Schwimmring, Bild Von Publicdomainpictures Auf Pixabay

Herren der teuren Ringe

4 Antworten

Schwimmring, Bild Von Publicdomainpictures Auf Pixabay

Für langjährige Mitglieder des Konstanzer Gemeinderates gibt es bei Aufgabe ihres Mandats allerlei Ehrungen, darunter auch Goldene Ehrenringe. So auch kommenden Donnerstag, denn sechs kommunalpolitische Urgesteine werden in einer ausgiebigen Feierstunde beringt. Für ziemlich aus der Zeit gefallen hält das unser Kommentator.

Seit 50 Jahren werden Ehrenringe der Stadt Konstanz an „jeden verliehen, der hervorragende Verdienste oder schöpferisches Wirken auf staatsbürgerlichem, wissenschaftlichem, kulturellem, wirtschaftlichem oder sozialem Gebiet errungen hat.“ So steht es in den Richtlinien.

Bislang erhalten haben diese Auszeichnung 49 Männer und acht Frauen. Was Lästerzungen vermuten lässt, dass Frauen in der Kommunalpolitik nicht so lange an ihren Sesseln kleben.

Diesmal geehrt werden: Heinrich Fuchs (CDU); Kurt Demmler (CDU); Dr. Heinrich Everke (FDP); Dr. Ewald Weisschedel (Freie Wähler); Peter Müller-Neff (FGL/Grüne) und der leider viel zu früh verstorbene Günter Beyer-Köhler (FGL/ Grüne), der die Auszeichnung posthum erhält. Der Ehrenring trägt ein frühes Konstanzer Stadtsiegel und ist aus massivem Gold gefertigt.

Die neuen Ringträger haben lange Jahre die Konstanzer Stadtpolitik entscheidend mitgeprägt. Tausende Stunden damit verbracht, die meterdicken Unterlagen zu lesen, sich auf die Sitzungen vorzubereiten und jede Menge Freizeit zu opfern. Das ist in der Tat nicht selbstverständlich und aller Ehren wert. Dennoch halte ich diese Art der Anerkennung für nicht mehr zeitgemäß. Jeder Ring kostet gut 2500 Euro. Viel Geld auch angesichts der eher mauen Finanzlage unserer Stadt. Oft streiten wir über Zuschüsse für engagierte und wichtige Initiativen und Vereine, die jeden Cent umdrehen müssen, um ihren Fortbestand zu sichern. Und immer öfter wird für eben diese aus finanziellen Gründen der Geldhahn zugedreht.

Ich plädiere hiermit dafür, bei der Abteilung Ehrung zukünftig deutlich abzuspecken und einzusparen. Ein ordentliches Abendessen sollte reichen, dazu eine schöne Ehrenurkunde, die sich jede/r an die Wand nageln kann. Einverstanden?

In diesem Sinne, werte Kollegen: Alles Gute und besten Dank für Euer Engagement.

Habe die Ehre!

Text: Holger Reile (Stadtrat der Linken Liste Konstanz), Symbolbild: Bild von PublicDomainPictures auf Pixabay

4 Antworten

  1. Marco Knöpfle

    // am:

    Ich stimme Holger Reile zu: die symbolische Ehrung der langjährig Engagierten ist wichtig und richtig. Der materielle Wert der Ehrung ist es dagegen nicht. Dazu kommt: Gold ist weder regionaltypisch, noch sonderlich kreativ und auch ökologisch nicht mehr zeitgemäß. Besser wäre ein zwar günstiges, jedoch für Konstanz endemisches Material für die Auszeichnung.

  2. Thomas Martin

    // am:

    Herr Köhler,
    vor dem Hintergrund der großen Probleme, die diese Stadt hat, vor allem verantwortungsvoll für die kommenden Generationen mit Geld umzugehen (siehe die Mahnungen des Regierungspräsidiums Freiburg), zweifle ich es stark an, ob „feine ironische Töne“ zur Problemlösung beitragen, ja ob sich KN das überhaupt noch leisten kann. Ich fürchte, für Ironie ist es schon längst zu spät. Da wird das Goldene Buch bis zur nächsten Eintragung noch sehr lange warten müssen.

  3. Peter Köhler

    // am:

    Man muss in Holger Reiles Beiträgen immer auf feine ironische Töne achten. Es ist ja auch für ihn schon die vierte Ratsperiode. Und das fünfte Jahrzehnt als Lokaljournalist. Mal sehen, was eher kommt: der Ehrenring oder das Bundesverdienstkreuz. Und im Goldenen Buch hat sich auch schon seit acht Jahren niemand mehr eingetragen.

  4. Thomas Martin

    // am:

    Das kann es ja nicht sein: Die Ehrenringe gibt es seit 50 Jahren. Sie werden für besondere Verdienste vergeben und somit für einen sehr kleinen Personenkreis. Das sollte so bleiben und ist dann aus meiner Sicht in Ordnung. Wenn an dieser Stelle ein vergleichsweise kleiner Betrag mit der Begründung „nicht mehr zeitgemäß“ gestrichen werden soll, muss es mittlerweile desaströs mit den städtischen Finanzen aussehen! Das ist dann kommunale Symbolpolitik, nix weiter. Seit Jahren lassen die Verantwortlichen die Entstehung von Schandflecken mitten im Herzen der Stadt zu: Herose, Schänzle/Rheinbrücke. Damit einhergehend, steigende Mengen an täglichem Müll!
    Das Problem erwarte ich als Bürger vom Gemeinderat gelöst zu bekommen. Hört auf, Euch mit Einsparungen bei Ehrenrungen lächerlich zu machen – packt endlich mal die wirklichen Probleme dieser „wunderbaren“ Stadt an und hört endlich auf mit „Zeichen setzen“. Das hat keinen Effekt.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert