Das Theater der Hochschule Konstanz (HTWG) und die Musikschule arbeiten gemeinsam an einem Stück Musiktheater nach einem Roman des Erfolgsautors Ray Bradbury. Die Musik hat der an der Musikschule tätige Ralf Kleinehanding komponiert, der auch die musikalische Leitung übernimmt. Drei Aufführungen finden Anfang Januar statt, der Vorverkauf hat begonnen.
Ray Bradbury (1920–2012) wurde 1953 mit seiner Dystopie „Fahrenheit 451“ bekannt, einem Roman, in dem ein diktatorischer Staat den Bücherbesitz verboten hat, um die Menschen dumm und untertänig zu halten. Die Feuerwehr hat nicht mehr die Aufgabe. Feuer zu löschen, sondern soll Bücher verbrennen (Parallelen zur deutschen Reichspogromnacht sind nicht rein zufällig). Doch schließlich … aber das Ende kennen wir ja schon. Schließlich gehörte François Truffauts „Fahrenheit 451“-Verfilmung von 1966 mit dem höchst sensiblen Oskar Werner einst zum Standardrepertoire eines jeden Programmkinos, das etwas auf sich hielt.
Das alles mutet heute zwar ein wenig vorsintflutlich an, da die Verdummung durch zeitgenössische soziale Medien offenkundig viel effizienter und profitabler funktioniert ist als durch Bücherverbrennungen. Zu Bradburys Zeit stand dieses Werk aber in einer Reihe mit Orwell’s „1984“ oder Huxleys „Brave New World“ –– als einer jener Romane des Jahrhunderts, der seiner Zeit die Augen öffnete. Bradbury wurde damit zu einem weltweit anerkannten Autor ernsthafter Science Fiction, die zugleich Gesellschaftsroman war.
Der Jahrmarkt der Grausamkeiten
In Bradburys rund zehn Jahre später, nämlich 1962 erschienenem Roman „Das Böse kommt auf leisen Sohlen“ allerdings, der dem Stück von HTWG und Musikschule zugrunde liegt, spüren zwei dreizehnjährige Nachbarskinder, June Nightshade und Will Halloway, die Magie – und den Schrecken, als ein geheimnisvoller Zirkus seine Zelte aufschlägt und das Böse langsam und fast unmerklich in die Stadt einzieht.
Der geheimnisvolle, über und über tätowierte Zirkusdirektor Dark mit dem Spitznamen „Illustrierter Mann“ und sein unheimliches Karussell scheinen Wünsche erfüllen zu können, denn mit jeder Runde können Menschen körperlich ein Jahr älter oder jünger werden. Körperlich wohlgemerkt, denn ansonsten bleiben sie so klug oder unklug als wie zuvor.
Doch die Sehnsucht nach Veränderung hat ihren Preis. Während das Böse seine Schatten wirft, kämpfen die Kinder gegen die Versuchungen des Jahrmarkts und ihre eigenen Dämonen. Selbst Wills 54-jähriger Vater, Mr. Halloway, trauert seiner verflossenen Jugend nach – und möchte dorthin zurückkehren … (Aber, Hand aufs Herz: Wer wollte das nicht, wenn das Augenlicht nachlässt, der Rücken zwickt und die Zähne zu wackeln beginnen?)
Eine Novität
Musiktheater und Oper zählen im eher überschaubaren Konstanz nicht zu jenen Gattungen, die auch nur annähernd so oft gepflegt würden wie Chor- oder Philharmonie-Konzerte, und Uraufführungen sind in diesen Sparten ob des Aufwandes ohnehin eher spärlich gesät. Daher kommt dieser Produktion, noch dazu angesichts ihrer nur auf den ersten Blick phantastischen Thematik, eine besondere Bedeutung zu.
Dieses Werk wurde hier vor Ort sozusagen handgemacht, und in der Inszenierung steckt ein Haufen Arbeit: Es spielt ein 11-köpfiges Orchester der Musikschule, während Gesangsschüler*innen der Musikschule zusätzliche Akzente setzen. Die Charaktere werden von Studierenden der HTWG Konstanz verkörpert. Für die Veranstaltungstechnik, das Bühnenbild, Kostüme, Maske, Choreografie, Marketing und Regie zeichnen ebenfalls Studierende der HTWG unter der Leitung von Anna Hertz verantwortlich. Als besonderes Highlight kommt eine in Zusammenarbeit mit der Fakultät Maschinenbau konstruierte Drehbühne zum Einsatz.
Alles bereit also für eine gefährliche und schräge Zeitreise durch das eigene Leben …
Praktische Informationen
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Aufführungen am 9., 10. und 11. Januar 2025 in der Wollmatinger Halle, Schwaketenstraße 31, D-78467 Konstanz.
Beginn: 19:00 Uhr (Einlass ab 18:50 Uhr, Abendkasse ab 18:00 Uhr).
Eintrittskarten gibt es hier. Vorverkauf: 7 Euro ermäßigt, 10 Euro regulär, Abendkasse: 9 Euro ermäßigt, 12 Euro regulär.
Text: Harald Borges/MM, Bild: Veranstalter.
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