Zweimal jährlich veröffentlicht die Stadt Konstanz eine Vorhabenliste mit einigen jener Aufgaben, die sie in absehbarer Zeit zu erledigen gedenkt. Jetzt ist es wieder so weit: Die Verwaltung beschreibt, was sie erledigt hat und welche Nüsse sie in nächster Zeit knacken will.
Fernbusse
Dass der zunehmende Fernbus-Verkehr auf Dauer nicht in der Innenstadt auf dem Döbele bleiben kann, war schon früh klar. Daher wurde der Umzug dieser Busse auf einen eigenen Fernbusbahnhof am Brückenkopf Nord schräg gegenüber dem Bofo beschlossen. Das alles könnte jetzt recht zügig vorangehen: Anfang 2024 soll der Fernbusbahnhof fertig sein, und Mitte 2025 auch das dort geplante Parkhaus. Des einen Freud, des anderen Leid, denn das bedeutet für Bewohner‘*innen der Innenstadt, dass sie mit ihrem Gepäck in Zukunft raus aus der Stadt an die Reichenaustraße gehen oder fahren müssen. Da sind die Busbetriebe der Stadtwerke Konstanz gefragt, auch abends einen ausreichenden Service zur Verfügung zu stellen, damit die erste bzw. letzte Meile gut zu absolvieren ist, denn auch die längste Reise beginnt bekanntlich mit nur einem einzigen Schritt.
Schulen
Die Schulen sind ein dicker Brocken im städtischen Haushalt, und die oft jahrzehntelange Vernachlässigung der Gebäude zieht jetzt einen erheblichen Investitionsbedarf nach sich – man denke nur einmal an der Zustand der Geschwister-Scholl-Schule, bei deren Anblick der Stadtkämmerer Blut und Wasser schwitzt. Mal ganz abgesehen von der Erweiterungsplanung für diese Schule, die von einem nachsichtigen Gemeinderat auf 2025 verschoben wurde.
In der neusten Vorhabenliste der Stadt findet sich eine Schätzung jener Baukosten für die Schulen, die auf die Stadt zukommen dürften:
– Sanierung Geschwister-Scholl-Schule mit Sporthalle ca. 40 Millionen Euro;
– Erweiterungsbau Geschwister-Scholl-Schule ca. 10,5 Millionen Euro;
– Erweiterungsbau Grundschule Wollmatingen inkl. Ausstattung ca. 7,85 Millionen Euro:
– Erweiterungsbau Heinrich-Suso-Gymnasium mit Sporthalle ca. 29 Millionen Euro;
– Erweiterungsbau Grundschule Allmannsdorf ca. 3,5 Millionen Euro;
– Erweiterungsbau Grund- und Werkrealschule Berchen ca. 10 Millionen Euro;
– Sanierung Grund- und Werkrealschule Berchen ca. 4,45 Millionen Euro;
– Sanierung neue Gemeinschaftsschule Lotte Eckener ca. 1,2 Millionen Euro.
Darüber hinaus fallen natürlich auch noch andere Kosten an, etwa 250.000 Euro für die Grundschulkinderbetreuung, auf die es ab 2026 über die bisherigen freiwilligen Leistungen hinaus einen Rechtsanspruch geben wird.
Ladenzeile am Bahnhof
Man vergisst über allem Lärm um die derzeitige Baustelle im Bahnhofsbereich gern, dass hier ganz groß geplant wird, so weit das mit der bekanntlich sehr hartleibigen Bahn überhaupt möglich ist. Bekanntlich soll an „der Mobilitäts-Drehscheibe Bahnhof Konstanz ein Fahrradparkhaus (ca. 770 Stellplätze) mit Servicestation realisiert werden, um langfristig die Bedarfe nach wettergeschützten und zugangsgesicherten Abstellplätzen im erweiterten Bahnhofsumfeld abdecken zu können. Flankierende Nutzungen wie Fahrradwerkstatt und -service, Fahrradverleih sowie touristische Beratung im Erdgeschoss sollen das Fahrradparkhaus ergänzen. Seitens DB S & S [Station & Service, red.] sind im Erdgeschoss Nutzungseinheiten für Gastronomie und Reisendenversorgung vorgesehen. Zudem sollen Lagerflächen sowie eine öffentliche WC-Anlage in den Planungen berücksichtigt werden.“
In der Vorhabenliste geben sich die städtischen Planer*innen höchst optimistisch: „Die Ergebnisse der Vorentwurfsplanung sollen Anfang 2024 vorgestellt werden. Aktuell werden die künftigen Eigentums- bzw. Vertragsverhältnisse zwischen Stadt und DB S & S abgestimmt, das Betreiberkonzept erarbeitet und die Planungs- und Finanzierungsvereinbarung […] vorbereitet. Letztgenannte Vereinbarung wird dem Gemeinderat im 1. Quartal 2024 zum Beschluss vorgelegt.“
Das heißt, dass es bald vorangehen soll, denn der Baubeginn ist bereits für Ende 2025 geplant. Hoffen wir, dass die Fertigstellung nicht ad kalendas graecas geschieht.
Radeln
Das Handlungsprogramm Radverkehr, das nach seiner Verabschiedung im April 2016 in bestimmten Kreisen große Euphorie auslöste und etliche Verbesserungen für die Radelnden brachte, ist in die Jahres gekommen. Deshalb soll es jetzt fortgeschrieben werden.
Dabei gilt es einiges zu berücksichtigen. Neue städtebauliche Entwicklungen wie am Hafner oder auf dem Siemens-Areal (inzwischen zum „Bücklepark“ veredelt) haben auch Auswirkungen auf den Fahrradverkehr. Außerdem geht es um die Lage einer zweiten Fuß- und Radbrücke über den Seerhein und um eine Radschnellverbindung in Richtung Radolfzell.
Auch beim Fahrrad entwickelt sich die Elektrifizierung schneller als auf gewissen Bahnstrecken der Region, und es muss darüber nachgedacht werden, für die bis zu 45 km/h schnellen S-Pedelecs ein Wegenetz zu entwickeln, da die bisherigen Radwege für einen Mischverkehr zwischen schnellen und langsamen Fahrrädern, Lastenfahrrädern, Kinderanhängern usw. kaum taugen.
Mit der zunehmenden Verbreitung der schnellen Pedelecs steigt einerseits die Reichweite, in der insbesondere Pendler sinnvoll radeln können, – warum nicht mit dem Rad zur Arbeit nach Radolfzell oder Weinfelden, wenn es so schneller als mit anderen Verkehrsmitteln geht? Andererseits benötigen diese Fahrzeuge aber auch geeignete Pisten, um ihre Geschwindigkeit voll austoben zu können, und daran hapert es derzeit noch ganz erheblich. In dieser Hinsicht sollen noch in diesem Jahr wichtige Vorentscheidungen fallen.
Bürgerbeteiligung
Ob und wenn ja wie Sie selbst eine Bürgerbeteiligung anregen können, ist in den „Leitlinien für Bürgerbeteiligung“ geregelt, die Sie hier finden.
Text & Bild: O. Pugliese, Quelle: Offenlage – 02.02.2024
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