Fähre Vor Meersburg © Pit Wuhrer

Elektrisch über den See – für den Klimaschutz

3 Kommentare

Fähre Vor Meersburg © Pit Wuhrer

Elektrische Antriebssysteme gelten nicht nur an Land als zukunftsfähig. Als umweltschonende Alternative zum Diesel sind sie auch auf dem Wasser gefragt. Ein weiterer Vorteil des Batteriebetriebs: Strom ist deutlich günstiger als die fossilen Brennstoffe. Das haben auch die Stadtwerke Konstanz erkannt und prüfen nun den Umbau von Fährschiffen auf batterieelektrischen Antrieb.

Seien wir ehrlich: Das als großer Fortschritt in Sachen Energieeffizienz und Klimaschutz konzipierte Fährschiff Richmond ist ein Flop. Nicht nur, dass von der Planung bis zur Inbetriebnahme zehn Jahre verstrichen und die Baukosten von geplant 11,7 Millionen Euro auf schließlich 27,6 Mio. Euro stiegen. Auch der Antrieb mit Biogas, für das man zwar nicht in der Region, doch immerhin in Südtirol einen verlässlichen Lieferanten gefunden hat, ist nicht mehr der letzte Schrei. Angesagt ist heute stattdessen Elektroantrieb. 

So schlug der Konstanzer Oberbürgermeister Uli Burchardt vor, doch demnächst zwei Autofähren auf vollelektrischen Antrieb umzurüsten. Als Oberbürgermeister ist er zugleich Vorsitzender des Stadtwerke-Aufsichtsrats. Dies bringe den Klimaschutz besser voran als die energetische Sanierung der städtischen Gebäude – aktuell werden jedes Jahr gerade mal zwei von insgesamt 190 Bauten saniert.

Nach Auskunft der Stadtwerke käme für die Umrüstung zunächst die Tábor infrage, später dann auch die Lodi. Während die Propeller der Lodi auf konventionelle Art direkt von zwei Dieselmotoren angetrieben werden, hat die Tábor bislang einen dieselelektrischen Hybridantrieb: Dieselgeneratoren erzeugen Strom, der die elektrischen Schiffsmotoren antreibt.

2300 Tonnen weniger CO2

Tábor und Lodi haben 2024 jeweils rund 870 Tonnen Dieselkraftstoff verbraucht. Mit der Umstellung auf vollelektrischen Antrieb ließen sich also bei jedem Schiff ein CO2-Äquivalent von rund 2300 Tonnen einsparen. Der Umbau der Tábor, so schreiben uns die Stadtwerke, würde vier Millionen Euro kosten, bei der Lodi wären es 4,5 Millionen Euro.

Dazu kommen noch die Kosten für die Ladeinfrastruktur von sechs bis acht Millionen Euro pro Hafen. Während man bei nur einer vollelektrischen Fähre mit der Lademöglichkeit nur in Staad auskommen könnte, müsste für den Einsatz weiterer Elektrofähren dann auch der Fährhafen Meersburg entsprechend ertüchtigt werden.

Viel Geld also, das die klammen Stadtwerke nicht selbst aufbringen können. Weshalb sie einen Förderantrag beim Verkehrsministerium Baden-Württemberg eingereicht haben. Der Beitrag der Elektrofähren zum Klimaschutz wäre freilich grandios und die Geldmittel höchst effizient eingesetzt. Zum Vergleich: Aktuell werden Suso-Gymnasium und Buchenbergschule energetisch saniert. Baukosten von über neun Millionen Euro bringen hier eine CO2-Einsparung von geschätzt lediglich 50 Tonnen im Jahr.

So bleibt zu hoffen, dass aus Stuttgart bald grünes Licht und ein Scheck für die Umrüstung der Tábor kommt.

Text: Ralph-Raymond Braun / Foto: pw

3 Kommentare

  1. Peter Magulski

    // am:

    @Franz-Josef Stiele-Werdermann
    Die Erzeugung des nötigen Stroms für den Antrieb erfolgt sinnvoller Weise aus erneuerbaren Energien, möglichst mit sinnvollem Ökostrom und entsprechend „guten“ Zertifikaten.

    Wenn Sie eine umfassende Rechnung wünschen, sollten Sie allerdings viel eher den Energieaufwand
    – der Förderung
    – der Raffinierung
    – des Transports
    – der Erzeugung der Maschinen für die Förderung
    – der Erzeugung der Maschinen für dir Raffinierung
    – der Erzeugung der Maschinen für den Transport

    für die fossilen Brennstoffe mitberücksichtigen. Diese komplette Kette ist in den meisten Bilanzen nicht oder nur unvollständig enthalten, ist aber weitaus schädlicher, als es sich die meisten Menschen vorstellen.

    Bezüglich des finanziellen Aspekts ist zu berücksichtigen, dass an einer Elektrifizierung kein Weg vorbei führt. Die Ausgaben für Ladeinfrastruktur kommen früher oder später eh auf die Kommune zu. Je früher sie erfolgen, desto früher kann man immerhin am täglichen Verbrauch sparen, denn jede Tonne CO2 kostet, in Zukunft immer weiter steigend. Und nicht nur die Preise für die Zertifikate sind entscheidend, es wird auch der Schaden durch CO2 vermieden. Der tatsächliche Betrieb der Fähren dürfte mit Strom deutlich günstiger ausfallen, als mit schädlichem, teurem und immer teurer werdendem Diesel.

  2. Dr. Peter Krause

    // am:

    Nach der berühmten Seilbahn und den Wassertaxis ist dies eine weitere Sau, die durchs Dorf getrieben wird.
    Ich hoffe, dass „Stuttgart“ keinen Scheck schickt und dass diese Pläne nicht umgesetzt werden.

  3. Franz-Josef Stiele-Werdermann

    // am:

    Einspruch!

    Sehr geehrter Herr Braun,
    ist der Beitrag eine von mir nicht erkannte Satire oder nur eine weitere Milchmädchenrechnung aus städtischer Hand?

    Warum wird nicht die Erzeugung des nötigen Stroms für den Antrieb gegengerechnet? Ganz zu schweigen von den notwendigen Riesen – Investitionen, die außer sehr viel Geld auch sehr viel Energie erfordern.
    Da geht es offensichtlich (wieder einmal) eher ums Prinzip, ohne die Sinnfrage zu stellen nach dem Motto, Augen zu und durch.
    Immer dann, wenn es um einzuheimsende Lorbeeren geht, scheinen die Geldvorräte der Stadt Konstanz genauso unerschöpflich zu sein wie der legendäre Goldspeicher von Dagobert Duck.
    Hand aufs Herz, Herr Braun, ich finde es ungut, wenn Ihre Gedankenansätze und die eindeutige Feder des städtischen Presseamtes ineinanderfließen.

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