Mit dem anstehenden Fahrplanwechsel endet eine insgesamt 75 Jahre währende Tradition. Am 14. Dezember gegen 21 Uhr wird zum letzten Mal ein „Roter Arnold“ der Linie 908 hinter dem Lago die Grenze zwischen der Schweiz und Deutschland passieren.
Begonnen hatte es im Frühjahr 1927, als die Busse der frisch gegründeten „Städtischen Kraftwagenbetriebe Konstanz“ auch eine Linie nach Kreuzlingen und Kurzrickenbach einrichteten. Bedient wurde sie vom Roten Arnold, so benannt nach der Farbe der Busse und nach der politischen Zugehörigkeit des damals für den Verkehr zuständigen SPD-Bürgermeisters Fritz Arnold.
Der grenzüberschreitende Busverkehr endete abrupt mit dem Kriegsausbruch 1939 und wurde erst 1962 wieder aufgenommen. Und blieb bestehen, als Kreuzlingen in den 1990ern sein eigenes Stadtbusnetz aufbaute.
Die Konstanzer Busse fuhren derweil bis nach Landschlacht, also weit über die Kreuzlinger Stadtgrenzen hinaus. Und wurden damit in den sogenannte Postautoskandal verwickelt. 2017 kam ans Licht, dass die Schweizer Postauto AG über Jahre ihre Bilanzen gefälscht und damit 188 Millionen Franken Zuschüsse erschwindelt hatten – davon 360.000 Franken (damals umgerechnet 316.000 Euro) von der Stadt Konstanz.
Ermöglicht hatte dies ein merkwürdiges Konstrukt. Die Konzession für die gesamte Strecke zwischen Landschlacht und Zähringerplatz hatte nämlich die Postauto AG und kassierte dafür Subventionen von der Stadt Konstanz und dem Kanton Thurgau. Die Postauto AG hatte die Stadtwerke nur als Subunternehmer für die besagte Linie engagiert – um welchen Preis, das wurde nie bekannt.
Erst 2016 trennte man die Konzessionen an der Grenze. Für den deutschen Streckenteil fuhren die Stadtwerke fortan auf eigene Rechnung, nur zwischen Grenze und Landschlacht blieben sie weiter Subunternehmer der Postauto AG.
Vom Stadt- zum Postbus
Warum sich das Verhältnis nun umkehrt und ab dem Fahrplanwechsel nicht der Rote Arnold in die Schweiz, sondern das gelbe Postauto bis zum Zähringerplatz fährt, bleibt unklar. Angekündigt hat Stadtwerke-Chef Norbert Reuter den „einvernehmlichen Wechsel“ bereits vor knapp einem Jahr. Waren die Fahrten nach Landschlacht für die Stadtwerke ein Verlustgeschäft? Braucht man die drei für die Linie eingesetzten Omnibusse anderweitig? Für den deutschen Streckenabschnitt, lassen die Stadtwerke verlauten, zahle man künftig einen kostendeckenden Zuschuss an die Postauto AG.
Am Fahrplan ändert sich zunächst nichts. Weiterhin kann, wer in Konstanz einen Stadtbusfahrschein gelöst hat oder eine SWK-Jahreskarte besitzt, damit ohne Aufpreis auch in Kreuzlingen und Tägerwilen Bus und Bahn benutzen. Im Bus selbst werden vorerst allerdings zwischen Zähringerplatz und Grenze keine Tickets mehr verkauft. Die Stadtwerke verweisen hier aufs Handyticket, was gelegenheitsbusfahrende Senior:innen kaum erfreuen wird.
Einschränkungen auf der Linie 11
Während beim Fahrplan der Linie 908 alles beim Alten bleibt, müssen sich die Kund:innen der Linie 11 auf gravierende Änderungen einstellen. Hier wird, wie seemoz bereits berichtete, das Angebot auf dem Streckenabschnitt zwischen Uni und Fährhafen Staad zwar nicht gänzlich gestrichen, aber doch drastisch eingeschränkt.
Nur noch zwölf Kurse werden die ganze Strecke Bahnhof Wollmatingen – Uni – Fähre und zurück bedienen, nämlich vormittags bis halb zehn, nachmittags zwischen vier und sechs und einmal zur Mittagszeit. „Damit verkehren die Busse weiterhin zu Zeiten, in denen eine starke Nachfrage besteht“, sagt Busbetriebsleiter Ralph Stöhr. Für die Anbindung der Geschwister-Scholl- Schule und Buchenbergschule werde man zudem mittags Schulbusse einsetzen.
Zu allen anderen Zeiten wird im Halbstundentakt nur noch der Abschnitt zwischen Bahnhof Wollmatingen und Universität befahren. Hier gibt es sogar eine klitzekleine Verbesserung: Statt bislang abends um acht wird künftig um halb neun der letzte Bus vom Bahnhof Wollmatingen Richtung Uni starten.
Alles wird teurer
So verlässlich wie Silvesterfeuerwerk und Neujahr kommt zwei Wochen nach dem Fahrplanwechsel dann auch die alljährliche „Preisanpassung“. Sie ahnen schon, in welche Richtung: nämlich nach oben. Der Einzelfahrschein Erwachsene wird ab 1. Januar 3,10 statt bisher 2,90 Euro kosten, die übertragbare Jahreskarte 580 statt bisher 550 Euro. Ach ja, es wird halt alles teurer, was will man machen …
Text und Fotos: Ralph-Raymond Braun
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