
Elektrische Antriebssysteme gelten nicht nur an Land als zukunftsfähig. Als umweltschonende Alternative zum Diesel sind sie auch auf dem Wasser gefragt. Ein weiterer Vorteil des Batteriebetriebs: Strom ist deutlich günstiger als die fossilen Brennstoffe. Das haben auch die Stadtwerke Konstanz erkannt und prüfen nun den Umbau von Fährschiffen auf batterieelektrischen Antrieb.
Seien wir ehrlich: Das als großer Fortschritt in Sachen Energieeffizienz und Klimaschutz konzipierte Fährschiff Richmond ist ein Flop. Nicht nur, dass von der Planung bis zur Inbetriebnahme zehn Jahre verstrichen und die Baukosten von geplant 11,7 Millionen Euro auf schließlich 27,6 Mio. Euro stiegen. Auch der Antrieb mit Biogas, für das man zwar nicht in der Region, doch immerhin in Südtirol einen verlässlichen Lieferanten gefunden hat, ist nicht mehr der letzte Schrei. Angesagt ist heute stattdessen Elektroantrieb.
So schlug der Konstanzer Oberbürgermeister Uli Burchardt vor, doch demnächst zwei Autofähren auf vollelektrischen Antrieb umzurüsten. Als Oberbürgermeister ist er zugleich Vorsitzender des Stadtwerke-Aufsichtsrats. Dies bringe den Klimaschutz besser voran als die energetische Sanierung der städtischen Gebäude – aktuell werden jedes Jahr gerade mal zwei von insgesamt 190 Bauten saniert.
Nach Auskunft der Stadtwerke käme für die Umrüstung zunächst die Tábor infrage, später dann auch die Lodi. Während die Propeller der Lodi auf konventionelle Art direkt von zwei Dieselmotoren angetrieben werden, hat die Tábor bislang einen dieselelektrischen Hybridantrieb: Dieselgeneratoren erzeugen Strom, der die elektrischen Schiffsmotoren antreibt.
2300 Tonnen weniger CO2
Tábor und Lodi haben 2024 jeweils rund 870 Tonnen Dieselkraftstoff verbraucht. Mit der Umstellung auf vollelektrischen Antrieb ließen sich also bei jedem Schiff ein CO2-Äquivalent von rund 2300 Tonnen einsparen. Der Umbau der Tábor, so schreiben uns die Stadtwerke, würde vier Millionen Euro kosten, bei der Lodi wären es 4,5 Millionen Euro.
Dazu kommen noch die Kosten für die Ladeinfrastruktur von sechs bis acht Millionen Euro pro Hafen. Während man bei nur einer vollelektrischen Fähre mit der Lademöglichkeit nur in Staad auskommen könnte, müsste für den Einsatz weiterer Elektrofähren dann auch der Fährhafen Meersburg entsprechend ertüchtigt werden.
Viel Geld also, das die klammen Stadtwerke nicht selbst aufbringen können. Weshalb sie einen Förderantrag beim Verkehrsministerium Baden-Württemberg eingereicht haben. Der Beitrag der Elektrofähren zum Klimaschutz wäre freilich grandios und die Geldmittel höchst effizient eingesetzt. Zum Vergleich: Aktuell werden Suso-Gymnasium und Buchenbergschule energetisch saniert. Baukosten von über neun Millionen Euro bringen hier eine CO2-Einsparung von geschätzt lediglich 50 Tonnen im Jahr.
So bleibt zu hoffen, dass aus Stuttgart bald grünes Licht und ein Scheck für die Umrüstung der Tábor kommt.
Text: Ralph-Raymond Braun / Foto: pw
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