Am schweizerischen Nationalfeiertag war wieder einmal ein Großkampftag der auswärtigen Shopping-Willigen. Unter diesem Einkaufsverkehr leiden die Bewohner*innen der grenznahen Wohnbezirke regelmäßig vor allem an Wochenenden und schweizerischen Feiertagen, beklagt unser Autor und mahnt Konsequenzen an.
Um dies zu verdeutlichen, habe ich am 1.8.2024 um 12.00 Uhr in der Tägermoosstraße eine kurze Sequenz des Durchgangsverkehrs Richtung Laube/Lago aufgenommen, die Sie hier betrachten können.
Hier werden an allen, auch der Stadt bekannten Tagen Wohnstraßen zu reinen Autobahnen umfunktioniert. Etwa am 1.8. ging es bereits seit 10 Uhr so zu. Seit Jahren schauen wir Anwohner diesem Treiben zu. Es wird viel über Verbesserungen geredet, die Ergebnisse aber stimmen eher ernüchternd.
Und das betrifft nicht nur diese Straße! Alle versuchen, möglichst schnell und ohne Wartezeit in die Innenstadt zu kommen und versuchen gern auch, einen Anwohnerparkplatz zu ergattern. Ist ja egal, das kostet gerade mal so viel wie ein Parkhaus-Tagesticket.
Es gibt derzeit – außer den von der Haupt-Verkehrsführung vorgegebenen – nur drei Optionen, um in die Innenstadt zu kommen: Grießeggstraße, Schulthaißstraße und Gartenstraße. All diese sind, inklusive der Gartenstraße, die still und heimlich zu einer Hauptverbindungsstraße in die Innenstadt wurde, grundsätzlich Wohnstraßen. Da es sich um nur drei Straßen handelt, könnten sie an besonders verkehrsreichen Tagen mit wenig Aufwand für Besucher*innen der Innenstadt gesperrt werden. Das wird mal an der Grenzbach-/Schulthaißstraße, mal an der Garten-/Europastraße auch gemacht. Nach welchem Plan, bleibt allerdings undurchsichtig.
Durch solche Maßnahmen könnte der Autoverkehr wirksam gezwungen werden, zwingend auf die von der Stadt vorgesehenen Parkbereiche überm Rhein auszuweichen. Freiwillig wird das grundsätzlich gute Angebot – Parken plus Busverbindung in die Innenstadt für schlappe 5 Euro – nicht angenommen.
Auszug aus der Gebührenordnung Parken Bodenseeforum: Ein Parkticket für den ganzen Tag kostet nur 3 Euro. Durch das Kombiticket, das es nur auf diesem Parkplatz gibt, kann eine 5-köpfige Familie für 5 Euro den ganzen Tag parken und mit allen Buslinien die gesamte Stadt erkunden. Bei Kindern über 14 Jahren bzw. 5 erwachsenen Personen beträgt der Preis des Kombitickets 6 Euro.
Die Konstanzer*innen dürfen dieses großzügige Angebot mit der Entrichtung des Normalpreises für den Bus mitfinanzieren. Als „Zuckerl“ obendrauf dürfen wir noch den Verkehr vor unserer Haustüre miterleben.
Welche Maßnahmen werden nun wirklich umgesetzt, um endlich eine Verkehrsberuhigung in den betroffenen Straßen zu erreichen? Eine einfache Antwort, dass etwa alle Straßen frei befahrbar seien, mag zwar rechtlich stimmen, geht aber am Problem Autoverkehr in den Wohnstraßen weit vorbei.
Laut eigenen Aussagen unternimmt die Stadt bereits viel, um dem Ansturm an Hochlasttagen gerecht zu werden. Die Kosten für das manuelle Verkehrsmanagement überschreiten inzwischen 200.000 Euro pro Jahr.
Für Hochlasttage sind insbesondere folgende Maßnahmen vorgesehen:
– Verkehrslenkungsinformationen über LED an der Neuen Rheinbrücke (rechtsrheinisch), an der Grenzbachstraße sowie am Döbele.
– Verkehrslenkende Maßnahmen zur Leistungsfähigkeitssteigerung des Innenstadtrings:
- Besetzung Parkhaus Altstadt inkl. Unterstützung der Funktion der Busspur im Bereich Laube durch Abkegelung (nur Sa.).
- Lotsenregelung am Kreisverkehr Lago zur Unterstützung von Zu- und Abfluss in das Parkhaus Lago.
- Überwachung und Information über das Fußgängerverbot im Bereich der Baustellendurchfahrt auf dem Bahnhofplatz und Betreuung Parkhaus Marktstätte (nur Sa.).
- Besetzung Parkhaus Fischmarkt (nur Sa.).
– Zeitweise Dosierung des Zuflusses an den Hauptzufahrten Döbele/Schnetztor und auch Rheinbrücke linke Fahrspur in Richtung Konzil, wobei die Zufahrtsachse Rheinbrücke – Laube – Bodanstraße immer geöffnet und befahrbar bleibt.
– Abflussunterstützung aus dem Innenstadtbereich (Döbele, Schnetztor, KV Lago, Rheinsteig).
– Verkehrslenkung im Bereich der P&R-Angebote am Bodenseeforum und im Bereich Line-Eid-/Weberinnenstraße (neues P&R-Angebot) sowie P Bücklestraße.
– Einsatz City-Shuttle mit Verkehrszeiten von 11.00 bis 19.00 Uhr im 30-Minuten-Takt auf der Strecke Line-Eid-Straße – Bodenseeforum – Bürgeramt/St. Stephansplatz – Bodenseeforum – Line-Eid-Straße – auf der Strecke Bodenseeforum – Innenstadt – Bodenseeforum alternierend mit den Kursen der Linien 4/13 (stadteinwärts) und 13/4 (stadtauswärts) sowie an der Line-Eid-Straße mit den Kursen der Linie 6 (City Shuttle nur Sa.)
Ziel der Maßnahmen ist die Verkehrsflusserhaltung und bestmögliche Auslastung der vorhandenen Parkräume unter Aufrechterhaltung der Leistungsfähigkeit des Stadtbusverkehrs und der Funktionstüchtigkeit der Rettungserschließung im Innenstadtring.
Von all diesen vorgestellten Maßnahmen kann nur die LED-Anzeige potenziell die Zufahrt durch die Straßen von Grenze/Paradies bis zur Laube beschränken. Nur: Wen kümmert irgendein Appell an Rücksichtnahme, wenn bei Nichtbeachten keine Sanktionierung erfolgt? Die anderen Maßnahmen beziehen sich auf verkehrslenkende Maßnahmen, die den Verkehr betreffen, der die Wohnstraßen bereits durchquert hat …
Die gewünschten Sperrungen wären laut Stadt keineswegs mit wenig Aufwand umzusetzen. Zudem ist unklar, wie zu kontrollieren wäre, wer in das Gebiet einfahren darf und wer nicht. Solange es von Seiten des Gesetzgebers unzulässig ist, ein ganzes Wohnviertel für den motorisierten Individualverkehr zu sperren, hat die Kommune hierfür keine Handhabe.
Es ginge ja nicht darum, den kompletten Mobilen Individualverkehr durch eine solche Maßnahme zu sperren, sondern nur den reinen Durchgangsverkehr in Richtung Innenstadt.
Ich wünsche mir, dass der Durchgangs-Autoverkehr endlich aus den Wohnbereichen herausgehalten wird. Dieses Ziel verkündet auch die Verwaltung: „Die Straßenräume sind allerdings noch überwiegend autogerecht gestaltet, sodass die vielen abgestellten Autos ‚Stolpersteine‘ auf dem Weg zur intensiven Fußverkehrsförderung bleiben … Mit der Verkehrswende muss sich diese Einstellung ändern. Die Straßenräume, insbesondere wohnungsnahe, sollen in erster Linie für Menschen gestaltet werden“ (HaPro Fußverkehr – Umsetzung Modellquartier Paradies, Stellungnahme der Verwaltung: 2023-3020/1).
Text & Bild: Werner Frank
Schreiben Sie einen Kommentar