen, auch wenn es geografische und biografische Unterschiede gibt. Für Details sei an dieser Stelle auf die Studie „Wohnen macht arm“ des Paritätischen verwiesen.
„Es ist ein Skandal, dass die Ampel hier seit Jahren nichts bewegt hat. Es fallen jeden Tag Wohnungen aus der Sozialbindung, ohne dass neue Wohnungen in äquivalenter Anzahl entstehen würden. Was heißt das für Menschen im Kreis Konstanz: Verlieren sie ihre alten Mietverträge mit günstigen Konditionen, ist die Chance enorm, dass die Kosten der neuen Wohnung, falls sie überhaupt eine finden, sie in die Wohnarmut stürzt.“
Die Folgen treffen Alleinerziehende, Rentner:innen und andere Gruppen, die es ohnehin schon schwer genug haben ihren Alltag zu meistern, am härtesten. Steigende Mieten, stagnierende Löhne und der Mangel an bezahlbarem Wohnraum verschärfen den Konkurrenzdruck in diesem Bereich. Letztlich werden Menschen so aus ihren Quartieren und Kommunen verdrängt. Die alte Regel, nicht mehr als ein Drittel des Lohns für die Miete aufzuwenden, hat sich nach Meinung des Bundestagskandidaten komplett überholt.
Hofmann weiter: „Manche Konstanzer Bürger:innen werden sich sagen: Ich verdiene doch gut, was geht es mich an? Die jüngste Schließung des Pflegeheims der AWO sollte auch ihnen klar machen, dass es sie betrifft“. Denn es geht uns alle an, wenn sich Berufsgruppen wie z. B. Pflegekräfte keinen Wohnraum mehr leisten können. „Wir verlieren diese und andere systemrelevanten Fachkräfte, wenn wir nicht endlich politisch gegensteuern. Was ist zu tun, um die Lage zu verbessern? Löhne, Renten und Bürgergeld müssen steigen, Mieten gedeckelt werden. Der öffentliche Wohnungsbau muss massiv ausgebaut und die Sozialbindung entfristet werden“.
Zum Thema „Mietenwahnsinn“ läuft nicht nur aktuell in Baden-Württemberg das Volksbegehren „Mieten runter!“, die steigenden Mietkosten werden auch im Programm der Linken zur Bundestagswahl prominent aufgegriffen.
MM/ans, Bild: Tobias Braun
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