Foto Pannwitz © Hans-Georg Pannwitz

Lesen, Schreiben, Rechnen, Demokratie-Verständnis

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Hans-Georg Pannwitz im Unterricht

Diese Begriffe sind Unterrichtsziele von Gemeinschaftsschullehrer Hans-Georg Pannwitz in Schülergruppen mit schwierigem sozio-ökonomischen Hintergrund. Er unterrichtet an der Gemeinschaftsschule Gebhard, die alle Schulabschlüsse anbietet – als höchster Abschluss kann das Abitur abgelegt werden. Im Folgenden wird es jedoch um die praxisorientierte Vorbereitung auf eine Berufsausbildung gehen, für die sich Lehrkräfte wie Pannwitz an der Gebhardschule engagieren.

Hans-Georg Pannwitz hat Ausbildungsgänge als Gärtner sowie als Forstwirt absolviert, anschließend Forstwirtschaft studiert und als Förster gearbeitet. Im Rahmen des „Förster-Lehrer-Projekts“ wurde er als Lehrer für die Fächer Deutsch, Physik und Geographie ausgebildet. Hintergrund dieses Projekts war der Mangel an Lehrkräften in naturwissenschaftlichen Fächern.

Seit 15 Jahren arbeitet er an der Gebhardschule, zunächst als Hauptschul-, dann als Gemeinschaftsschullehrer. Außerdem ist Pannwitz Personalrat am Staatlichen Schulamt sowie Vorsitzender der „Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)“, Kreisverband Konstanz.

In diesem Schuljahr unterrichtet der Gemeinschaftsschullehrer eine neunte Klasse, die er gemeinsam mit weiteren Lehrkräften seit der fünften Klasse begleitet. Der sozio-ökonomische Hintergrund der Schüler*innen ist schwierig – es herrscht eine große Vielfalt, die deutsche Sprache ist oft eine Herausforderung, einige haben Fluchterfahrungen.

Pannwitz beschreibt die Lerngruppe als „bunt gemischt“, die Vermittlung von Werten und eines Verständnisses für Demokratie sind ihm besonders wichtig.

Multiprofessionelle Teams und Praxisnähe

Vor diesem Hintergrund arbeiten die Lehrkräfte, die in dieser Klasse eingesetzt werden, eng zusammen und kooperieren mit Schulsozialarbeiter*innen. In der pädagogischen Diskussion ist in diesem Zusammenhang von „multiprofessionellen Teams“ die Rede. Pannwitz fordert eine Stärkung dieser Teams – auch im Kontext der Inklusion von Schüler*innen mit Behinderung, die eine besondere individuelle Unterstützung benötigen.

Er betont: „Bei uns steht die berufliche Orientierung im Mittelpunkt“. Bereits ab der sechsten Klasse ist in jedem Schuljahr ein Praktikum vorgesehen. Das erste Praktikum wird oft am Arbeitsplatz der Eltern oder anderer Familienangehöriger absolviert. Schüler*innen mit Schwierigkeiten im theoretischen Unterricht zeigen hier ihre „tolle Seite“, wie er berichtet.

Die Gemeinschaftsschule pflegt Bildungspartnerschaften mit klassischen Handwerksbetrieben, zum Bespiel im Bereich Elektro – Heizung – Sanitär. Im besten Fall entstehe eine „Win-win-Situation“: Die Betriebe gewinnen Auszubildende und die Schüler*innen haben Aussicht auf eine sinnvolle praktische Tätigkeit nach ihrem Schulabschluss. Pannwitz sagt, dass diese Aussicht stark zur Motivation in der Schule beitragen kann.

Studienfahrt nach London

Aktuell planen er und seine Kolleg*innen eine Studienreise nach London – es ist ihnen wichtig, der Klasse eine attraktive Städtereise zu ermöglichen. Viele Eltern zeigen sich davon überfordert, Anträge zur Finanzierung dieser Reise im Rahmen des „Bildungs- und Teilhabepakets“ zu stellen.

Bürgergeld- und Wohngeldempfänger*innen haben eigentlich einen Rechtsanspruch auf diese Unterstützung. Meist handelt es sich um Familien, bei denen das Gehalt der Eltern zur Finanzierung einer Studienfahrt nicht ausreicht. Auch die Beantragung des Visums für Schüler*innen ohne eine Staatsbürgerschaft der Europäischen Union erweist sich oft als Hürde.

Lehrkräfte unterstützen betroffene Eltern bei diesen bürokratischen Herausforderungen. Pannwitz berichtet von einem Vater ohne deutschen Pass, der für sein Kind erfolgreich ein Visum beantragt hatte und anschließend anderen Eltern Hilfe anbot.

GEW-Kreisverband

Aus seinen Erfahrungen an der Schule ergeben sich die zentralen bildungspolitischen Forderungen, die Hans-Georg Pannwitz als GEW-Kreisvorsitzender vertritt. Für das Schulsystem insgesamt fordert er eine bessere Kooperation der verschiedenen Schularten, also „Wertschätzung statt Abgrenzung“. Er sieht die Aufteilung der Schüler*innen nach Klasse vier auf verschiedene Schularten kritisch und wünscht sich ein längeres gemeinsames Lernen.

Die Gemeinschaftsschule wurde als vierte Schulform neben den drei traditionellen Schularten Gymnasium, Real- und Werkrealschule eingeführt. Die GEW bekennt sich zu ihrer Vision „Eine Schule für alle“, die die Aufteilung nach Klasse vier überflüssig machen und ein gemeinsames Lernen ermöglichen würde.

Text: Till Seiler, Bildrechte: Hans-Georg Pannwitz

2 Kommentare

  1. Kerstin Schöttler

    // am:

    Es braucht diese Lehrkräfte um Bildung neu zu denken und weiter zu entwickeln. Die multiprofessionellen Teams bieten den Lehrkräften im Schulalltag eine besondere Unterstützung und eröffnen neue Chancen im gemeinsamen Lernen. Unterricht kann auf diese Art differenzierter angeboten werden. Ich selbst bin Fach- und Untersrützungskraft in einem solchen Team an einer Werkrealschule.

  2. Alex Tasdelen

    // am:

    Der Beitrag macht Hoffnung, dass bildungspolitisch das Rad in Baden-Württemberg nicht nur zurückgedreht wird. Eine Schule, die sich in dieser Art und mit diesem persönlichen Engagement von Lehrkräften -Dank an Herrn Pannwitz- der Kinder und Jugendlichen annimmt, benötigt Ressourcen in Form von Zeit, Raum und Personal.

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