Verkehrskadetten Konstanz Instagram Foto Der Vk 2020

Mit Konstanz-Kadetten die Stadtkasse retten?

Verkehrskadetten Konstanz Instagram Foto Der Vk 2020

Unser Kolumnist sorgt sich um das Haushaltsdefizit der Stadt. Und macht einen pfiffigen Vorschlag, wie sich wenigstens die Personalkosten senken ließen. Aber Achtung: Triggerwarnung für Gewerkschafter:innen und den Jugendschutz!

Beim diesjährigen Bürgerempfang dankte Konstanz seinen Ehrenamtsinitiativen. Diesmal auf der Bühne dabei auch die Verkehrskadetten: Junge Menschen, die mit viel Motivation und Teamgeist ihr Bestes geben, um das Verkehrschaos an Spitzentagen irgendwie erträglich zu machen.

Ein paar Tage später kam die Nachricht, dass der „ehrenamtliche“ Einsatz der Verkehrskadetten die Stadt deutlich teurer zu stehen kommt als bislang geplant. Über 200.000 Euro müssen die Konstanzer Steuerzahler:innen nun für das letzte Jahr aufbringen, damit der Stau der Tages- und Shoppingtouristen durch die Verkehrskadetten geregelt wurde.

Die Empörung in einigen Kreisen ist verständlich, denn Ehrenamt und derartige Rechnungen scheinen nicht recht zusammenzupassen. Zumal diese Art der Verkehrslenkung nur ein Pflaster auf der klaffenden Verkehrswunde sein kann, welche durch verkehrsplanerische Defizite vor über 15 Jahren entstand: allen voran die Erweiterung des Lago-Parkhauses um 250 Stellplätze ohne die damalige Genehmigungsvoraussetzung einer Begegnungszone am Bahnhof dauerhaft umzusetzen. In Kombination mit der Sperrung der Grenzübergänge Klein-Venedig und Kreuzlinger Zoll führte dies zu einer toxischen Verkehrssituation, unter der die Innenstadt seitdem regelmäßig leidet.

Weder Lohnerhöhungen noch Streiks

Doch zurück zur Empörung über die erhöhte Rechnung für die Verkehrskadetten, also die Jugendorganisation der Kreisverkehrswacht Konstanz-Hegau e.V.. So unverständlich derartige Kosten für ehrenamtliche Leistungen auf den ersten Blick sein mögen, sollte der nächste Blick auf die großen Einsparungen für die Stadt gerichtet werden, die sich durch dieses Arbeitsmodell ergeben. Denn wollte die Stadtverwaltung die Leistungen der Verkehrskadetten mit eigenen Mitarbeiter:innen ersetzen, müsste sie vermutlich das Drei- bis Vierfache an Kosten einplanen.

Der Grund: die Verkehrskadetten arbeiten deutlich unter Mindestlohn und es muss für sie kein Jugendschutzgesetz zur Vermeidung physischer oder psychischer Gefahren eingehalten werden, denn sie sind nicht regulär angestellt. Und steuerfrei sind die Leistungen vermutlich auch. Zudem drohen keine Streiks und Lohnrunden, da die Verkehrskadetten keiner Gewerkschaft angehören.

Deshalb sollte die Frage für eine hoch verschuldete Stadt nicht sein, die Bezahlung für die Verkehrskadetten zu reduzieren, sondern wie sie dieses Arbeitsmodell auf weitere städtische Aufgaben erweitern kann, die mit regulärem Personal aus Kosten- oder Stellenbesetzungsgründen nur prekär bearbeitet werden können. 

So könnte es zukünftig Kadetten geben für die Straßenreinigung, die Kindergärten und Kitas, die Pflegeeinrichtungen, den Erhalt alter Stadtbäume oder den Unterhalt von Straßen und Wegen. Frei nach dem Motto: mit Konstanz-Kadetten die Stadtkasse retten. Oder gäbe es da vielleicht doch einen Haken?

Text: Marco Knöpfle / Bild: Screenshot eines Instagram-Posts der Verkehrskadetten Konstanz-Hegau

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