Die TV-Programme werden immer seichter, dazu entsteht durch das Zeitungssterben ein Informationsbrei, der auch rechten Populisten zugute kommt. Überall wird gekocht und meist sinnfrei geplappert. Inhaltliche Ödnis und gähnende Langeweile allerorten, ob in der Glotze oder auch im Zeitungsbereich – findet unser Autor.
Den Kulturbolschewismus haben wir schon – im Fernsehen, sagte vor einiger Zeit eine Bekannte.
Ich weiß nicht, ob sie nur das Schweizer Fernsehen SRF meinte oder auch andere Sender. Das TV – Programm von SRF strotzt jedenfalls vor Banalität und Langeweile (ausgenommen u.a. die «Sternstunden» am Sonntagmorgen) – nicht nur in Sendungen der «Landfrauenküche» oder wenn Köche Gäste einladen und natürlich immer alles ausgezeichnet mundet. Die deutschen dritten Programme von SWR bis NDR halten da übrigens gut mit. Vor allem am Wochenende wird da auf Teufel komm raus gekocht und degustiert, als ob ganz Deutschland auf nichts anderes als aufs Kochen gewartet hätte.
Gähnend langweilige Fernsehshows, zweitrangige Schlagerabende, Quiz-Sendungen und kindische Spielshows wechseln sich ab mit ähnlich prickelnden politischen Debatten.Wenn Caren Miosga oder Sandra Maischberger bei ARD oder ZDF (im Programmheft stets vermerkt als «Talk») die immer selben Politikerinnen und Publizisten zum Gespräch bitten, stellen sie handzahme Fragen, auf die mit langem Geschwätz und den immer gleichen (Partei-) Formeln geantwortet und kaum einmal die eherne westliche Weltvorstellung infrage gestellt wird. Das ist eine Frechheit gegenüber den Zuschauern. Und dann Krimis. Die öffentlich rechtlichen deutschen Sender bringen fast jeden Tag zwei Krimis, mitunter drei oder mehr. Mit deutschem Personal spielen die von Dubrovnik über Venedig bis Dublin überall dort, wo deutsche Touristen schon mal waren. Der Rest besteht aus Sport: Fussball, Tennis, Reiten, Leichtathletik, Skispringen, Eishockey, Langlauf bis zur totalen Erschöpfung (der Zuschauer).
Man fragt sich mitunter, ob hinter solch totaler Verblödung Absicht und System stehen oder ob die Programmmacher schlicht phantasielos und einfältig sind. Ich vermute, beides kommt zusammen und bedingt sich gegenseitig. Eine Ausnahme bildet allein der deutsch-französische Sender «Arte». Aber wer schaut den schon. Die TV- Programme insgesamt, und da gibt es ja noch die immer zahlreicheren Privatsender, haben sich, von Ausnahmen abgesehen, im Lauf der Jahrzehnte zu Selbstbestätigungs- und Verblödungsmaschinen einer abgeschotteten Blase entwickelt.
Die Printmedien (nicht nur) in der Schweiz dümpeln seit Jahren vor sich hin. Das ist zum einen externen Entwicklungen geschuldet, zum anderen hausgemacht. Technische Neuerungen wie Internet, Kurznachrichten auf dem Smartphone, ungezählte soziale Medien (die alles andere als sozial sind), immer mehr private Fernsehkanäle, die zum Teil den Zeitungskonzernen gehören, haben zur Erosion der Zeitungslandschaft geführt. Blätter wie die Aargauer Zeitung, Basler und Thurgauer Zeitung oder das St. Galler Tagblatt sind austauschbar geworden. Sie bringen die genau selben Inhalte unter anderem Markenzeichen bis auf Lokalnachrichten, die nur noch rudimentär sind und oft regionalen Werbeblättern überlassen bleiben, deren Inhalte wegen der bezahlten Werbung zumeist tendenziös aufgehübscht und wenig vertrauenswürdig sind.
Die vier Medienhäuser Tamedia, CH-Medien, Ringier und NZZ- Gruppe kontrollieren rund 90 Prozent des Schweizer Zeitungsmarkts, also die Romandie eingeschlossen, die früher einmal über einen eigenen Medienmarkt verfügte. Zusätzlich haben die alle in Zürich ansässigen Verlage (Ringier, NZZ, Tamedia) Sonntagsblätter mit den «fait divers»-Inhalten von Illustrierten. Rede und Gegenrede der Blätter sind austariert. Auf ein zumeist moderates Argument folgt ein ebenso systemimmanentes Gegenargument. Überlegungen, die aus der Reihe fallen, kommen kaum einmal vor, und das hat gesellschaftliche Folgen. Das Publikum, die Bürger, fühlen sich nicht ernst genommen und suchen nach anderen Antworten, nicht selten bei Verschwörungstheoretikern und Populisten. Ohne diese durch Fernsehen und Printmedien alternativlose Medienwelt wäre etwa die deutsche AfD kaum denkbar.
Text: Jochen Kelter
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