Bahnhof Konstanz, Schwarzwaldbahn 28.06.2020 (c) Harald Borges

Eisenbahner streiken erneut

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Bahnhof Konstanz, Schwarzwaldbahn 28.06.2020 (c) Harald Borges
Bahnhof Konstanz (Archivbild) (c) Harald Borges

Die Eisenbahner in Deutschland wollen ab heute Abend durch einen weiteren Streik ihren Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen Nachdruck verleihen. Hier der gemeinsame Streikaufruf von GDL und dbb beamtenbund und tarifunion.

Die Tarifrunde 2023 geht in die nächste Runde, nicht nur bei den Eisenbahnen in Deutschland, sondern auch bei den Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst der Länder. Die Arbeitgeberseite mauert allerorten und ist nicht bereit, den Beschäftigten die ihnen zustehende Wertschätzung und Anerkennung für die geleistete Arbeit zukommen zu lassen.

Im Bereich der Eisenbahnen weigern sich die Arbeitgeber darüber hinaus, zwingend erforderliche Verbesserungen zuzugestehen und über die Kernforderung der GDL nach einer Arbeitszeitabsenkung für Schichtarbeiter auf eine 35-Stunden-Woche und einer Fünf-Tage-Woche zu verhandeln. „Damit ignorieren die Unternehmen nicht nur die berechtigten Bedürfnisse der eigenen Beschäftigten,“ so der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Claus Weselsky. „Sie torpedieren zudem die dringend nötigen Maßnahmen zu einer erfolgreichen Personalgewinnung und setzen so fahrlässig die Zukunft des klimafreundlichsten Verkehrsmittels Eisenbahn aufs Spiel“.

Um Bewegung zu erzeugen, ruft die GDL bei der Deutschen Bahn AG, dem Transdev-Konzern, der AKN Eisenbahn GmbH, der City-Bahn Chemnitz GmbH und acht Unternehmen aus dem Personaldienstleistungsbereich Lokomotivführer, Zugbegleiter, Bordgastronomen, Werkstattmitarbeiter und Disponenten in allen Unternehmen und zusätzlich Fahrdienstleiter und weitere Berufsgruppen bei DB Netz zum Streik auf:

Am Donnerstag, den 7. Dezember 2023, ab 18:00 Uhr im Güterverkehr und ab 22:00 Uhr im Personenverkehr. Der Streik endet am Freitag, den 8. Dezember 2023 um 22:00 Uhr.

„Für die Bahn gilt dasselbe wie für den gesamten öffentlichen Dienst: Wer qualifizierte Fachkräfte gewinnen und halten will, muss attraktive und wettbewerbsfähige Arbeitsbedingungen anbieten,“ erklärt der dbb Bundesvorsitzende Ulrich Silberbach. „Mit seiner Weigerung, über die berechtigten Forderungen der GDL auch nur zu verhandeln, schadet der Bahnvorstand vor al- lem dem eigenen Unternehmen, demotiviert seine Beschäftigten und schikaniert die Fahrgäste.“

Machtvoll, laut und unaufhaltsam

Anlässlich der Verhandlungen von ver.di und dem dbb beamtenbund und tarifunion zum Tarifvertrag der Länder findet am 8. Dezember um 12:00 Uhr in Potsdam (Kongresshotel „Am Templiner See“) eine Protestaktion der GDL und anderer dbb-Mitgliedsgewerkschaften statt. Damit manifestiert sich er- neut die tiefe Verbundenheit und Solidarität zwischen der GDL und ihrem Dachverband dbb. „Der Unmut der Beschäftigten ist machtvoll, laut und unaufhaltsam“, so Weselsky. „Der Arbeitgeber, der jetzt nicht aufwacht, dem ist nicht mehr zu helfen.“ Darüber hinaus wird es am 8. Dezember um 11:00 Uhr in Frankfurt am Main (Bahnhofsvorplatz), um 12:00 Uhr in Köln (Bahnhofsvorplatz Domseite) und um 11:30 Uhr am Münchener Hauptbahnhof (Maritim Hotel) weitere Protestaktionen geben.

Die GDL vertritt rund 40.000 Eisenbahnerinnen und Eisenbahner bei der Deutschen Bahn und in vielen Wettbewerbsunternehmen. Der dbb beamten- bund und tarifunion vertritt mit seinen über 40 Mitgliedsgewerkschaften und 16 Landesbünden über 1,3 Millionen Mitglieder unter anderem im öffentlichen Dienst und im privaten Dienstleistungssektor.

Text: MM:

6 Antworten

  1. Wolfgang Daub

    // am:

    Ja, das ganze Problem hat Ken Loach schon vor mehr als 20 Jahren anhand der britischen Eisenbahn in seinem Film „The Navigators“ (oder so ähnlich?) beschrieben!
    Überhaupt sollten dessen Filme zum Pflichtprogramm eines jeden Bürgers gehören!

  2. Christina Herbert-Fischer

    // am:

    ja, ich habe eine starke Wut im Bauch. Die Bahn war mal gut, vor 40 Jahren war sie das noch. Ich schiebe es nach, was mich so wütend macht bis heute. Mein Vater war schwer erkrankt, er lebte bei Frankfurt. Nachdem ich die Situation durch ein Telefonat erkannt hatte, bin ich sofort zur Bahn, um hinzufahren. Durch Verspätung verpasste Anschlüsse und sonstige Bahnprobleme, dauerte die Fahrt von hier nach Frankfurt nicht 3,5 Stunden, sondern neun Stunden. Die Einweisung meines Vaters ins Krankenhaus erfolgte deshalb zu spät. Er ist kurz darauf verstorben, nicht die alleinige Schuld der Bahn, doch sie hat beigetragen durch ihr Chaos und die unsäglichen Zustände. Verspätungen sind nicht nur ein Ärgernis, sie können fatale Folgen haben. Das was da gelaufen ist nach der Privatisierung ist ein Skandal. Auch ein Skandal auf dem Rücken der Beschäftigten. Deshalb drücke ich den Gewerkschaften alle Daumen. Das Ärgernis Bahn ist nicht die Tatsache, dass hier ein Arbeitskampf geführt wird, sondern die Privatisierung und deren Folgen bis heute.

  3. Christina Herbert-Fischer

    // am:

    In meiner Jugend war ich viel Bahn gefahren, auch aus Umweltgründen, die damals noch nicht so im Vordergrund der Diskussion standen. Dann wurde privatisiert. Was ich danach mit der Bahn erlebt hatte, war so, dass ich die Bahn bis heute meide und sie nur im äußersten Notfall nutze. Ich hatte erlebt, dass es unverhältnismäßig teuer ist, wenn man durch Notfälle gezwungen war kurzfristig zu buchen (lebensgefährliche Notlage), dass Rassismus fröhliche Urstände gefeiert hat, man einen schwarzen Studenten mit BW-Ticket mitten im Schwarzwald am späten Abend aus dem Zug geschmissen hat. Ich habe die Nase so etwas von voll, hier geht gar nichts mehr Geld und Pünktlichkeit, es geht um völliges Abkacken, was den öffentlichen Auftrag angeht., das ist schade

  4. Helmut Reinhardt

    // am:

    „Das deutsche Schienennetz hat die besten Zeiten hinter sich. Mitte der 50er-Jahre war es noch 14.000 Kilometer länger als heute. Wo Züge rollen und wo es einmal Bahnverbindungen gab – Jahr für Jahr von 1835 bis heute.“ Eine gekonnte Animation neueren Datums zeigt die Entwicklung des deutschen Schienennetzes in den letzten 190 Jahren:
    https://interaktiv.morgenpost.de/bahn-schienennetz-deutschland-1835-bis-heute/

    Weselsky, der letzte Gewerkschafter in und mit dieser Position? #GDL #Streik
    https://twitter.com/VEB_ShockNews/status/1733846506967376027

  5. Dr. Peter Krause

    // am:

    Vor der Privatisierung der Bahn – damals noch „Deutsche Bundesbahn“ – waren die Züge wohl doch etwas pünktlicher und die Arbeitsbedingungen auch wohl eher besser.

  6. W. Laube

    // am:

    Seit 1958 bis 2005 bei der SBB. Da war nie ein Streik. immer noch 41 Std Woche,
    da fahren die Züge pünktlich bis zu 98 Prozent. Trotzdem ( Schicht gearbeitet) Jetzt 81.

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