Stadttheater Konstanz am 10. Juni 2020 (c) O. Pugliese

Keine Kohle für Kultur?

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Stadttheater Konstanz am 10. Juni 2020 (c) O. Pugliese
Stadttheater Konstanz im Juni 2020

In der Diskussion um die beabsichtigte zwanzigprozentige Kürzung der Mittel für das Konstanzer Theater hat jetzt auch Ulrich von Kirchbach, der Vorsitzende des Deutschen Bühnenvereins, Landesverband Baden-Württemberg, Stellung bezogen. In einem offenen Brief an den Konstanzer OB warnt er sehr eindringlich vor den Folgen für das kulturelle Leben.

Hier das Schreiben vom 13.09.2023, minimal bearbeitet:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Burchardt,

ich wende mich an Sie als Vorsitzender des Landesverbandes des Deutschen Bühnenvereins und im Namen des gesamten Vorstandes, da wir in großer Sorge wegen der von Ihnen geplanten Kürzungen am Theater Konstanz sind.

Wir appellieren an Sie, die in der Diskussion befindlichen Einsparungen nicht umzusetzen. Die Stadt Konstanz wäre derzeit der einzige kommunale Träger, der erhebliche Kürzungen am Theaterbetrieb vornehmen würde. Dies hätte nicht nur verheerende Folgen für das Theater Konstanz, es wäre auch ein schlechtes Signal an das komplementär finanzierende Land, das ganz klar angekündigt hat, dass etwaige Kürzungen von kommunalen Rechtsträgern unweigerlich auch zu Kürzungen des Landes Baden- Württemberg führen würden. Sie würden damit eine Abwärtsspirale auslösen, die möglicherweise dann nicht mehr aufzuhalten wäre.

Vor allem aber hätten diese Kürzungen gravierende Folgen für den Theaterbetrieb Konstanz und würden damit auch die hervorragende Arbeit der Intendantin Karin Becker konterkarieren. Die in der Diskussion stehende Reduzierung des städtischen Zuschusses um 20 Prozent könnte angesichts der bestehenden Fixkosten nur mit gravierenden Einschnitten im künstlerischen Bereich aufgefangen werden, die in dieser Form einzigartig in Baden-Württemberg wären. Auch die anvisierte Schließung der Werkstattbühne hätte zur Folge, dass das Theater Konstanz fünf Produktionen aus dem Programm streichen müsste, davon zwei aus dem Bereich Junges Theater Konstanz. Zudem könnten infolge der Kürzungen in Zukunft keine Gastspiele und Lesungen von „freien Gruppen“ mehr realisiert werden und Veranstaltungen von Schulen müssten entfallen. Auch sämtliche Anfragen von Veranstaltern und anderen Kulturschaffenden, die Obdach brauchen, könnten nicht mehr erfüllt werden. Zudem wäre die Zusammenarbeit mit 17 Kooperationsklassen und -kindergärten in Frage gestellt.

Eine so lebendige Stadt wie Konstanz lebt von der Vielfalt und dem vielseitigen Angebot der kulturellen Einrichtungen insbesondere auch des Theaters Konstanz und es wäre für die Menschen, die Kinder, die Jugendlichen und Studierenden ebenso wie für die Familien, die Senioren und Seniorinnen ein herber und fataler Einschnitt. Ebenso ist ein attraktives Theater ein nicht zu unterschätzender Standortfaktor.

Da bis jetzt noch keine endgültigen Beschlüsse getroffen wurden, bitten wir Sie inständig, keine unumkehrbaren kulturpolitischen Entscheidungen zu treffen, die unseres Erachtens nicht die adäquaten Antworten auf die Herausforderungen der heutigen Zeit sind. Solch gravierende Kürzungen wären ein schlechtes Zeichen für die einzigartige Theaterlandschaft in Baden-Württemberg, auf die wir alle stolz sind und die wir die letzten Jahrzehnte alle gemeinsam mit aufgebaut haben. Ich habe dieses Schreiben ebenfalls dem Kulturausschuss zur Kenntnis zukommen lassen.

Mit freundlichen Grüßen
Ulrich von Kirchbach

Text: MM, Bild: O. Pugliese

Ein Kommentar

  1. Gianni F. Opitz

    // am:

    Wenn die Kohle für Waffen ausgegeben wird, dann gibt es keine für Kultur.

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