Am kommenden Freitag ist er wieder in Konstanz – der Journalist und Friedensaktivist Andreas Zumach. Der langjährige UNO-Korrespondent wird ganz aktuell über Hintergründe und Lösungsmöglichkeiten der beiden Konflikte informieren, die uns derzeit am meisten beschäftigen.
Nun bezieht also auch der Papst Prügel. In einem Interview hatte sich Franziskus für Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland ausgesprochen und dabei den Begriff „Weiße Fahne“ fallen lassen – für viele eher ein Synonym für Kapitulation als für Waffenstillstand. Seither ebbt die Kritik nicht ab; auch aus seiner Kirche und aus christlichen Parteien ertönt viel Widerspruch. Aber ist Franziskus wirklich ein Putin-Freund? Oder sagt er nicht eher dasselbe, wie viele andere Staats- und Regierungschefs aus dem globalen Süden? Nämlich dass Kriege stets nur durch Verhandlungen beendet werden?
Diese schlichte Erkenntnis erreicht die grünen, schwarzen und gelben Freund:innen der Rüstungsindustrie schon längst nicht mehr – sie reiten lieber auf dem Thema Taurus herum, als würden ein paar Marschflugkörper aus deutschem Bestand den Kriegsverlauf entscheidend ändern. Als fehle es der von Putins Russland attackierten Ukraine nur an ein paar Raketen. Und als stünde in den USA nicht eine Präsidentschaftswahl an, die womöglich alles ändert – dann nämlich, wenn Donald Trump die bisherige US-Unterstützung für die Ukraine beendet.
Überhaupt breitet sich in unserer Gesellschaft eine Kriegslogik aus, die sich zunehmend in Wirtschaft, Kultur und Politik festsetzt – und nur noch „gut“ und „böse“ kennt. Das gilt auch für den zweiten großen Konflikt, der seit dem 7. Oktober, dem bestialischen Überfall der palästinensischen Hamas auf israelische Zivilist:innen, unzählige Menschenleben fordert.
Kein Ende in Sicht?
Hier werden ebenfalls von allen Seiten einseitige Bekenntnisse erwartet: In Deutschland überwiegend für Israel – obwohl dessen rechtsextreme Regierung im Gazastreifen völkerrechtswidrig gegen die Zivilbevölkerung vorgeht, die Besetzung des Westjordanlands intensiviert und selbst Hilfslieferungen für die hungernde Bevölkerung blockiert. Oder für ein Palästina „from the river to the sea“ – als wäre die Entstehung Israels nur als koloniales Konstrukt zur Unterdrückung der indigenen Bevölkerung zu verstehen, und nicht auch als Zufluchtsprojekt von NS-Opfern.
Vieles deutet darauf hin, dass die Kriege in nächster Zeit so weitergehen. In der Ukraine mit vielen Angriffen auf Zivilist:innen und Geländegewinnen von ein paar hundert Metern in der Woche. Im Nahen Osten mit weiteren Angriffen des von den USA und Deutschland mit Waffen belieferten israelischen Militärs, das demnächst auf den Süden des Gazastreifens vorrücken und die humanitäre Katastrophe ins Unermeßliche steigern wird.
Trotzdem reden alle weiter von Sieg. Und fast niemand von Waffenstillstand, von Verhandlungen, von den gegenwärtigen und zukünftigen Opfern.
Viele Fragen
Aber muss das so sein? Gibt es wirklich keine Szenarien, die die Kriege beenden könnten, bevor alles zu spät ist? Und überhaupt: Welche Vorgeschichte hatten diese schon lange schwelenden Konflikte? Hätte frühzeitiges Handeln die Eskalationen verhindert? In welchen Punkten wäre jetzt ein Umdenken sinnvoll? Welche Handlungsspielräume gibt es?
Darüber informiert am Freitag, 22. März, der Journalist und Buchautor Andreas Zumach. Er war von 1988 bis 2020 Korrespondent am UNO-Sitz in Genf und berichtete regelmäßig für die Berliner tageszeitung (taz), die Zürcher Wochenzeitung WOZ und weitere Blätter sowie Rundfunk- und Fernsehanstalten. Zu seinen Spezialgebieten gehören internationale Konflikte (beispielsweise Irak, Syrien, Afghanistan, Ukraine) sowie Aspekte der Sicherheitspolitik und Rüstungskontrolle, des Völkerrechts und der Menschenrechte. Von ihm erschien im Zürcher Rotpunktverlag das Buch „Reform oder Blockade – welche Zukunft hat die UNO?“.
Kurz nach Beginn des Gazakriegs führte der SWR ein Interview mit Zumach; außerdem sind viele seiner Vorträge im Internet abrufbar. Andreas Zumach wird auch an Ostermontag am Internationalen Bodensee-Friedensweg teilnehmen.
Andreas Zumach: „Ukraine/Gaza: Keine Auswege aus den Kriegen?“ Freitag, 22. März, 19 Uhr. Ort: Astoria-Saal, VHS Konstanz, Katzgasse 7. Der Eintritt ist frei.
Zum Vortrag und zur Diskussion laden ein: Friedensinitiative Konstanz, VHS Landkreis Konstanz, seemoz e.v., Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes VVN, Konstanzer Bündnis für gerechten Welthandel, ver.di-Ortsverein Medien + Kunst Konstanz
Text: Pit Wuhrer / Fotos aus dem Ukraine-Krieg (oben): kyivcity/wikimedia commons, aus dem Gaza-Krieg: Mohammed Ibrahim/unsplash
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