2024 10 Pilzkontr Kreuzlingen (c) Stadt Kreuzlingen

Ab in die Pilze – Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

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2024 10 Pilzkontr Kreuzlingen (c) Stadt Kreuzlingen
Doris Tuschschmid, Uwe Winkler und Monika Engeler (v. l. n. r.) kontrollieren gesammelte Pilze © Stadt Kreuzlingen

Auch in mancherlei Kleinigkeiten unterscheidet sich das Leben in Konstanz und Kreuzlingen. Während die Pilzkontrolle in Konstanz immer ein Ehrenamt war und irgendwann in den 1990ern vom Wochenmarkt verschwand, gibt es in Kreuzlingen noch immer eine von der Stadt organisierte Pilzkontrolle. Oberster Pilzkontrolleur ist dort ein Konstanzer.

Noch bis 27. Oktober kann jeder seine gesammelten Pilze jeweils donnerstags und sonntags von 18:00 Uhr bis 19:00 Uhr im Café des Begegnungszentrums Trösch, Hauptstraße 42, vorbeibringen und auf Genießbarkeit prüfen lassen. Für Personen mit Wohnsitz in der Schweiz ist diese Dienstleistung kostenlos. Personen mit Wohnsitz in Deutschland wird ein Unkostenbeitrag in Höhe von zehn Schwei­zer­fran­ken oder zehn Euro verrechnet.

Früher war die Pilzkontrolle in der Schweiz eine im Lebensmittelgesetz geregelte landesweite Pflichtaufgabe. Mit dem Leitgedanken, die Verwendung von Lebensmitteln zum Eigengebrauch nicht zu reglementieren, wurde das Sammeln von Pilzen für die private häusliche Verwendung 1992 vom Geltungsbereich des Gesetzes ausgenommen. Man appellierte stattdessen an die Eigenverantwortung der Konsumentinnen und Konsumenten. In der Folge hoben einige Kantone aus Spargründen alle Pilzkontrollstellen auf. Im Thurgau obliegt die Pilzkontrolle nun den Gemeinden.

„Ernährung aus dem Wald“

In Deutschland sind Pilzberatungsstellen freiwillige, nicht-hoheitliche Einrichtungen und bedürfen keiner behördlichen Zulassung. Die Bezeichnung „Pilzberater“ ist nicht geschützt. Nur ausnahmsweise, etwa in Leipzig, gibt es noch eine öffentliche Pilzberatung als freiwillige Leistung der Kommune.

Anders in der ehemaligen DDR. Dort gab es eine amtliche Pilzberatung in der Tradition des Dritten Reichs, wo der Reichsnährstand im Zuge der Autarkiebestrebungen auch die „Ernährung aus dem Wald“ propagierte.

Ein „Schwabe“ in Kreuzlinger Diensten

Zurück nach Kreuzlingen. Oberster Pilzkontrolleur ist dort seit 2017 mit Uwe Winkler – ein Konstanzer! Er wird unterstützt von zwei Stellvertreterinnen, Monika Engeler aus Märstetten und Doris Tuchschmid aus Wagerswil.

Seit Oktober 2006 ist Winkler Pilzsachverständiger der Deutschen Gesellschaft für Mykologie, dort inzwischen auch Ausbilder und Prüfer bei der Zertifizierung von Sachverständigen und Ansprechpartner für die Giftnotrufzentrale Freiburg. Seine Schweizer Prüfung zum amtlichen Pilzkontrolleur hat er 2017 bestanden.

Dass auch Pilze aus deutschen Wäldern in Kreuzlingen begutachtet werden, scheint mir ebenso sympathisch wie die Bestellung eines „Schwaben“ zum Kreuzlinger Pilzkontrolleur. Noch sind Schengen und Europa nicht verloren!

Exkursion: Die wundersame Welt der Pilze. So., 20. Okt., 9:30 Uhr. Treffpunkt Parkplatz N 1 bei der Kapelle Bernrain. Die Exkursion bietet Einblicke in die Mannigfaltigkeit der Pilze im Wald und die Funktionen, die sie erfüllen. Anschließendes Grillieren bei der Feuerstelle am Forsthaus Bärenhölzli (fakultativ). Es werden keine Pilze für den Eigengebrauch gesammelt.

 

Text: Ralph-Raymond Braun; Bild: Pilzkontrolleure © Stadt Kreuzlingen

3 Kommentare

  1. Christina Herbert-Fischer

    // am:

    danke von Herzen für die Info. das hilft wirklich ein Stück weiter

  2. Helmut Reinhardt

    // am:

    @Christina Herbert-Fischer
    Hier gibt’s was dazu, nur mal als Einstieg. Vielleicht gibt es zu den Messwerten und der Situation in der näheren Umgebung noch Präziseres.
    https://www.bfs.de/DE/themen/ion/umwelt/lebensmittel/pilze-wildbret/pilze-wildbret.html

  3. Christina Herbert-Fischer

    // am:

    Als junge Frau hatte ich begonnen in die Pilze zu gehen, mit der Mutter eines Nachbarn, die sich wirklich richtig gut auskannte. Das hatte große Freude gemacht. Ich begann zu lernen. Dann passierte Tschernobyl und aus war es mit den Pilzen, denn genau hier kam es ordentlich runter. Den Faden hatte ich nie wieder aufgenommen, außer vielleicht mit der Kamera, denn Pilze ob genießbar oder giftig, sind einfach faszinierend. Was ich mich frage, weiß irgendwer, wie die Belastung heute hier im Wald bei den Pilzen überhaupt aussieht? 30 Jahre Halbwertszeit, das bedeutet ja nun nicht, dass jetzt heute sicher keine Belastung mehr da ist. Aber das alles ist scheinbar vergessen, wird da überhaupt noch gemessen?

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