Kaum jemand hatte erwartet, dass die zweite Demonstration gegen Rechtsextremismus so groß ausfallen würde wie die am Abend des 24. Januar. Und so waren auch alle erfreut über die beachtliche Resonanz, die der Aufruf des Bündnisses „Konstanz für Demokratie – klare Kante gegen rechts“ fand.
„Wir sind die Brandmauer“: Unter diesem Motto zogen am Sonntagnachmittag mehrere tausend Menschen vom Herosé-Park über die alte Rheinbrücke und die Hafenstraße zur Kundgebung auf Klein-Venedig. Die Stimmung war prima, die Sonne schien, ab und zu wurden Sprüche skandiert – es war eine große, friedliche, überaus harmonische Manifestation.
Auf dem Versammlungsgelände, das diesmal Platz für alle bot, sprach zunächst Anselm Venedey vom Bündnis. Er rief nachdrücklich die Unternehmer:innen dazu auf, endlich klar Stellung gegen rechts zu beziehen – und nicht die Fehler von 1933 zu wiederholen, als das Kapital mit den Nazis paktierte.
Ihm folgte Valerie Rühlmann vom Queer Skate Club Konstanz, die eindrücklich aufzeigte, was auf die LGBTQ+-Community zukommt, wenn die Neonazis weiter an Einfluss gewinnen. Und nicht nur auf sie: Auch die über viele Jahre hinweg erkämpften Rechte der Frauen seien dann in Gefahr.
„Wir müssen uns aktiv gegen jede Form von Diskriminierung und Unterdrückung stellen“, führte anschließend Reza Omid aus, der im Namen von Save me Konstanz sprach; schließlich habe jeder Mensch die gleichen Rechte.
Danach trug Julian Mantaj vom Jungen Theater auszugsweise eine Rede von Elfriede Jelinek vor, die diese im Januar bei einer Demo in Wien gehalten hatte. Er wurde – wie die anderen Redner:innen – immer wieder von großem Beifall unterbrochen.
Viel Applaus gab es auch für die inhaltsstarken Songs der Band „Vom Hörensagen“, die zwischen den Reden spielte. Schade nur, dass die Anlage dermaßen laut eingestellt war, dass viele flohen, vor allem lärmempfindliche Teilnehmer:innen frühzeitig den Platz verließen und Hunderte so einen Teil der Reden verpassten.
Kommen sie das nächste Mal wieder? Das wird eine der Fragen sein, die nicht nur die Organisator:innen der Demo in nächster Zeit beschäftigen. Erfähren die kommenden Demos ähnlich viel Zuspruch? Nutzt sich der Protest mit der Zeit ab? Wo stehen die Parteien, die jetzt mitmarschieren, wenn der Wahlkampf vorbei ist? Und wessen Politik hat eigentlich wie dazu beigetragen (oder trägt immer noch dazu bei), dass die AfD in den Umfragen so stark geworden ist? Es bleibt also spannend.
Text: Pit Wuhrer. Fotos von O. Pugliese, Dietmar Messmer, Brigitte Matern und Pit Wuhrer
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