
Darf die Bahn einfach tun, was sie will? Offenbar ja. Denn vor knapp zwei Wochen urteilte das Verwaltungsgericht Stuttgart, dass die Gäubahn vor dem Stuttgarter Hauptbahnhof gekappt werden darf – Planfeststellungsbeschluss hin, fehlendes Stilllegungsverfahren her. Dagegen protestiert jetzt auch die Konstanzer Verwaltung.
Die Entscheidung des Gerichts hat weitreichende Auswirkungen auf den öffentlichen Verkehr im Süden von Baden-Württemberg (seemoz berichtete mehrfach). Dies beklagt nun auch die Konstanzer Stadtverwaltung. „Wieder einmal stehen bürokratische Hürden dem Erreichen unserer selbstgesteckten Klimaziele im Weg. Wie soll die Verkehrswende gelingen, wenn eine der wichtigsten Bahnverbindungen der Region gekappt wird?“, fragt der Konstanzer Oberbürgermeister Uli Burchardt.
Für Konstanz bedeute die Sperrung eine drastische Verschlechterung der Bahnanbindung, heißt es dazu in einer Pressemitteilung der Stadt. Über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte hinweg würden sich Bahnreisen nach Stuttgart sich durch den erzwungenen S-Bahn-Umstieg erheblich verlängern. Die Stadt hatte gehofft, dass die Klage der Deutschen Umwelthilfe (DUH) erfolgreich ist, da die geplante Sperrung gegen den ursprünglichen Planfeststellungsbeschluss zu Stuttgart 21 verstößt, der nur eine sechsmonatige Unterbrechung vorsah.
Die DUH und der Landesnaturschutzverband haben mittlerweile die nächste Instanz angerufen – und darauf setzt auch Konstanz: „Noch besteht Hoffnung, dass das Berufungsverfahren in diesem Jahr stattfinden kann“, heißt es in der Pressemitteilung. Danach wird es knappt. Die Hauptverbindung zwischen dem Süden und der Landeshauptstadt soll im April 2026 unterbrochen werden.
Oliver Stenzel von kontext:Wochenzeitung hat einen ausführlichen Bericht über den Gäubahn-Prozess verfasst: „Widersinnig, einen Plan B zu haben“. Ebenso empfehlenswert ist der kurze Film des Regisseurs Klaus Gietinger zur Verhandlung der Gäubahn-Klage: „Der große und der kleine Klaus killen die Gäubahn“.
Text: MM / pw
Bild: Screenshot des Gietinger-Films
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