
Ein Jahr nach Gründung des Bündnisses ProGäubahn gewinnt die Opposition gegen die geplante Unterbrechung des Schienenverkehrs vor Stuttgart zunehmend an Fahrt. Das zeigte ein Vernetzungstreffen in Tuttlingen. Und auch der Stuttgart21-Widerstand hat was zu feiern: Er lädt zur 750. Montagsdemo ein.
Am Tuttlinger Treffen beteiligten sich knapp hundert Aktive aus den ProGäubahn-Gruppen Stuttgart, Freudenstadt, Rottweil, Tuttlingen, Singen und Konstanz. Hier eine kurze Bilanz der Konferenz, dargestellt in einer Pressemitteilung des Landesbündnisses ProGäubahn:
Nach Begrüßung durch Katja Rommelspacher und Brigitte Schöll vom Tuttlinger ProGäubahn-Bündnis betonte der Pressesprecher der Stadt Tuttlingen Arno Specht die Ablehnung der Kappung auch durch den Tuttlinger Oberbürgermeister Michael Beck (CDU). Danach wurde kurz resümiert: Es sei „enorm viel bewegt worden“, so Hendrik Auhagen von ProGäubahn Konstanz: Die baden-württembergischen Grünen haben sich im Dezember 2024 hinter die zentrale Forderung von ProGäubahn gestellt: Keine Unterbrechung der Gäubahn. Die CDU Südbaden hatte bereits im Oktober einen ähnlichen Beschluss gefasst.

Auhagen bedauerte, dass der Beschluss der grünen Landesdelegiertenkonferenz in der Praxis noch nicht zu einer Neuausrichtung der Gäubahn-Politik der grün-schwarzen Landesregierung geführt hat; diese taktiere in der Gäubahn-Frage noch immer. ProGäubahn will deshalb die für Frühjahr 2026 geplante Landtagswahl nutzen, um den Druck auf die Landespolitik zu erhöhen und das Thema Gäubahn-Kappung prominent zu platzieren.
Weiter Druck machen
Die Konstanzer Gemeinderätin Gisela Kusche (Grüne) vertrat den Konstanzer Oberbürgermeister Ulrich Burchardt (CDU) und überbrachte die Grüße und die Unterstützung der Konstanzer Stadtverwaltung, die sich ebenfalls wiederholt deutlich gegen die geplante Gäubahn-Abhängung ausgesprochen hat.
In seinem Beitrag blickte der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH) Jürgen Resch auf die bisherige juristische Auseinandersetzung zurück. Aktuell liegt die Klage der DUH gegen die Gäubahn-Kappung beim Verwaltungsgerichtshof Mannheim. Resch rief dazu auf, neben der juristischen Auseinandersetzung den Druck auf die politischen Entscheidungsträger:innen hoch zu halten und weiterhin dagegen zu protestieren, dass 1,4 Millionen Menschen im Einzugsgebiet der Gäubahn auf der Schiene abgehängt werden sollen.
Gegen Ende der Konferenz verabschiedeten die Teilnehmer:innen den „Tuttlinger Appell“. Er ruft die Deutsche Bahn, den Bund, das Land und die Landeshauptstadt Stuttgart dazu auf, Worten Taten folgen zu lassen und sich aktiv für den Erhalt der direkten Gäubahn-Anbindung an den Stuttgarter Hauptbahnhof einzusetzen.
Hans-Jörg Jäkel vom Gäubahnkomitee Stuttgart machte zudem darauf aufmerksam, dass es keine technische Notwendigkeit gibt, die Gäubahn im Zuge der teilweise Inbetriebnahme von Stuttgart 21 zu unterbrechen. Er verwies hierbei auf die gutachterliche Stellungnahme von Eberhard Hohnecker, die im Februar 2025 veröffentlicht wurde.
Auf nach Stuttgart!
Dass der Kampf um S21 noch lange nicht vorbei ist und wohl auch bei der kommenden Landtagswahl eine Rolle spielen wird, zeigen die vielen Aktionen der Stuttgart-21-Gegner:innen. Zentral dabei sind die Montagsdemos, die seit Oktober 2009 stattfinden und erst dann – so die Veranstalter:innen – aufhören werden, wenn die Bahn und die politisch Verantwortlichen von Union, SPD und Grünen eine vernünftige Lösung für das Chaos gefunden haben, das sie über Jahrzehnte hinweg angerichtet haben.
Da dies noch nicht absehbar ist, findet am kommenden Montag die 750. Montagsdemo statt – mit prominenten Rednern, die sich seit langem mit dem verkehrspolitisch wohl dümmsten Bahnprojekt seit langem auseinandersetzen: Jürgen Resch (Bundesgeschäftsführer DUH), Markus Wissen (Politikwissenschaftler und Co-Autor des Buchs „Kapitalismus am Limit“) sowie der Theaterregisseur Volker Lösch. Montag, 24. März, 18 Uhr, Schlossplatz Stuttgart.
Danach treffen sich die Kundgebungsredner zu einer Podiumsdiskussion, moderiert von Angelika Linckh. Ort: Württembergischer Kunstverein am Schlossplatz. Ab ca. 19:15 Uhr.
Text: Diverse Pressemitteilungen / Fotos: Bündnis Pro-Gäubahn
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