Fahrradabstellanlagen an Bushaltestellen waren manchen Menschen ein Dorn im Auge. Überflüssig, teuer, im Weg, und für manche Autofahrer*innen die Verkörperung der teuflischen Dreieinigkeit aus Rad, Bus und ökologischer Vernunft. Inzwischen beweist ein leidenschaftsloser Blick: Die Fahrradbügel kommen zumeist glänzend an.
Wie geplant legte Polina Vorobyeva vom Amt für Stadtplanung und Umwelt jetzt die Ergebnisse der Erprobungsphase vor. Wie werden die Bügel angenommen, wo sind sie voll besetzt, wo können sie wieder abgebaut und anderswo aufgestellt werden? Es geht dabei um „Fahrradabstellanlagen mit einer Gesamtkapazität von 244 Fahrradstellplätzen, die an 25 verschiedenen Bushaltestellen im Stadtgebiet zwecks des Ausbaus der Mobilpunkte und der Erhöhung der Multimodalität im Jahr 2022 installiert wurden“.
Das Fazit des Berichts ist eindeutig: „Im Rahmen der Evaluation wurde festgestellt, dass die meisten Standorte gut ausgelastet und von RadfahrerInnen nicht zuletzt zwecks des Umstiegs auf ÖPNV gut angenommen werden. Insbesondere ist festzustellen, dass mit Fahrradbügeln an den Bushaltestellen deutlich mehr Fahrräder abgestellt werden gegenüber 2022, als die Fahrradbügel noch nicht vorhanden waren. Insgesamt hat sich in Summe die Zahl der abgestellten Fahrräder an den Bushaltestellen mehr als verdreifacht. Somit ist das Ziel des Förderprogramms erfüllt: Wo Angebote geschaffen werden, werden sie auch genutzt.“ Diese Weisheit der nahezu unfehlbaren Wirkung eines verbesserten Angebots sollte sich die Verwaltung vielleicht auch auf anderen Gebieten der Verkehrsgestaltung zu eigen machen.
Einzelne Standorte sind nicht ganz ausgelastet. Hier sollen Bügel wieder abgebaut und anderswo aufgebaut werden. Allerdings sind dem enge Grenzen gesetzt: „Da die Installation der Radabstellanlagen aus dem Förderprogramm ‚Klimaschutz durch Radverkehr‘ im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums gefördert wurde, dürfen die Fahrradbügel nur zum im Förderprogramm eingegebenen Zweck verwendet werden. Der Zweck der Multimodalitätsförderung muss bis zum 28.02.2029 gewährleistet sein – ansonsten droht die Rückzahlung von Fördermitteln.“ Also müssen Bügel, die an einer Stelle nicht genutzt werden, an einer anderen Stelle wieder aufgebaut werden, die den Absichten des Fördermittelgebers entspricht und zum Umstieg vom Fahrrad auf ein öffentliches Verkehrsmittel einlädt.
Bestens ausgelastet sind etwa die Abstellmöglichkeiten an den Standorten Wollmatingen/Rathaus, Jacob-Burckhardt-Straße, Herosestraße, Jugendherberge und Döbelestraße.
Zu den weniger benutzten Abstellanlagen gehört jene im Gutenbergweg/Buhlenweg. Diese Bügel sollen eine neue Heimat an der Bushaltestelle am Bahnhof Wollmatingen finden. Ebenso sollen am Bismarcksteig nur zwei Bügel verbleiben, während die restlichen drei das Klinikum schmücken. Die Bügel aus der Riedstraße werden gar komplett in die Karlsruher Straße umziehen, und auch an anderer Stelle wird optimiert. Die Alternativstandorte sind natürlich mit den betroffenen Ämtern sowie Polizei, Feuerwehr und den Entsorgungsbetrieben abgestimmt, denn natürlich sollen die Bügel weder die Feuerwehr behindern noch die Müllabfuhr erschweren.
Das ist ja ein weiterer Vorteil des Fahrrades gegenüber dem Autoverkehr: Ist eine Bundesstraße erst einmal gebaut, ist die Landschaft auf Dauer versaut. Ein Fahrradbügel hingegen kann jederzeit an anderer Stelle (zum Beispiel auf einem ehemaligen Autoparkplatz) seine wohlthätige Wirkung entfalten.
Quelle: Informationsvorlage 2022-2294/2
Text: O. Pugliese, Symbolbilder: Harald Borges
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