Hitlerjugend Tübingen 1937 © Walter Kleionfeldt, Public Domain, Wikimedia Commons

Marschiert die Jugend nach rechts?

Hitlerjugend Tübingen 1937 © Walter Kleionfeldt, Public Domain, Wikimedia Commons
Wiederholt sich die Geschichte? Hitler-Jugend Tübingen im Jahr 1937

Früher galten sie als links, kritisch, zukunftsgewandt – heute dagegen denken, agieren und votieren immer mehr Jugendliche konservativ bis rechtsextrem. Warum das so ist und was dagegen zu tun wäre, wird auf zwei Veranstaltungen in Singen und Konstanz thematisiert.

Nicht nur die Prognosen erschüttern, auch Wahlergebnisse lassen an der Zukunft der Gesellschaft zweifeln. So konnten bei den Europawahlen im Juni 2024 AfD und CDU unter den 16- bis 24-jährigen Wähler:innen deutlich zulegen. Und bei den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen stimmten sogar 31 beziehungsweise 38 Prozent der 18- bis 24-Jährigen für die rechtsextreme AfD. Bei der bevorstehenden Bundestagswahl wird der Anteil zwar nicht ganz so hoch sein, aber auch da erwarten Prognosen, dass die AfD bei den Jungen unter dreißig Jahren mehr Stimmen holt als im Durchschnitt der Bevölkerung.

Damit tritt ein, was Studien schon länger konstatieren: ein Rechtsrutsch bei den Jungen. Die Leipziger Autoritarismusstudie 2024 kommt beispielsweise zum Schluss, dass bei den anstehenden Wahlen auch im Westen ein „Anstieg von Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus zu befürchten“ sei. Und weiter: „Dies umso mehr, als wir feststellen müssen, dass wir die Ressentiments zunehmend auch unter Jüngeren antreffen.“

Kehren mithin Zeiten zurück, die wir längst hinter uns glaubten? Auch die NSDAP hat die jüngere Generation für sich gewinnen können: 1930 zum Beispiel lag das Durchschnittsalter ihrer 130.000 Mitglieder deutlich unter dem der anderen Parteien.

Aber warum ist das so? Fühlen sich die Jugendlichen abgehängt? Investieren die sogenannten Mitte-Parteien zu wenig in das Bildungssystem, halten sie schon zu lange an überkommenen Strukturen fest? Trieb die kurzsichtige Corona-Politik die Kinder in eine Isolation, aus der sie nicht mehr herausfinden? Hat der Umgang der Regierungen mit Krisen und Kriegen bei den Jungen eine „Grundfrustration“ entwickelt, zumindest aber zu einer „maximalen Ernüchterung“ geführt, wie der Hamburger Politikberater und Social-Media-Experte Martin Fuchs meint? 

Oder liegt es an Abstiegsängsten und der Sorge um die Zukunft, die die AfD auszuschlachten weiß? Viele ahnen, dass es ihnen nicht gut gehen wird, dass sie nicht die gleichen Aussichten haben wie ihre Eltern. Eine Partei mit simplen Botschaften und enormer Präsenz in den sozialen Medien kann da einfache Lösungen bieten. Aber ist es so einfach?

Darüber referiert und diskutiert am Donnerstag und am Freitag Michael Klundt, Professor für Kinderpolitik im Studiengang Angewandte Kindheitswissenschaften an der Hochschule Magdeburg-Stendal, in Singen und in Konstanz:

  • Do., 30. Januar, 19 Uhr: „Die Jugend – rechts?“ – vhs Singen, Thedor-Hanloser-Str. 19. Freier Eintritt.
  • Fr., 31. Januar, 19 Uhr: „Rechts abgebogen – Jugend ohne Zukunft?“ – vhs Konstanz, Katzgasse 7. Freier Eintritt.

Veranstaltet werden die beiden Vorträge beziehungsweise Debatten von VHS Landkreis Konstanz e.V., Bündnis Konstanz für DemokratieDGB Kreisverband KonstanzVerein seemoz e.V. 

Text: Pit Wuhrer / Bild (HJ-Jugend Tübingen 1937): Wikimedia Commons

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