Weltweit demonstrierten am Freitag wieder Millionen Menschen für stärkere Klimaschutzmaßnahmen, um die überlebenswichtige 1,5 Grad Grenze einzuhalten. Auch in Konstanz folgten rund 1000 Menschen dem Aufruf der lokalen Fridays for Future-Gruppe. Die Konstanzer Klimaschützer:innen kritisierten vor allem das beständige Verfehlen der städtischen, Landes- und Bundesklimaschutzziele.
Wo sonst zum Wochenende die Autokarawane Stoßstange an Stoßstange steht, folgten am vergangenen Freitag rund tausend Menschen dem Aufruf von Fridays for Future und demonstrierten auf der Laube und der Bodanstraße. Sie forderten Stadt, Land und Bund dazu auf, endlich ihre eigenen Klimaschutzziele einzuhalten. „Touris, lasst das Glotzen sein, kommt zu uns und reiht Euch ein“, so einer von vielen Sprechchören, die durch die Stadt hallten.
Weltweit waren es mehrere tausend Demonstrationen, die an diesem Freitag rund um den Globus stattfanden und ein Ende der fossilen Energien forderten. Auch in Deutschland müsse, so eine vielfältige Forderung der Demonstrant:innen, der Ausstieg aus der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas deutlich beschleunigt werden. Denn Tatsache sei immer noch, dass man im vergangenen Jahr auf allen Ebenen die angestrebten Klimaschutzziele verfehlt habe, und zwar deutlich.
So seien die Treibhausgasemissionen in der Stadt Konstanz seit 2018 zwar um wenige Prozente gesunken, das Klimaziel der Stadt hätte jedoch eine Reduktion um ein Fünftel vorgesehen. Als Hauptgrund dafür sehen die FfF-Aktivist:innen neben der Wärmeversorgung auch den Autoverkehr. In ihrer Klimaschutzstrategie habe die Stadt Konstanz sich zwar das Ziel gesetzt, die Gesamtanzahl der in Konstanz zugelassenen Autos bis 2035 zu halbieren.
Doch statt einer Reduktion sei der Bestand an Autos auch in Konstanz seit dem Klimanotstand weiter gewachsen.
Einen Grund für das Verfehlen der Klimaziele sehen die Klimaschützer:innen auch darin, dass die Stadt die Maßnahmen ihrer eigenen Klimaschutzstrategie häufig nicht umsetze: „Anstatt der Klimaschutzstrategie zu folgen und die Zahl der Parkplätze in der Stadt zu halbieren, möchte die Stadt aber nur Parkplätze im Stadtgebiet verschieben. Eine Verkehrswende funktioniert aber nur, wenn real Straßenraum und Privilegien zu Gunsten von Fuß- und Radverkehr umverteilt werden.“, kritisierte Thorben Kleeh von Fridays for Future Konstanz.
Ähnlich sieht es auch Kleehs Mitstreiter Baldur Patze, der ergänzte: „Ein paar hundert Meter Fahrradstraße, etwas blaue Farbe auf bereits existierenden Fahrradwegen und einige abgesenkte Bordsteine. Höchste Priorität, wie im Klimanotstand deklariert, sieht anders aus. Wir haben keine hundert Jahre mehr, um die Klimaziele endlich auch im Stadtverkehr erreichen.“ Ein Redner forderte die Konstanzer Gemeinderatsfraktionen von CDU, FDP, FWK und SPD auf, ihre Blockadehaltung hinsichtlich wichtiger Klimaschutzmaßen endlich aufzugeben.
Damit die nächsten Jahre in puncto Klimaschutz nicht genauso enttäuschend werden wie die vergangenen, fordern die Klimaschützer:innen erneut und mit Nachdruck Stadt, Land und Bund dazu auf, endlich mutiger voranzuschreiten. Die eigenen Ziele sollten nicht länger als unverbindliche Wunschziele, sondern als Grenzen behandelt werden, deren Überschreiten einschneidende Konsequenzen für die Menschheit haben werden. „Wir müssen die sich vor unseren Augen entfaltende Klimakatastrophe endlich als solche behandeln, sonst wird das Leben auf diesem Planeten sehr sehr ungemütlich“, fasste Eileen Blum die Forderungen zusammen.
Mit ein absolutes Highlight bei der Abschlusskundgebung im Stadtgarten war der leider viel zu kurze Auftritt der deutschsprachigen Punk-/Hard-Rock-Band „Sündflut“ aus dem Schwäbischen. Deutliche Kritik an der vernachlässigten Klimapolitik, klare Kante gegen die rechten Ungeister: „Die Hütte brennt, wir müssen noch viel lauter sein“. Bleibt zu hoffen, dass man diese wunderbare Truppe bald ausgiebig auf einer Konstanzer Bühne erleben kann.
Text: MM/hr
Bilder: H. Reile
Schreiben Sie einen Kommentar