Am 6.11. berät der Sportausschuss des Konstanzer Gemeinderates auf Antrag der FDP über die „Möglichkeit der Vermarktung der Namensrechte an der Schänzle-Halle durch die HSG“. Die Idee klingt gut: Die in die zweite Bundesliga aufgestiegene Handballmannschaft soll so mehr Geld bekommen, ohne dass die Stadt tiefer in die Tasche greifen müsste. Aber ganz so einfach ist das alles nicht.
Sport kostet, und Spitzensport kostet bekanntlich noch etwas mehr. Daher hat die FDP gründlich überlegt, wie der freie Markt den erfolgreichen Handballern der HSG unter die Arme greifen kann: „Wir möchten […] dem Verein die Möglichkeit geben, mehr Sponsorengelder einzuwerben. Wir beantragen also, dem Verein zu ermöglichen, den Namen der Halle zu vermarkten. Die genauen Bedingungen sollen die Stadtverwaltung und der Verein klären.“
Man hört die Dukaten schon klimpern, auch wenn sich die Schänzle-Halle vielleicht als nicht ganz so zugkräftig erweisen könnte wie die als bekannte Beispiele angeführten Sportstätten SAP-Arena (Mannheim), Lanxess Arena (Köln), Porsche Arena (Stuttgart) oder die eher regional berühmten ZF-Arena (Friedrichshafen), Sparkassen-Arena (Balingen) oder Sick-Arena (Freiburg). Überall gilt „Wenn der Ball im Tor versinkt, der Taler in den Beutel springt“, warum also nicht auch in Konstanz?
Hinter diesem Antrag der FDP steckt also eindeutig eine gute Absicht: Die Stadt soll dem Verein etwas mehr oder weniger schenken, was sie zwar besitzt, aber – zumindest bisher – nicht benutzt: Die Namensrechte an der schmucken Sporthalle nahe dem Seerhein. Mit dem Glanz der sportlichen Erfolge der HSG könnte sich dann ein Sponsor schmücken und wiederum seinen Namen in all jenen Medien lesen, sehen und hören und so zusätzliche Bekanntheit – und Kundschaft – gewinnen.
Blut geleckt
Allerdings stellen sich die Stadtoberen die Details dieses Deals etwas anders vor als die FDP. Während die FDP die Namensrechte direkt an die HSG weiterreichen und der die Vermarktung überlassen will, hat die stets klamme Verwaltung Blut geleckt. Sie schlägt also folgende Beschlussfassung vor: „Der Gemeinderat beauftragt die Verwaltung mit der öffentlichen Ausschreibung der Namensrechte für die Schänzle-Sporthalle und die damit einhergehende Überarbeitung der ‚Allgemeinen Bestimmungen für Werbung in Sportstätten‘.“ Das heißt: Das Geld für die Namensänderung der Halle ginge damit an die Stadt (die damit natürlich auch den Sport fördern kann).
Dieser Vorschlag ist durchaus logisch: Besagte Halle mit Platz für bis zu 1900 Zuschauer*innen gehört nämlich der Stadt, die sie über das Amt für Bildung und Sport vergibt, und deshalb möchte sie beim künftigen Namen auch das letzte Wort haben. Abgesehen davon nutzen ja auch andere Vereine als die HSG und ganz besonders der Schulsport die Halle, da ist nicht ganz einzusehen, warum die HSG die einzige Begünstigte sein sollte.
Auch eine grundsätzliche Neufassung der „Bestimmungen für Werbung in Sportstätten“ ist durchaus an der Zeit, denn es gibt ja noch weitere Sportstätten in Konstanz, die für Sponsor*innen interessant sein könnten, daher ist dies eine gute Idee, die Werbung in Sportstätten ganz allgemein zu regeln, auch um zu verhindern, dass sich später Geldgeber*innen, die nicht zum Zuge kommen, ungerecht behandeln fühlen.
So viel Geld erhofft sich die Stadt
Die Stadtverwaltung stellt sich den Deal mit den Namensrechten so vor: „Der Mindestbetrag für ein Namenssponsoring an der Schänzlehalle sollte bei 50.000 Euro pro Jahr liegen. Bei Angeboten zwischen 50.000 und 100.000 Euro könnte das hybride Namensmodell greifen, und der Beiname ‚Schänzle-Halle‘ müsste erhalten bleiben. Der potenzielle Namensgeber könnte dann als ‚Vorname‘ agieren. Bei Angeboten über 100.000 Euro pro Jahr könnte eine komplette Namensvergabe erfolgen. Die Mittel gälte es zweckgebunden für den Unterhalt und Ausbau der Infrastruktur der Schänzlehalle und der dortigen Veranstaltungsbereiche (Foyer, Tribüne, Veranstaltungstechnik) einzusetzen. Mögliche Sponsoringbeteiligungen mit den hauptnutzenden Vereinen wären vorstellbar, wobei die Mindestsumme von 50.000 Euro immer bei der Stadt Konstanz verbleiben müsste.“
Für 50.000 Euro gäbe es also die „Ruppaner Schänzle-Halle“, und das Geld flösse allein an die Stadt, für 101.000 Euro wäre auch die „Veltins Bodensee-Arena“ drin und ein wenig Nasenwasser für einen oder mehrere Vereine.
Recht so, denn die Stadt muss ja schließlich auch für die Kosten der von ihr errichteten Halle aufkommen. Daher soll der Gemeinderat ja auch als Taufpate fungieren und über eine mögliche Umbenennung abstimmen.
Aber bitte mit Anstand
Natürlich gibt es aber selbst dann, wenn man das letzte Stück Familiensilber verscherbelt, noch Anstandsregeln, und so heißt es in der Sitzungsvorlage: „Ausgeschlossen von der Ausschreibung sind Anbieter von Tabak- und Alkoholprodukten und Sport-Wett-Anbieter. Eine Ausnahme bilden Brauereien.“ Waffenhändler und Erotik-Anbieter beispielsweise sind für die Verwaltung also anscheinend zumindest eine denkbare Möglichkeit.
Auf das Ergebnis darf mensch gespannt sein. So könnten Konstanzer Schüler*innen ihre sportlichen Übungen in Zukunft also ebenso gut in der „Beck’s Schänzle-Halle“ wie in dem vom Erwachsenensender der Telekom üppig gesponserten „Erotic Lounge Club“ absolvieren. Das bringt der Stadt Konstanz (hoffentlich) viel Geld und im zweiten Fall vermutlich auch einen Haufen Aufmerksamkeit von der Art, von der das Stadtmarketing seit jeher nur träumen konnte.
Quelle: Sitzungsvorlage
Text: O. Pugliese, Bild: Harald Borges
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