Wie angekündigt erhöht das Singener Bürgerunternehmen solarcomplex AG sein Eigenkapital. Die Zeichnung neuer Aktien sei jetzt öffentlich möglich, teilt das Unternehmen mit. Das frische Geld fließe in die nächsten großen Projekte, die das Anlagevermögen von solarcomplex kontinuierlich erhöhen sollen.
Insgesamt werden 2,5 Millionen Aktien im Nennwert von 1 Euro angeboten, und zwar zu je 3,10 Euro für Neu-Aktionäre und weiterhin zu 3 Euro für Bestandsaktionär:innen.
Das verbriefte Bezugsrecht für die rund 1.800 Anteilseigner:innen wurde gewahrt, indem in einer vorangegangenen Frist von 14 Tagen ausschließlich deren Zeichnungsanträge bearbeitet wurden. Rund drei Millionen Euro seien so zusammengekommen, gibt solarcomplex in seiner Pressemitteilung bekannt.
Bürgerunternehmen solarcomplex
Das Bürgerunternehmen mit inzwischen 80 Mitarbeitern hat sich den Umbau der regionalen Stromversorgung weitgehend auf erneuerbare Energien zum Ziel gesetzt. Seit der Gründung im Jahr 2000 ist die Zahl der Gesellschafter:innen von 20 auf rund 1.800 und das Eigenkapital von 37.500 Euro auf rund 38 Millionen Euro gestiegen. 45 Millionen Euro sollen es nach Abschluss der laufenden Kapitalerhöhung sein.
In den vergangenen zwanzig Jahren sind regenerative Wärmenetze in etwa 20 Gemeinden und über 100 Megawatt leistende Solarkraftwerke als Dach- und Freilandanlagen gebaut worden, außerdem zwei Biogasanlagen und mehrere Windkraftanlagen. Das Investitionsvolumen aller bisher realisierten Projekte liegt bei über 300 Millionen Euro.
Ökologische Geldanlage in der Region
solarcomplex firmiert seit 2007 als nicht-börsennotierte Aktiengesellschaft und bietet Bürger:innen die Kapitalbeteiligung als ökologische Geldanlage an. Das Aktienkapitel fließe als Eigenkapital in neue Projekte, welche das Anlagevermögen des Bürgerunternehmens kontinuierlich erhöhen.
„Eine ökologische Geldanlage in der eigenen Region hat den großen Vorteil, dass man mitverfolgen kann, wo und wie das Geld investiert wird. Das schafft Transparenz und Sicherheit“, heißt es in einer Stellungnahme des Unternehmens. Mit den rund 7,5 Millionen Euro, die nun zufließen sollen, werde der Eigenkapitalanteil der anstehenden Vorhaben finanziert.
„Das sind insbesondere die Wärmenetze Dingelsdorf und Wallhausen auf Basis von Seethermie mit einem Investment von allein rund 23 Millionen Euro, aber auch weitere Solarparks und die Beteiligung am Windpark Brand. Durch den kontinuierlichen Zubau wächst unser Kraftwerkspark Jahr für Jahr“, so solarcomplex-Vorstand Bene Müller.
Bau weiterer Großprojekte
Die Entscheidung für die Wärmenetze Dingelsdorf und Wallhausen sei für das Unternehmen aufgrund der vorliegenden Verträge gefallen. Zirka 350 Gebäude sollen an die Wärmenetze angeschlossen werden. Zur finalen Realisierbarkeit brauche es aber noch eine Zusage aus dem „Bundesförderungsprogramm für effiziente Wärmenetze“.
Und das kann bekanntlich dauern, wie seemoz berichtete. Gute Nachrichten gibt es hierzu inzwischen aus der Gemeinde Hilzingen. Nachdem der lang erwartete Förderbescheid im Sommer schließlich doch noch eingetroffen ist, kommen die Arbeiten bei der Erweiterung des Bestandnetzes gut voran. 2026 werde der Netzausbau weitgehend fertig und die allermeisten Gebäude werden angeschlossen sein.
Auch die sechs Windräder für den „Windpark Länge“ (Gemarkungen Donaueschingen und Hüfingen im Landkreis Schwarzwald-Baar) können ab Frühjahr 2025 gebaut werden. Die Genehmigung nach dem Bundes-Immissions-Schutzgesetz sei bestandskräftig, so dass dagegen kann nicht mehr geklagt werden könne, teilt Bene Müller auf Nachfrage von seemoz mit.
Weiter gehe auch es auch beim Geschäftsfeld Sonne. Im Herbst habe solarcomplex von den Elektrizitätswerken Schönau, den „Stromrebellen“, den Auftrag für eine weitere Photovoltaik-Freilandanlage mit 15,8 Megawatt bei Döggingen erhalten. Damit werde diese Anlage nochmals deutlich leistungsstärker als das bisher größte Projekt, der Solarpark Frankenreute bei Rottweil mit neun Megawatt.
Den von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) gebilligten Wertpapierprospekt gibt es auf der Homepage des Bürgerunternehmens [[www.solarcomplex.de]] zum Download. Die Zeichnungsscheine werden in der Reihenfolge des Posteingangs bearbeitet.
Text: MM / Uta Preimesser
Fotos (Apparat in der Biosolar-Anlage Büsingen, Solarpark Frankenreute bei Rottweil): © solarcomplex
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