Günstige Mieten, Leben in Gemeinschaft und keine Sorgen, irgendwann aus der Wohnung geworfen zu werden: Der Plan des Vereins Habitat Grenzbach, auf dem Gelände des ehemaligen Technologie-Zentrums am Grenzbach ein Wohnprojekt zu verwirklichen, stößt auf großes Interesse in der Stadtgesellschaft.
Zu einer Informationsveranstaltung kamen rund siebzig Menschen in die Villa Rheinburg. Der Saal musste wegen Überfüllung geschlossen werden. Der Informationsabend zeigte: Die Pläne sind keine Träumerei, sondern möglich – mit Hilfe des Mietshäuser Syndikats.
Sabine Seeliger vom Vereinsvorstand stellte die Eckpunkte des Projekts und den aktuellen Stand dar. Die Stadt könnte, wenn alles ideal läuft, bis im Oktober die Ausschreibung für ein Wohnprojekt veröffentlichen. Auf diese will sich der Verein Habitat Grenzbach mit seinem Konzept bewerben. Mitstreiter:innen sind willkommen.
Modell Mietshäuser Syndikat
Zu den Kernpunkt des Projekts Habitat Grenzbach gehört, das auf einem Erbbaugrundstück der Stadt geplante Haus im Gemeinschaftseigentum zu errichten und dauerhaft der Spekulation zu entziehen. Dafür sorgt die Zusammenarbeit mit dem Mietshäuser Syndikat.
Im Mietshäuser Syndikat sind aktuell deutschlandweit knapp 200 Hausprojekte in einem losen Verbund organisiert. Jedes Projekt ist eine eigenständige Hausbesitz-GmbH mit zwei Gesellschaftern: dem aus der Hausgemeinschaft bestehendem Hausverein und dem Mietshäuser Syndikat. Der Hausverein entscheidet über alle Belange des Haus selbst. Nur beim Hausverkauf oder der Aufteilung in Eigentumswohnungen hat das Syndikat ein Vetorecht. Und verhindert so gemäß seinem Zweck die kapitalistische Verwertung der Immobilie.
Mit Cluster-Wohnungen gegen den Mietenwahnsinn
Als entscheidende Stellschraube für günstige Mieten betrachtet das Grenzbach-Projekt die Pro-Kopf-Wohnfläche. Um die zu reduzieren, setzen die Habitatler:innen auf Cluster-Wohnungen.
Cluster-Wohnungen sind ökologisch, flexibel und nicht so teuer. Sie kombinieren die Vorteile einer Kleinstwohnung mit denen einer Wohngemeinschaft (WG). Mehrere private Wohneinheiten sind mit gemeinschaftlich genutzten Räumen verbunden. Im Unterschied zur klassischen WG hat die private Wohneinheit auch ein eigenes Bad und eventuell auch eine Tee-Küche. Die Gemeinschaftsflächen setzen sich aus einzelnen oder mehreren Wohn-, Koch- und Essbereichen zusammen, aus weiteren Sanitärräume, Hausarbeitsräumen und eventuell auch flexibel nutzbaren Gästezimmern. Die Räume im Haus sollen tauschbar sein. Wenn etwa die Kinder einer Familie ausziehen, muss der Rest nicht in Räumen bleiben, die nun zu groß sind für ihre neue Lebenssituation.
Im Cluster zu wohnen heißt: Es werden Bedürfnisse nach Rückzug und nach Geselligkeit erfüllt. Man hilft sich gegenseitig im Alltag, übernimmt Aufgaben für die Gemeinschaft, hat aber auch einen privaten Rückzugsort. Cluster-Wohnungen eignen sich vor allem für Menschen, die nachhaltig leben wollen, indem sie Flächen sparen und etwa auch Haushaltsgeräte in der Gemeinschaft teilen. Nicht jede:r braucht einen eigenen Staubsauger oder Akkuschrauber.
Finanziert werden soll der Bau unter anderem über sogenannte Direktkredite von privaten Unterstützer:innen. Diese einzuwerben wird eine große Aufgabe des Vereins sein. Auch die Wohnenden können Geld geben, müssen aber nicht. So können auch Menschen, die über kein Vermögen verfügen, beim Wohnprojekt Habitat Grenzbach mitmachen.
Text: MM/rbb / Foto (es zeigt die Referentin Sabine Seeliger): Habitat Grenzbach
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