Der Gedenk- und Aktionstag zur Bekämpfung von Diskriminierung und Gewalt jedweder Form gegenüber Frauen und Mädchen wird jährlich am 25. November begangen, so auch dieses Jahr. Rund um dieses Datum finden im Kreis Konstanz Veranstaltungen und Aktionen statt, die auf die strukturelle Gewalt gegen Frauen aufmerksam machen.
Der Aktionstag geht auf die Ermordung der drei Schwestern Patria, Minerva und Maria Teresa Mirabal am 25. November 1960 durch Militärangehörige des dominikanischen Diktators Rafael Trujillo zurück. Seit 1981 thematisieren Menschenrechtsorganisationen jedes Jahr an diesem Tag die Einhaltung der Menschenrechte gegenüber Frauen und Mädchen.
Mehr als 250.000 Menschen wurden im Jahr 2023 Opfer häuslicher Gewalt – 6,5 Prozent mehr als im Vorjahr: Das geht aus dem Lagebild „Häusliche Gewalt“ des Bundeskriminalamtes hervor. Zwei Drittel der Fälle fallen in den Bereich der Partnerschaftsgewalt, die übrigen betreffen innerfamiliäre Gewalt gegen Kinder, Eltern oder sonstige Angehörige. 70,5 Prozent der Opfer häuslicher Gewalt sind weiblich, während die Täter überwiegend männlich sind (75,6 Prozent).
331 Menschen sind 2023 durch häusliche Gewalt ums Leben gekommen. Die Opfer waren zu über 80 Prozent weiblich. Im Bereich der innerfamiliären Gewalt war über die Hälfte der Opfer unter 14 oder über 60 Jahre alt. Auffallend ist zudem ein starker Anstieg der Fälle mit Internet-Bezug: In den letzten fünf Jahren gab es beispielsweise im Bereich Stalking einen Anstieg um 116 Prozent. Auch die polizeilich registrierte häusliche Gewalt ist in diesem Zeitraum um 19,5 Prozent gestiegen. Trotz steigender Zahlen werden immer noch viele Taten – etwa aus Angst oder Scham – nicht der Polizei gemeldet, die Dunkelziffer ist hoch.
Aktionen und Veranstaltungen zum 25. November
Im Kreis Konstanz gibt es jedes Jahr verschiedene Aktionen und Veranstaltungen, um auf die zunehmende Gewalt gegen Frauen aufmerkam zu machen. In Singen haben sich engagierte Frauen etwas Besonderes einfallen lassen: Der symbolische „Orange Day“ soll ein sichtbares Zeichen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen setzen: Am Samstag, 23. November, werden zwischen 10 und 12 Uhr in der Singener Innenstadt Orangen mit dem Motto „Stoppt Gewalt“ verteilt.
Der Zonta Club Hegau-Bodensee beteiligt sich ebenfalls an dieser Aktion. Sein Anliegen ist es, das internationale Zeichen für einen Hilferuf mit einer Infokarte bekannter zu machen. Zur Unterstützung bringen die Frauen auch „Matilda“ mit – eine Symbolfigur, die dazu aufruft, sich gegen Gewalt zu positionieren. Zonta ist eine weltweite Menschenrechtsorganisation, die sich für die Belange von Frauen einsetzt. Mit „Zonta Says NO“ setzt sich Zonta International dafür ein, Gewalt gegen Frauen sichtbar zu machen und zu beenden.
Jeden zweiten Tag stirbt eine Frau in Deutschland an den Folgen partnerschaftlicher Gewalt. 42 Prozent der Frauen in Deutschland erleben Formen von psychischer Gewalt, jede fünfte Minute wird eine Frau in Deutschland Opfer von partnerschaftlicher Gewalt. Der Landkreis Konstanz und die Stadt Singen machen sich schon seit langem stark gegen Gewalt an Frauen. Daher will man mit der Aktion in der Singener Innenstadt viele Menschen auf das wichtige Thema hinweisen, ganz nach dem Motto „Null Toleranz bei Gewalt an Frauen“.
Film „She Said“ im Zebra Kino
Das Zebra Kino zeigt in Kooperation mit dem Verein „Frauen helfen Frauen in Not Konstanz“ am 25. November um 18:00 Uhr einen eindrücklichen Film über sexuellen Missbrauch in Hollywood: Die Reporterinnen der New York Times, Megan Twohey und Jodi Kantor, decken eine der wichtigsten und brisantesten Geschichten der vergangenen Jahre auf – eine Geschichte, die dazu beigetragen hat, die #MeToo-Bewegung ins Leben zu rufen und Jahrzehnte des Schweigens zum Thema „sexuelle Übergriffe in Hollywood“ zu brechen.
She Said zeigt den riskanten Weg zweier Journalistinnen, die 2017 den weitreichenden Machtmissbrauch gegenüber Frauen im US-amerikanischen Filmgeschäft aufdeckten. Sie entlarven Business-Meetings in Hotelzimmern als sexuelle Übergriffe und stoßen auf ein Netz aus Repression, Erpressung und Angst. Mit ihrer mutigen Recherche geben sie nicht nur den betroffenen Frauen ihre Stimme zurück, sondern stoßen eine weltweite Welle der Solidarität an.
Der fesselnde und bewegende Film ist ein Beweis für die große Bedeutung des investigativen Journalismus und ein Zeugnis für die hartnäckige Suche von Reporterinnen und Redakteurinnen nach der Wahrheit. Er zeichnet eine der wichtigsten Geschichten einer Generation nach, erzählt von mutigen Frauen, die sich trotz großer persönlicher Risiken dazu entschlossen sich zu wehren, um einen bezichtigten Serientäter davon abzuhalten, noch weiteren Schaden anzurichten. Dank ihres couragierten Engagements konnte nicht nur ein Einzeltäter, sondern das System, das diesen Machtmissbrauch überhaupt erst ermöglichte, entlarvt und zu Fall gebracht werden.
Im Anschluss an die kostenfreie Filmvorstellung stellen die Mitarbeiterinnen des Vereins „Frauen helfen Frauen in Not“ das Projekt „Resa“ zu sexueller Belästigung am Arbeitsplatz vor. Anschließend besteht die Möglichkeit, Fragen an die Mitarbeiterinnen zu stellen und mit anderen Besucher:innen zu diskutieren.
Workshop gegen Diskriminierung
Am 29. November 2024 findet zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen im Treffpunkt Petershausen von 14 bis 18 Uhr der Workshop: „Werde aktiv! Was wir gemeinsam gegen Diskriminierung tun können“ statt. Er wird von der Antidiskriminierungsberatungsstelle Konstanz (AdiB Konstanz) in Kooperation mit der Chancengleichheitsstelle der Stadt Konstanz geleitet.
Der Workshop richtet sich an alle, die sich der FLINTA-Gruppe (Frauen, Lesben, inter, nicht-binäre, trans und agender* Personen) zugehörig fühlen und bietet die Möglichkeit, sich mit anderen auszutauschen und gemeinsam Lösungswege und Handlungsmöglichkeiten gegen unterschiedliche Arten von Diskriminierung zu erarbeiten – ob aufgrund von Geschlecht, Herkunft oder sexueller Orientierung – und dabei einen umfassenden Antidiskriminierungsansatz zu verfolgen.
Weltweit wehen in der Zeit rund um den Internationalen Tag „NEIN zu Gewalt an Frauen“ tausende Terre-des-Femmes-Fahnen, so auch am Konstanzer Rathaus. Es wird wieder eine Vertreterin von Terre des Femmes Konstanz vor Ort sein und zum Thema informieren.
Für Frauen, die akut von Gewalt bedroht sind, ist das bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ unter der Telefonnummer 116 016 und via Online-Beratung eine erste Anlaufstelle. Das rund um die Uhr erreichbare Hilfeangebot für Frauen unterstützt Betroffene aller Nationalitäten, mit und ohne Behinderung – 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr. Qualifizierte Beraterinnen bieten kompetente Erstberatung an und weisen Betroffene auf Unterstützungseinrichtungen und Hilfeangebote vor Ort hin.
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