An die Pogrome in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, in der auch die Konstanzer Synagoge beschädigt und später zerstört wurde, erinnert die Initiative „Stolpersteine für Konstanz – Gegen Vergessen und Intoleranz“ auch dieses Jahr wieder. Unter dem Motto „Den Toten ehrendes Gedenken und Mahnung für heute!“ ruft sie zu Mahnwachen an den vielen in Konstanz verlegten Stolpersteinen auf.
Das Bündnis „Konstanz für Demokratie – Klare Kante gegen rechts in Stadt und Landkreis“ schließt sich dem Aufruf an, da es gerade in der heutigen Zeit wichtiger denn je sei, an die Gräueltaten der Nationalsozialist:innen zu erinnern und aufzuzeigen, wohin rechte Ideologie führen wird. Am kommenden Samstag werden in der Zeit zwischen 18:00 und 18:30 Uhr Stolpersteine geputzt und Passant:innen über das Schicksal des Menschen, dem der Stolperstein gewidmet ist, informiert.
Da es in Konstanz traurigerweise fast dreihundert Stolpersteine plus eine Stolperschwelle für die Opfer von Zwangssterilisationen gibt, sind helfende Hände hochwillkommen, die die Messingsteine putzen und Blumen dort niederlegen. Wer sich beteiligen möchte, schreibe bitte an putzen@stolpersteine-konstanz.de eine E-Mail.
Bei der Gestaltung der jeweiligen Mahnwache gibt es verschiedene Möglichkeiten – zum Beispiel die Biografie der Menschen, derer gedacht wird, verlesen, sie zum Mitnehmen ausdrucken, mit Straßenkreide die Stolpersteine umkreisen und den oder die Namen groß auf das Pflaster schreiben. Wer kein Putzmaterial, Kerzen oder Blumen hat, kann den Service der Initiative nutzen und diese zwischen 17:30 und 17:50 Uhr am Münsterplatz vor dem Wessenberg-Café abholen.
Packende Lesung mit Matthias Moor: „Schattensee“
Anlässlich des diesjährigen Gedenktags an die „Reichspogromnacht“ vom 9. November 1938 hat die Initiative Stolpersteine Radolfzell den Konstanzer Schriftsteller und studierten Historiker Matthias Moor eingeladen, der am kommenden Samstag um 19:00 Uhr in der Stadtbibliothek Radolfzell aus seinem Bodensee-Krimi „Schattensee“ lesen wird. Im Anschluss wird er mit den Zuhörer:innen über sein Buch sprechen.
Zum Inhalt des Buches: An der Schweizer Grenze im Hegau wird bei Waldarbeiten ein Skelett entdeckt. Jahrzehntelang lag es unter der Erde, die Polizei steht vor einem Rätsel. Bis sich eine ältere Dame bei Privatdetektiv Martin Schwarz meldet und behauptet, der Tote sei ihr verschollener Vater. Der jüdische Lehrer wollte während der Nazizeit aus Deutschland fliehen. Schwarz soll herausfinden, was damals geschah, und stößt dabei auf verstörende Ereignisse, deren lange Schatten bis in die Gegenwart reichen. Packend, mutig und eindringlich erzählt.
Die Hintergründe zu dem Buch, vor allem die historischen Szenen aus dem Berliner Untergrund und die Fluchthilfe in die Schweiz der Jahre 1942 bis 1944, hat Matthias Moor hervorragend recherchiert. So entstand ein sachkundiges, eindringliches Buch, das sehr nachdenklich macht.
Matthias Moor, Jahrgang 1969, lebt seit über 30 Jahren am Bodensee. Er arbeitet als Gymnasiallehrer sowie als freier Journalist und liebt den Bodensee mit seinen vielgestaltigen Landschaften. Vor der Lesung startet um 17:30 Uhr auf dem Radolfzeller Seetorplatz die Reinigung aller Stolpersteine auf Radolfzeller Gemeindegebiet.
Vortrag zum Pogromgedenken
Zum Jahrestag des Novemberpogroms stellen Dr. Uwe Brügmann und Petra Quintini am 10. November um 19:30 Uhr in der Synagogengemeinde Konstanz ausgewählte Biografien von Juden und Jüdinnen aus Konstanz vor.
Präsentiert werden auch Ausschnitte aus bislang nicht veröffentlichten (Selbst-)Zeugnissen, die einen Einblick in unterschiedliche Lebens- und Verfolgungsgeschichten aus Konstanz geben. Sie spiegeln die Vielfalt jüdischen Lebens in Konstanz wider, das nach der Reichspogromnacht 1938 und mit der Oktoberdeportation 1940 auch in Konstanz vernichtet wurde.
Aufgrund der begrenzten Platzzahl bittet die Initiative „Stolpersteine für Konstanz – Gegen Vergessen und Intoleranz“ um eine verbindliche Voranmeldung unter info@stolpersteine-konstanz.de.
MM/ans; Bild: Stolpersteine in der Schottenstraße 73 © Harald Borges (Archivbild)
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