E Busse Stadtwerke Konstanz 24 04 23 ©ralph Braun

Stadtbuslinie 11: Protest zeigt Wirkung

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E Busse Stadtwerke Konstanz 24 04 23 ©ralph Braun
Genügend Fahrzeuge gibt es jedenfalls

seemoz berichtete Anfang September über die geplante Kappung der Konstanzer Buslinie 11. Zum Fahrplanwechsel im Dezember, so bestätigten uns damals die Stadtwerke, werde der Elfer zwischen Uni und Staad/Autofähre eingestellt. Nun rudert man ein bisschen zurück.

Nachdem sich nach seemoz auch der Südkurier des Themas annahm, regte sich Widerstand. Neben Privatleuten beschwerten sich die Uni, die Geschwister-Scholl-Schule und die Buchenbergschule, deren Schüler:innen, Studierende und Beschäftigte nun längere Wege in Kauf nehmen müssten. Zudem würden Staad und Allmannsdorf mit der Linienkürzung vom Bahnhof Wollmatingen abgeschnitten.

Zwar ist die Busfahrt dorthin mit Umstieg am Sternplatz auf die Linien 6 oder 13/4 nur wenige Minuten länger als der direkte Weg mit der Linie 11. Jedoch verfehlen die Sternenplatz-Busse die Abfahrt der Züge in Wollmatingen um wenige Minuten. Im Ergebnis verlängert sich damit die Fahrzeit etwa nach Singen um wenigstens eine Viertelstunde.

Später Protest

„SPD-Stadtrat Jürgen Ruff stellte den Kontakt zwischen verschiedenen Betroffenen her und riet ihnen zu einer gemeinsamen Vorgehensweise“, schrieb die Lokalzeitung. Für die Grünen forderte Stadträtin Dorothee Jacobs-Krahnen eine öffentliche Debatte im Haupt-, Finanz- und Klimaausschuss.

Besprochen und, wie man hört, ohne Gegenstimmen abgenickt wurde die Streckenkürzung freilich bereits im März im sogenannten Busausschuss. In dieser geheim tagenden Untergruppe des Stadtwerke-Aufsichtsrats sind alle Gemeinderatsfraktionen vertreten.

Wer jetzt, nachdem das Thema hochgekocht wurde, gegen den Abbau des ÖPNV protestiert oder kritisiert, die Kürzung sei nicht mit der Uni und den Schulen abgesprochen, der muss sich fragen lassen: Wo war die kritische Nachfrage damals im März, als der Busausschuss den Leistungsabbau genehmigte?

Immerhin regten Linke Liste und die Grünen nun im Gemeinderat an, den Busausschuss zu wichtigen Themen künftig öffentlich tagen zu lassen. „Die Betroffenen nicht einzubinden führt zu Politikverdrossenheit“, mahnte Holger Reile von der Linken Liste. 

Es kommt nicht ganz so schlimm

Die Stadtwerke versuchen nun zu beschwichtigen. Es werde morgens und mittags Schulbusse ab und nach Staad geben, auch zu den Vorlesungs- und Arbeitszeiten der Uni. Elf von bislang 28 Kursen werde man weiter anbieten. Und Stadtwerke-Chef Norbert Reuter setzt noch gute Nachrichten oben drauf. Die für den Winter vorgesehene Kürzung des Fähretakts von 15 auf 20 Minuten wird ein bisschen zurückgenommen. Zumindest zu den Stoßzeiten, Montag bis Freitag von 6–9 und 15–19 Uhr, bleibt es beim 15-Minuten-Takt. Zudem ist die angedachte Ausdünnung der Linie 1 auf nur noch drei Kurse pro Stunde komplett vom Tisch. „Weitere Kürzungen sind nicht vorgesehen“, versprach Reuter dem Gemeinderat.

Auf das Grundproblem, nämlich den seit einigen Jahren Schritt um Schritt vollzogenen Leistungsabbau bei gleichzeitig stetig steigenden Fahrpreisen wusste er indes nur mit betriebswirtschaftlichem Kalkül zu antworten: Seit der Corona-Pandemie habe sich das Mobilitätsverhalten verändert, die Busse würden weniger genutzt. Gleichzeitig stiegen Personal- und Treibstoffkosten, da müsse man halt sparen. Und von der Fähre zur Uni sei die Linie 11, so die letzte Fahrgastzählung (2018!), mit im Durchschnitt weniger als zehn Passagieren pro Fahrt sehr schlecht ausgelastet.

Auf dem vorletzten Platz

Die komplette Kappung des Linienasts zwischen Uni und Fähre hätte das Budget jährlich um 280.000 Euro entlastet. So wie jetzt beschlossen, sparen die SWK immerhin noch 200.000 Euro. Doch wäre es nicht angebracht, statt der Leistungskürzungen die Attraktivität des Roten Arnolds zu erhöhen? Zum Beispiel, indem die wichtigsten Haltestellen mit funktionierenden Echtzeitanzeigen der Abfahrten ausgerüstet werden? Indem die dürftige Anbindung des Fernbusbahnhofs verbessert wird? 

Aktuell steht der Rote Arnold für die Verkehrswende rückwärts, nämlich weg vom ÖPNV. In punkto Angebotsdichte steht das Konstanzer Busangebot bereits jetzt auf dem vorletzten Platz unter den in Baden-Württemberg geprüften Städten. Dass die Gemeinderatsmehrheit starrköpfig daran festhält, nur ja keinen Parkplatz wegfallen zu lassen, tut seinen Teil dazu. So zieht es manche:r vor, statt mit dem Bus mit dem Auto durch die Stadt zu fahren.

Text und Foto: Ralph-Raymond Braun

3 Kommentare

  1. Dr. Peter Krause

    // am:

    Ich glaube, ich muss meine Hoffnung, dass die Stadtregierung lernwillig ist, wieder begraben.
    Seit zwei Tagen kann man im Abschnitt der Eichhornstraße, der als Fahrradstraße ausgewiesen ist, beobachten, wie in der Mitte der Fahrbahn eine ca. 2 m breite und durchgängige Beschichtung dieser Fahrbahn in blauer Farbe erfolgt. Ich nehme an, dass der Sinn dahinter ist, die Fahrradstraße nochmals zu markieren.
    Kann man machen. Aber warum? Wo ist der Mehrwert dieser Maßnahme, die wahrscheinlich inkl. Arbeitszeit einige 10.000 € Steuergeld kosten dürfte – und das in diesen Zeiten des Haushaltsdefizits.
    Es ist wirklich mühsam, immer wieder Verständnis für derartige Entscheidungen der Stadtregierung aufbringen zu müssen.
    Und um es klar zu sagen: Ich nutze diese Straße täglich als Fahrradfahrer.

  2. Dr. Peter Krause

    // am:

    Für mich als Bürger ist es eine positive Überraschung, dass die Stadtregierung/-verwaltung auf die Kritik aus den Reihen der Betroffenen mit einer Korrektur der Kürzungen reagiert hat.
    Wie ich es auch als überraschend positiv empfunden habe, dass die Bäderbetriebe/die Stadtverwaltung die Entschiedung zurückgenommen haben, den Parkplatz Therme/Eselswiese zum Wohnmobilstellplatz „umzuwidmen“.
    Wie gesagt: Ich bin positiv überrascht und habe fast den Eindruck, dass man als Bürger mit seinen Bedenken gehört wird. Schauen wir mal….

  3. Wolfgang Daub

    // am:

    Tatsache ist und bleibt: mehr als fünf Jahre nach Ausrufung des Klimanotstands in Konstanz wird der ÖPNV verschlechtert!

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