
Das Stadtmuseum Radolfzell widmet sich ab Donnerstag anlässlich des Kriegsendes in einer Sonderausstellung der faschistischen Diktatur und den ersten Jahren danach.
Hier die Einladung der Stadt Radolfzell:
Vor 80 Jahren ging der 2. Weltkrieg zu Ende. Unzählige Dokumente, Bücher und Filme widmen sich diesem Kapitel deutscher Geschichte. Doch wie sah der Alltag jener Zeit in Radolfzell aus? Was geschah an der sogenannten „Heimatfront“? Antworten auf diese Fragen gibt die neue Sonderausstellung „Diktatur. Krieg. Und danach. Radolfzell 1933–1948“, die ab Mittwoch, 10.04.2025, im Stadtmuseum Radolfzell zu sehen ist. Sie wirft Schlaglichter auf die Jahre von 1933 bis in die unmittelbare Nachkriegszeit in der Stadt am Untersee.
Was viele nicht wissen: Radolfzell spielte damals eine besondere Rolle durch die Stationierung bewaffneter SS-Einheiten in der eigens dafür erbauten Kaserne. Der Kasernenbau war das Lieblingsprojekt des NSDAP-Kreisleiters Eugen Speer, der 1934 den Radolfzeller Bürgermeister Otto Blesch aus seinem Amt drängte. Das Projekt sollte die Arbeitslosigkeit in der Region senken und der Stadt langfristig wirtschaftliche Vorteile verschaffen. Am 31. Juli 1937 zog das 3. Bataillon der SS-Verfügungstruppe der Standarte „Germania“ mit 788 Männern und 39 Pferden von Singen kommend in die Kaserne ein. Die bis Kriegsende mehrfach wechselnden Einheiten sollten später für Verbrechen und vielfaches Leid auch in der Umgebung verantwortlich werden.
Indoktrinierung der Jugend
Einen Schwerpunkt legt die Ausstellung darauf, wie die Jugend vom Regime erfasst und indoktriniert wurde. Nicht nur die Schule erzog die jungen Menschen in den Vorstellungen der Ideologie, sondern darüber hinaus auch die ab 1939 verpflichtende Staatsjugend, die „Hitlerjugend“ (HJ), und danach der ebenfalls verpflichtende Reichsarbeitsdienst (RAD). Zahlreiche Leihgaben aus der Bevölkerung zeichnen ein Bild des Alltags zwischen Schule und „Gruppenzeit“, Sammeldiensten für das Winterhilfswerk (WHW) und vormilitärischer Erziehung im RAD.
Alltag im Krieg
Lebensmittelkarten und Luftschutzübungen, Feldpostbriefe und Todesbenachrichtigungen geben darüber hinaus in der Ausstellung einen Einblick in die Lebensbedingungen im Krieg. Thematisiert wird zudem der Einsatz von Zwangsarbeitern: Insgesamt arbeiteten über 550 gefangene Frauen und Männer in Radolfzeller Betrieben. Sie kamen aus Russland, der Ukraine, aus Polen, Italien, Frankreich, Belgien, Böhmen-Mähren, dem Elsass und den Niederlanden.
Den Abschluss der Ausstellung bildet die unmittelbare Nachkriegszeit. In dieser Zeit wurden die Weichen für die heutigen Städtepartnerschaften Radolfzells mit dem schweizerischen Amriswil und der südfranzösischen Stadt Istres gestellt.
Praktische Informationen
Das Stadtmuseum Radolfzell ist donnerstags bis sonntags von 11.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Weitere Informationen sind unter Tel. 07732 / 81-530 zu den Öffnungszeiten oder unter www.stadtmuseum-radolfzell.de erhältlich.
Einladungstext & Bild: Kultur Radolfzell. Bild: Der Gipsentwurf für das Kriegerdenkmal in Radolfzell, eine Leihgabe aus dem Archäologischen Hegau Museum in Singen, wird im Radolfzeller Stadtmuseum nach der Anlieferung von Jacqueline Berl, Museumspädagogin, und der Objektrestauratorin Beatrice Kraft-Maier ausgepackt.
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