„Klimanotstand jetzt – uns steht das Wasser bis zum Hals!“ Unter diesem Motto demonstrieren Klimaaktivist*innen am Sonntag, 2. Juni, um 12.15 Uhr mit einem Demonstrationszug, beginnend am Lederhaus in Ravensburg, für konsequente Klimaschutzmaßnahmen.
„Während Sandsäcke verteilt, Pegel-Rekorde gebrochen und die ersten Straßenzüge evakuiert werden, ist eines glasklar: So eine Flut wird in Zukunft kein Jahrhunderthochwasser mehr sein, sondern Teil der neuen Realität der Klimakrise“, sagt Samuel Bosch.
In Reden auf der Kundgebung werden insbesondere die klimapolitischen Versprechen der Parteien bei der anstehenden Kommunalwahl erörtert. Verschiedene engagierte Gruppen haben in den letzten Monaten einen Forderungskatalog für die Kommunalwahlen im Schussental erarbeitet (https://kommunalwahl-ravensburg-weingarten.de/).
Die Gemeinde Meckenbeuren empfiehlt 1.300 Bürger*innen bereits seit Freitagnachmittag, ihre Häuser zu verlassen[1]. In Baienfurt werden Sandsäcke geschnürt[2], eine mögliche Evakuierung in Ravensburg ist im Spiel: Die Region ist in Aufruhr. “Da fällt quasi eine Monatsmenge Regen innerhalb von zwei Tagen“, sagte ein DWD-Meteorologe dem SWR. „Es ist vergleichbar mit den Regenmengen, die vor kurzem im Saarland herunterkamen.“[1]
„Das ist keine Überraschung“, findet Klimaaktivistin Kiki Köffle, „sondern das Resultat von jahrzehntelanger Blockade von konsequentem Klimaschutz. Nachdem die Lebensgrundlagen der Menschen im Globalen Süden schon teilweise zerstört sind, bekommen wir die Auswirkungen nun auch hier zu spüren: Klimakrise bedeutet Zerstörung.“
Der bekannte oberschwäbische Meteorologe Roland Roth erklärt: „Eine wärmere Welt ist eine nassere Welt, das ist allgemein bekannt. Mit jedem Grad Erwärmung kann die Luft 7% mehr Wasserdampf aufnehmen, wodurch stärkere Niederschlagsereignisse möglich sind. Das, was wir aktuell noch als Jahrhunderthochwasser bezeichnen, könnte in Zukunft ein Zehnjahreshochwasser sein.“
[Ein Jahrhunderthochwasser bezeichnet die Abflusshöhe eines Pegels, die durchschnittlich alle 100 Jahre erreicht oder überschritten wird. Da sich diese Statistik aber aus den Messungen der Vergangenheit berechnet, ändert sich die Häufigkeit durch den Klimawandel.]
„Es ist besonders wichtig, dass wir klarmachen: Das ist nicht einfach irgendeine Naturkatastrophe. Die Klimakrise ist hier und wir verursachen sie in Deutschland jeden Tag mit. Spätestens jetzt, wo wir selbst nasse Füße kriegen, müssen wir doch handeln. Es ist ein Skandal, dass wir es bisher nicht getan haben!“, empört sich Sabine Buchmann-Mayer von „Parents for Future Ravensburg“.
Auch Roth zeigt sich empört angesichts der schwerfälligen politischen Gegenmaßnahmen: „Seit 40 Jahren rede ich mir den Mund fusselig und warne vor den Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels. Mittlerweile überschreiten wir einen Kipppunkt nach dem anderen, und die regierenden Politikerinnen und Politikern begnügen sich weiterhin mit schönen Worten und blockieren konsequenten Klimaschutz. Wie viele Hochwasser brauchen wir noch, bevor der Ernst der Lage endlich von Politikerinnen und Politikern erkannt wird! Es ist zu viel CO2 in der Atmosphäre, wir müssen die CO2-Konzentration deutlich reduzieren! Wir wären gut beraten, den Klimanotstand endlich anzuerkennen.“
Von den Medien und Politiker*innen aller Ebenen geht fast nie das Signal aus, dass es höchste Zeit ist, Grundlegendes und sehr viel zu verändern und den Überschuss an CO2 wieder einzufangen, damit die Klimafolgen für künftige Generationen noch ein halbwegs menschenwürdiges Leben zulassen.
Die Wissenschaft überbietet sich fast täglich in immer eindringlicheren Warnrufen wegen des immer rasanter werdenden Klimawandels. Die Regierung wird sogar von den selbst gewählten Kontrollgremien hart angegriffen, dass sie viel zu untätig ist.
Quellen
[1] https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/hochwasser-gefahr-baden-wuerttemberg-starker-regen-100.html
[2] https://www.schwaebische.de/regional/oberschwaben/ravensburg/jarhundert-hochwasser-denkbar-warnung-fuer-schussen-argen-und-rotach-2572608
Text: Veranstalter, Bild: Hochwasser 1965, aufgenommen von Willi Borges, seemoz-Archiv
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