Umweltzerstörung, Armut und Hungerkrisen – wie drücken Menschen in Afrika ihre Sorgen und ihren Protest musikalisch aus? Und wie setzen Künstler*innen Musik ein, um mehr Klimagerechtigkeit zu erreichen? Olusegun Stephen Titus erforscht im Bereich Ökomusikologie, wie afrikanische Musik mit ökologischen und sozialen Missständen vor Ort zusammenhängt.
Nigeria ist reich an Öl, Gas und anderen Bodenschätzen. „Aber die Gewinne daraus machen einige wenige, vor allem Regierungsbeamte und ausländische Unternehmen“, beklagt Olusegun Stephen Titus, ein führender Forscher auf dem Gebiet der Ökomusikologie in Afrika, „während Millionen von Nigerianern unter der extremen Armutsgrenze von 2,15 US-Dollar pro Person und Tag leben“. Ölverseuchungen haben verheerende Auswirkungen auf das Ökosystem, auf Meer, Flüsse, Grundwasser und die Böden, die für Landwirtschaft nicht mehr nutzbar sind. Andauernde Hungersnot ist die Folge.
„Proteste gegen die ökologischen und sozialen Missstände werden auch musikalisch aufgegriffen. Die Künstler wollen ein globales Bewusstsein für die Probleme in Nigeria schaffen, sie wollen die Musik als Protestmittel einsetzen. So wird Musik die Waffe der Ohnmächtigen. Die Politik in Nigeria versucht seit Jahrzehnten, sie teilweise mit reaktionären Methoden – oder mit Lippenbekenntnissen – zum Schweigen zu bringen, aber unterschätzt den Effekt des musikalischen Protests“, erklärt der Wissenschaftler.
Welche modernen und mitunter unkonventionellen Wege die Musiker*innen gehen, um sich Gehör zu verschaffen, schildert ein frei zugänglicher Beitrag über Titus‘ Arbeit im Digitalmagazin campus.kn der Universität Konstanz.
Zur Person
Ursprünglich an der Obafemi Awolowo University (Ile-Ife, Nigeria), kam Olusegun Stephen Titus im April 2023 mit einem Stipendium der Humboldt-Stiftung an die Universität Konstanz.
Titus ist ein Pionier der Ökomusikologie in Afrika und vollendet derzeit sein Buch „Ecomusicology: the Politics of Oil, Extractive Infrastructure, Forced Migration, Displacement and Music Activism in the Niger Delta of Nigeria“.
Darin zeichnet er die Entwicklung der afrikanischen Musik im Zusammenhang mit dem ökologischen und sozialen Verfall in einigen afrikanischen Ländern wie Nigeria, Südafrika, Niger, Sambia, Sudan und Ghana nach.
Text: Universität Konstanz
Bild: Olusegun Stephen Titus, Symbolbild oben Emmanuel Ikwuegbu auf Pexels.
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