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Eine Abstimmung mit den Füßen – und einer App

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Der Fuss e.V., Interessenvertretung der Fußgänger*innen, hat jetzt eine breit aufgestellte GehCheck-App vorgestellt. Ist ein Fußweg zu schmal, eine Promenade gut gestaltet oder ein Überweg gefährlich, können diese Anliegen direkt vor Ort in die App eingetragen werden. Ziel ist es, den Stadtverwaltungen ein konkretes Feedback und Anstöße für ihre Arbeit zu geben.

Es gibt jetzt eine neue Möglichkeit, wie Fußgänger*innen ihre Zufriedenheit oder Unzufriedenheit mit der Konzeption und Ausgestaltung von Gehwegen, Ampelschaltungen, Fußgängerüberwegen und anderen für sie wichtigen Einrichtungen erfassen können, um den Verkehrsplaner*innen in den Verwaltungen Anregungen für ihre künftige Arbeit zu geben: Die GehCheck-App.

Mängelmelder und GehCheck-App ergänzen sich

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Allerdings ist es wichtig, die Unterschiede zwischen der neuen App und einem schon vorhandenen und rege genutzten Tool der Stadt zu beachten:

Die Stadt bietet bekanntlich im Internet einen Mängelmelder an, in den Bürger*innen ganz konkrete Schadensmeldungen eintragen können: Hier muss ein Busch zurückgeschnitten werden, dort ist eine Straßenlatüchte ausgefallen, anderswo klafft ein Loch im Pflaster. Erfahrungsgemäß werden gefährliche Mängel dann auch umgehend behoben, der Mängelmelder als Schnittstelle zwischen Bürger*innen, Verwaltung und technischen Betrieben funktioniert ganz gut. Der Mängelmelder erfasst also ganz konkrete Schäden und gibt sie auf einen vordefinierten Dienstweg.

Die GehCheck-App hingegen hat ein eher grundsätzliches Anliegen: Sie erfasst gute und schlechte Bedingungen für Fußgänger*innen (ja, auch Lob zum Beispiel für Baumaßnahmen ist hier möglich – auch wenn solches erfahrungsgemäß kaum zu erwarten ist). Ist wie am Bahnübergang bei Theater und Inselhotel kein ausreichender Aufstellraum an einer Ampel vorhanden? Ist ein Fußweg wie etwa an der Spanierstraße entlang der Musikschule zu schmal? Solche Gehhindernisse können mit dieser App erfasst werden, auch wenn sie die Stadt durch ihre eigene Verkehrsplanung selbst geschaffen hat.

Die mit der App erfassten Einträge sollen nach Angaben von Fuss e.V. dann der Verwaltung und Kommunalpolitik, verschiedenen Bürgergruppen und auch den Medien kommuniziert werden. Sie können den Verkehrsplaner*innen wichtige Fingerzeige geben. Allerdings warnen die Fußwegvorkämpfer vor überzogenen Erwartungen: Mit schneller Abhilfe ist in den meisten Fällen nicht zu rechnen. Es geht vielmehr darum, die Verantwortlichen anhand konkreter Beispiele für die Bedürfnisse der Gehenden zu sensibilisieren, um langfristig zu einer fußgänger*innenfreundlichen Umgestaltung der Verkehrsräume zu kommen. Die Planer*innen sollen erfahren, wo die Fußgänger*innen der Schuh tatsächlich drückt.

Die von den Gehenden erfassten Einträge sind dann auf einer Website zu sehen.

Allerdings braucht es etwas Übung und Geduld, einen Eintrag, gern auch mit Foto, zu erfassen. Die App hat noch einige Kinderkrankheiten und ist noch nicht immer so übersichtlich, wie man sich das auf einem kleinen Smartphone-Bildschirm wünschen würde.

Auf langfristige Wirkung ausgelegt

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Inwiefern die unter Personal- und Geldmangel ächzenden Planer*innen in den Ämtern den zusätzlichen Informationen aus der App in freudiger Erwartung entgegenfiebern, bleibt abzuwarten. Die meisten Probleme dürften ihnen – oft schon seit Jahren oder Jahrzehnten – bestens bekannt sein und nicht zuletzt durch den autogerechten Umbau der Städte nach dem Zweiten Weltkrieg verursacht worden sein. Sie hatten aber weder die Zeit noch das Geld, eine Lösung zu entwickeln, die – wie etwa am Zähringerplatz – noch dazu ganz vielen verschiedenen Verkehrsteilnehmer*innen gerecht werden muss: Von Fußgänger*innen im Rentenalter bis hin zu Schulkindern über Radler*innen und Rollatoren bis hin zu Bussen, Einsatzfahrzeugen, Kinderwagen, Autos, Elektrorollern, LKWs …

Der Fuss e.V. ist euphorisch: „Die App taugt für privaten Gebrauch wie für professionelle Fußverkehrs-Checks. Alles Erfasste erscheint auf einer öffentlichen Web-Karte, kann gefiltert und exportiert werden. Für jede Stadt, für jedes Dorf, aber auch für einzelne Straßen und Quartiere können so die Geh-Qualitäten sichtbar und analysiert werden.“ Demnach soll diese App „künftig die detailliertesten Planungsinformationen für Städte, die wissen wollen, welche Stärken und Schwächen es auf ihren Wegen fürs Gehen gibt,“ liefern.

Der Erfolg hängt natürlich vor allem davon ab, wie viele Menschen tatsächlich sinnvolle Einträge und Vorschläge liefern – und ob es Fuss e.V. gelingt, die Daten so auszuwerten, zu filtern und aufzubereiten, dass sie tatsächlich von den verantwortlichen Fachleuten zur Kenntnis genommen werden.

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Links

– Die App gibt es für Android-Geräte hier und für Apple hier.
– Zur Auswertungsseite im Web mit allen bisher erfassten Meldungen geht es hier.
– Ausführliche Gebrauchtstipps und Hilfen finden Sie hier.

Text & Screenshots: O, Pugliese

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