Fff mahnwache a jung2 2025 04 10 © pit wuhrer

„In die falsche Richtung“

8 Kommentare

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Noch ist nicht alles in trockenen Tüchern, noch könnte sich einiges am Koalitionsabkommen von Union und SPD ändern. Aber eines ist bereits absehbar: In Sachen Klimaschutz geht unter der neuen Regierung nichts voran. Also trafen sich vergangenen Donnerstag drei Dutzend Klimaaktivist:innen zu einer kleinen Trauerfeier – vor dem Büro des CDU-Abgeordneten Andreas Jung.

Das 1,5-Grad-Ziel hat sich erledigt. Aufgrund der Inaktivität fast aller politisch Verantwortlichen wird es die Welt nicht mehr schaffen, die Erderwärmung auf ein halbwegs erträgliches Maß zu begrenzen. Und auch die nächste Stufe wird wohl übersprungen: Nach Ansicht vieler Wissenschaftler:innen ist es zunehmend unwahrscheinlich, dass der globale Temperaturanstieg gegenüber der vorindustriellen Zeit unter zwei Grad bleibt. 

Es kommen also auch hierzulande harte Zeiten auf die Menschen zu – erst recht, wenn die künftige Regierung bei ihrem jetzt vereinbarten Kurs bleibt. Denn sie „setzt Klimaschutz aufs Spiel“, wie die Umweltorganisation BUND kritisierte. Die künftigen Koalitionsparteien würden zu einem „Generalangriff auf Klima- und Naturschutz“ blasen, urteilte auch die Deutsche Umwelthilfe, und Greenpeace kam in einer Stellungnahme zum Schluss: „Union und SPD gefährden die ökologischen Lebensgrundlagen und unser aller Sicherheit“.

Mitverantwortlich für das überaus magere Ergebnis der Koalitionsgespräche in Sachen Umwelt und Klima war der Konstanzer Abgeordnete Andreas Jung: Er leitete als klimapolitischer Sprecher der Unionsfraktion die Koalitionsverhandlungen die Arbeitsgruppe Energie und Klima – und war offenbar nur mäßig erfolgreich: „Klimaschutz – eine Leerstelle im Koalitionsvertrag?“, fragte beispielsweise der Deutschlandfunk in einem Beitrag.

Nur nervig und teuer?

Und so wurde Jungs Abgeordnetenbüro in der Konstanzer Hofhalde folgerichtig zum Ziel einer kleinen Aktion von Fridays for Future (FFF) Konstanz. Jung „ist vielleicht nicht der Schlimmste in der CDU, was das Thema Klima angeht, aber er trägt Verantwortung dafür, was da jetzt herausgekommen ist“, sagte Niklas Becker, der die Mahnwache organisiert hatte. Herausgekommen sei nämlich außer ein paar Rechentricks, die Deutschlands CO2-Ausstoss beschönigen sollen, vor allem neue Gaskraftwerke und kaum Änderungen im Verkehrswesen.

Fff mahnwache a jung 2025 04 10 © pit wuhrer

Die Folgen seien fatal, erläuterte Mila Brodbeck von der Linksjugend solid: „Mit den Klimazielen der CDU wird sogar das Zwei-Grad-Ziel weit überschritten werden“, befürchtet sie. Dann werde man auch in Konstanz regelmäßig Dürre,  Hochwasser, Stürme und Brände erleben. „Wir müssen zusehen, wie vergangene Fehler nach und nach unsere Welt zerstören, die Chancen auf eine lebenswerte Zukunft vernichten und unsere jetzt schon starke soziale Ungleichheit massiv verschärfen.“

Auch Luis Fitz von der Grünen Jugend Konstanz hält das Verhandlungsergebnis für „ernüchternd“: Das Kohleausstiegssziel „wird von 2030 wieder auf 2038 zurückverlegt, für durch Bauprojekte zerstörte Lebensräume von Tieren und Pflanzen müssen künftig keine Ausgleichsflächen mehr geschaffen werden“ und so sei die Botschaft klar: „Die Union will weniger Klimaschutz statt mehr und die SPD schaut zu.“ Für die künftigen Regierungsparteien „ist Klima ein nerviges und teures Randthema, für das nur das Nötigste getan werden muss.“ Dabei seien sich die Expert:innen einig: „Nötig ist nicht weniger, sondern mehr.“

Niklas Becker blickt ebenfalls düster nach vorn: „Wir werden die, die nach uns kommen, daran erinnern müssen, wie es mal war, als es in Deutschland noch Sommer gab, die erträglich waren“, sagte er, „wie es war, als noch eine Landwirtschaft möglich war. Und als es in den Alpen noch Gletscher gab.“ Die Konstanzer FFF-Gruppe wird künftig noch einiges auf die Beine stellen müssen.

Text und Fotos: Pit Wuhrer

8 Kommentare

  1. Peter Stribl

    // am:

    @Andreas Remark
    „Weitere Kommentare zwecklos.“
    Mit anderen Worten: Es ist zum Reihern, wenn man keine Argumente hat.

  2. Andreas Remark

    // am:

    Naja – Die Üblichen. Weitere Kommentare zwecklos.

  3. Peter Stribl

    // am:

    @Andreas Remark
    So verschieden sind die Gründe für das Kot…:
    Mir dreht es den Magen um, wenn ich notieren muß, daß sehr viele Zeitgenossen den Anfang des Ukraine-Konflikts auf 2o22 datieren.

    Als wenn da nicht vorher Zbigniew Brzeziński seine Strategien dargelegt hätte. Plump bestätigt durch Kiesewetters Ausführungen bezüglich der Lithium-Vorkommen im Donbass.
    Dezent vom Tisch gewischt der €uro-Maidan mit Westerwelle, Victoria Nuland, Barroso, dem Biden-Clan.
    Das Schulterzucken, mit dem das Odessa-Massaker vom 2. 5. 2014 quittiert wird.
    Die Leichtfertigkeit, mit der über 14.000 Tote im Donbass zur Tagesordnung übergegangen wurde.

    Die „Berichterstattung“ durch Atai, Lielischkies, Virnich, Ruck, Golod und wie die Journalisten-Darsteller alle heißen – keine Spur von unvoreingenommen und keineswegs umfassend.
    Das mediale Stakkato vom „Angriffskrieg“ angesichts der erwähnten 14.000 Toten im Donbass. Wieviel Tote im Jugoslawienkrieg mußten herhalten für die Bezeichnung Völkermord?

    „Wag the dog“ ist ein Film mit Dustin Hofmann, der die mediale Aufbereitung von Kriegsszenen simuliert. Ich empfehle, sich den anzusehen, bevor man Informationen zu Butscha und Sumy „konsumiert“. Hilfreich auch die Quellen zu checken, aus denen diese Informationen stammen – Geheimdienste, „Experten“, die der einen oder anderen Seite zugetan sind.

  4. Norbert Faulhaber

    // am:

    Sehr geehrter Herr Remark,
    jeder Tote in der Ukraine ist ein Toter zuviel. Ist Ihnen noch nie der Gedanke gekommen, dass genau dies ein Grund dafür sein könnte, sich vehement für eine diplomatische Lösung des Konflikts einzusetzen? Und sehen Sie diesbezügliche Initiativen bei Merz/Klingbeil? Ich nicht, ganz im Gegenteil, momentan sehe ich allein Friedensbemühungen auf Seiten der neuen amerikanischen Regierung, wie stümperhaft auch immer. Ansonsten höre ich nur Kriegsgeschrei, und das 24/7 auf allen Kanälen.

  5. Andreas Remark

    // am:

    Gerade mal 3 Tage nach dem russischen Raketenangriff auf Sumi mit 32 toten Zivilisten muss ich hier (wieder mal) Kommentare über deutsche/westliche „Kriegstreiber“ lesen. Mir wird schlecht…

  6. Thomas Willauer

    // am:

    @Norbert Faulhaber
    Du glaubst doch nicht wirklich, dass diese in Zeiten der Kriegstüchtigkeit sozialisierten jungen Leute umdenken. Das werden sie vielleicht erst dann, wenn sie ihren Einberufungsbefehl zur Bundeswehr erhalten haben.

    Ausserdem sprechen ja unsere allseits bekannten Militärexperten davon, dass der Sommer 2025 der «letzte Friedenssommer» vor dem grossen Krieg ist. Dann kannst Du den Klimaschutz eh in der Pfeife rauchen.

    Aber man kann den jungen Leuten ja kaum einen Vorwurf machen. Der DGB hat z.B. einen Aufruf verfasst in dem er die Ostermärsche zu Aufrüstungsmärschen missbrauchen will. In dem Aufruf heisst es:

    „Wir fordern eine Politik, die sich an einem breiten Sicherheitsverständnis orientiert. Deshalb begrüßen wir es ausdrücklich, dass die nun geschaffenen neuen Möglichkeiten für schuldenfinanzierte Verteidigungsausgaben erweitert wurden und nicht mehr nur für eine bessere militärische Ausstattung der Bundeswehr zur Verfügung stehen. Vielmehr können damit auch Maßnahmen des Zivil- und Bevölkerungsschutzes, der Cybersicherheit, der Nachrichtendienste und zur Unterstützung völkerrechtswidrig angegriffener Staaten, wie der Ukraine, finanziert werden.“

    Diesmal alles für Aufrüstung, Kriegstüchtigkeit und Krieg. Und am 8./9.Mai Hausverbot für alle Russen bei Gedenkveranstaltungen zum Jahrestag der Befreiung vom Faschismus, insbesondere durch die Sowjetarmee (Ukas von Baerbock) und Fritze März reist vermutlich am 9.Mai (Tag des Sieges über den Faschismus) dann gleich nach Kiew und bringt den Taurus mit und die Sozis unterstützen diese Waffenbrüderschaft. Aber Kriegspartei ist Deutschland natürlich nicht. Doch!

    https://globalbridge.ch/bedrohungsluegner-kriegsgurgeln-und-hirn-tot-schlaeger

  7. Janosch Tillmann

    // am:

    @Norbert Faulhaber

    Es bietet sich wohl an, einen Umweltpolitiker daran zu erinnern, dass er an Umweltthemen gemessen wird. Allerdings steht es Ihnen ja frei, sich mit besagtem Schild vor Herrn Jungs Büro stellen. Ich nehme aber an, dass Ihre Angst so groß dann auch nicht ist…

  8. Norbert Faulhaber

    // am:

    Ein Besuch des Abgeordnetenbüros von Andreas Jung mit einem Plakat mit der Aufschrift „Ich habe Angst vor einem Bundeskanzler, der Deutschland in den Ukraine-Krieg hineinziehen will“ wäre vermutlich dringlicher gewesen…

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