ZOB Neue Rheinbrücke 12.03.2024 © Harald Borges

Der ZOB, Stiefkind der Stadtentwicklung?

8 Kommentare

ZOB Neue Rheinbrücke 12.03.2024 © Harald Borges

So richtig heimisch ist er in Konstanz noch nicht geworden, der Zentrale Omnibus-Bahnhof. Gefühlt liegt er am Arsch der Welt, und zu einem wirklichen Schmuckstück hat er bisher selbst im Vergleich mit der heruntergewirtschafteten Bahn noch nicht das Zeug. Die Verwaltung hat sich jetzt zum Status quo und ihren Zukunftsplänen geäußert.

Die Freie Grüne Liste, eine erklärte Befürworterin der Verlagerung des Zentralen Busbahnhofs vom Döbele an den Brückenkopf Nord, hat im Mai eine Anfrage an die Stadtverwaltung zum ZOB gerichtet. Sie konstatierte, dass der Platz recht unvollkommen ausgestattet sei und hatte einige Fragen, auf die die Verwaltung ihr jetzt Auskunft gab.

Mangelhafte Anzeigen

Ein Ärgernis, das mensch heute vor allem mit der Bahn assoziiert, sind Verspätungen, die es gelegentlich auch bei Bussen gibt, über die bisher am Konstanzer Busbahnhof aber gar nicht informiert wird. Die FGL beklagt zurecht: „Im Moment werden verspätete Busse nicht mehr angezeigt und die Situation ist für Reisende sehr verwirrend.“ Mit anderen Worten, wenn ein Bus verspätet ist, verschwindet er zur eigentlich geplanten Abfahrtszeit einfach von der Anzeige, und kein Mensch hat eine Ahnung, ob er noch kommt und falls ja wann. Dann ist mensch auf sein Handy angewiesen, denn dort lassen sich solche Informationen finden. Warum also steht das dann nicht auch auf der Anzeige am Konstanzer ZOB?

Darauf kann die Verwaltung nur mit den Achseln zucken: „Die Echtzeit-Daten werden von Flixbus zwar an die Datendrehscheibe efa-bw (elektronische Fahrplan-Auskunft Baden-Württemberg) gemeldet, aus technischen Gründen können sie von dort aber nicht weitergeleitet werden. Somit kann auch das System nicht auf die Daten zurückgreifen. Hier steht die KMG [Konstanz Mobil GmbH, Betreiberin des ZOB, siehe Anmerkung am Ende dieses Textes] in Austausch mit den Verantwortlichen in Stuttgart; die KMG ist allerdings auf die Qualität der Datenlieferung angewiesen. Die Echtzeitdaten von anderen Fernbusanbietern als Flixbus (z.B. Sindbad) sind technisch teilweise noch nicht möglich, da in den Bussen die Technik noch fehlt. Hierauf hat die KMG keinen Einfluss.“

Mit anderen Worten: Da können wir nichts machen, irgendwelche Software-Schnittstellen oder so funktionieren nicht, darum müssen sich die Großkopferten in Stuttgart kümmern, wo die Daten ja tatsächlich vorliegen. Es ist nicht etwa unsere Aufgabe, die Daten dort abzuholen, sondern deren Aufgabe, uns die Daten zu schicken.

Flixbus-Haltestelle Regensburg, Fahrplan mit Verspätungsanzeige am 13.07.2023 © Harald Borges
Flixbus-Haltestelle Regensburg, Fahrplan mit Verspätungsanzeige am 13.07.2023 © Harald Borges

Was tun? Mein Tipp: CSU wählen. In Regensburg sah ich bereits vor einem Jahr an einer Fernbushaltestelle den nebenstehend abgebildeten elektronischen Fahrplan mit einer Echtzeitanzeige einschließlich der Verspätung. Kaum zu glauben: Das Ding funktionierte auch noch. Aber das einzurichten ist anders als in Bayern in unserem Baden-Württemberg und auch in Konstanz offenkundig ja gänzlich unmöglich.

Nicht mehr im Dunkeln tappen

Zumindest für Ortsfremde ist nach Ansicht der Grünen nicht klar, wie man vom ZOB (und natürlich später auch vom für Mitte 2025 geplanten Parkhaus) zum Bus No. 6 und weiter in andere Stadtteile sowie zum nächsten Bahnanschluss kommt (die Haltepunkte Fürstenberg und Petershausen sind ja etwa gleich weit entfernt). Auch diesen Punkt hat die Verwaltung nach eigenen Angaben bedacht: „Die Wegebeschilderung zur Haltestelle Neuwerk (Linie 6) ist geklärt und die Anbringung von Wegweisern ist veranlasst. Perspektivisch wird, analog dem Haltepunkt Petershausen, eine gelbe Infostele am Mobilpunkt aufgestellt.“ Nun bleibt noch zu hoffen, dass auf den Infostelen an den Bahnhöfen auch der Weg zum ZOB gewiesen wird.

Ein ewiges Thema beredter Klagen ist die schlechte Erreichbarkeit des ZOB mit den öffentlichen Bussen. Daher will die FGL wissen: „In welcher Form ist die Anbindung durch eine weitere Buslinie oder ein Shuttle vorgesehen und wann ist mit der Inbetriebnahme zu rechnen? Könnte ein Anrufsammeltaxi die Situation verbessern?“ Offensichtlich ist das Problem erkannt, aber wie so oft liegt die Lösung in weiter Ferne, denn was vernünftig ist, muss ja auch finanziert, nach Kräften gefördermittelt und konzessioniert werden: „Geplant ist, die ÖV-Erschließung mit Vergabe der neuen Stadtbuskonzession zum 1.8.2027 zu verdichten; die Finanzierung muss aber geklärt sein. Die Potentialstudie hat neue Buslinien dargestellt, die den Fernbusbahnhof erschließen könnten.“ Auf die Frage nach dem Anrufsammeltaxi gibt es gleich gar keine Antwort.

Außerdem schlagen die Grünen auch ein „normales“ Taxi vor (aber was ist heutzutage schon noch „normal“?): „Ein Taxistand in unmittelbarer Nähe würde den Sicherheitsaspekt und die Erreichbarkeit des ZOB verbessern. Gibt es bereits Verhandlungen?“ Zumindest gibt es bereits erste Lockrufe: „Es wird eine Aufstell-Fläche für zwei Taxen am Fernbusbahnhof markiert und beschildert. Die SWK bewerben dies bei den Unternehmen.“ Also könnten demnächst die ersten (Elektro-?) Droschken am ZOB stehen.

Spatenstich ZOB Zentraler Ominbusbahnhof, Schänzlebrücke, OB Uli Burchardt, BM Karl Langensteiner-Schönborn (Mitte) 13.01.2023 ® Stadt Konstanz
13. Januar 2023: OB Uli Burchardt, Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn (Mitte) sowie VertreterInnen des Regierungspräsidiums Freiburg, des Konstanzer Tiefbauamts sowie des Amts für Stadtplanung und Umwelt, der Stadtwerke Konstanz und der bauausführenden Firmen beim Spatenstich für den ZOB unterhalb der Schänzlebrücke © Stadt Konstanz.

Der Nabel der Welt

Immerhin einen wichtigen Punkt, der in den öffentlichen Debatten über den ZOB immer wieder anklingt, korrigiert die Verwaltung in ihren Antworten, und das mit allem Recht: Der ZOB liegt keinesfalls ganz weit draußen. Aus der Perspektive der Innenstadtbewohner*innen mag er zwar weiter weg sein als der alte auf dem Döbele, aber etwa für Menschen, die im Industriegebiet oder Petershausen West wohnen, ist er viel näher gerückt: „Die Lage des neuen Fernbusbahnhofs ist geographisch zentral – das Döbele ist für die Gesamtstadt eher dezentral. Vorteilhaft ist, dass die Reisebusse jetzt nicht mehr in die linksrheinische Innenstadt fahren müssen.“

So sieht innerstädtische Gleichberechtigung aus.

Text: red./Allris, Bilder: Harald Borges

KMG: Die Stadtwerke Konstanz haben zum 1. Januar 2023 eine Tochtergesellschaft gegründet, in der die Mobilitätsdienstleistungen des Unternehmens gebündelt werden. In der „Konstanz mobil GmbH“ werden der Betrieb des Konstanzer Stadtbusses, des Fahrradmietsystems „konrad“ sowie das neu hinzukommende Geschäftsfeld „Parken“ gebündelt. Der Gegenstand der Gesellschaft wird neben dem Fahrgasttransport auch die Vermietung von Zweirädern sowie die Errichtung und der Betrieb von Parkhäusern und Tiefgaragen sein. Quelle: Stadt Konstanz

8 Kommentare

  1. Dr. Peter Krause

    // am:

    Das Döbele liegt doch nun wahrlich nicht zentral. Es gibt ja nicht nur die Altstadt und das Paradies und Petershausen. Konstanz hat noch andere Stadtteile, die nun näher an einem Busbahnhof liegen als zuvor.
    Aber es ist schon auch richtig, dass der neue Busbahnhof eine entsprechende Anbindung an den städtischen ÖPNV benötigt – wie der alten im übrigen ja auch. Leider ist es in KN ja nun so, dass man ab so 21:00 Uhr eigentlich nirgendwo mehr so richtig gut mit dem Bus hin- oder wegkommt.

  2. Rudy Haenel

    // am:

    Es ist müßig darüber zu diskutieren welcher Busbahnhof „zentraler“ liegt, oder gelegen hat, weil die Entscheidung gefallen ist.
    Wichtig ist jetzt den neuen Busbahnhof für den Reisenden so optimal zu gestalten wie möglich.
    Egal wie der Busbahnhof liegt, entscheidend ist wie jeder Reisende (meistens mit Gepäck und kleinem Budget) am besten dort hinkommt oder am besten dort weg kommt.

    Hier ist noch viel Luft nach oben.

    Fakt ist, von dort können derzeit zwei verschiedene Bushaltestellen fußläufig erreicht werden. Buslinie 6 und Buslinie 4/13.
    Die Bahnhöfe Fürstenberg und Petershausen sind mit Gepäck fußläufig nicht bequem zu erreichen, mit den genannten Buslinien, nur mit kompliziertem und langwierigen Umsteigevarianten. Der Hauptbahnhof ist mit den genannten Buslinien erreichbar.
    Deshalb wäre mit einer digitalen Anzeige der Stadtwerkebusse 6 und 4/13 am Busbahnhof schon sehr geholfen. Aber bitte nicht erst 2027!

  3. Peter Köhler

    // am:

    „Für die Gesamtstadt zentraler“ stimmt rechnerisch, wenn auch knapp (18.000 Einwohner leben in Altstadt & Paradies, 22.000 in Petershausen-Ost und -West). Die Fußwege vom alten Fernbushalteplatz zum Hauptbahnhof und vom neuen ZOB zum Bf Petershausen sind auch ungefähr gleichlang, etwa einen Kilometer. Und es gibt jetzt sogar einen nahen Kiosk („Vlora und Fauna“ am Rheinufer). Allerdings berücksichtigt das nicht die Interessen der ca. 22.000 Einwohner in Kreuzlingen, die jetzt nicht mehr zu Fuss zum FlixBus gehen können. Und die Thurgauer, die mit der S-Bahn anreisen, brauchen auch eine Zwischenverbindung. Leider hört die Konstanzer Stadtplanung immer noch an der Landesgrenze auf.

  4. Ralph Braun

    // am:

    Döbele war ein toller Umsteigepunkt mit kurzen Fußwegen zu den Bahnhöfen in D und CH, nach X-lingen und zum Stadtbus KN. Und hatte nen Kiosk.
    Vom neuen ZOB zum Bahnhof oder in die Schweiz: Wie geht das? Die Vertröstung, ab 2027 gebe es eine bessere Busanbindung, sofern diese dann (von wem?) finanziert würde: Man verhöhnt uns! Ihr Aufsichtsrät:innen der Stadtwerke und der neuen Konstanz mobil GmbH, ihr beweist eure Bedeutungslosigkeit, indem ihr hier nichts verbessern könnt. Ein törichtes Herzensanliegen der FGL, die damit das Döbele für die Bebauung freimachen wollte, gerät zum Rohrkrepierer. Dumm gelaufen!

  5. Bernhard Wittlinger

    // am:

    Man kann die zentrale Lage natürlich mit Hilfe eines Geodreiecks bewerten oder nach dem Nutzerbedarf. Ich fürchte, dass – konstanzüblich – die Nutzer bestenfalls dazu nicht befragt wurden.

    Man kann mit der veralteten Verkehrsplanerweisheit davon ausgehen, dass man aus dem gewählten Verkehrsmittel aussteigt und schon ist man da. Mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass es meist eine Wege- und Verkehrsmittelkette gibt. Auch der Autofahrer geht die letzten Meter zu Fuß. Dann spielt für die „Zentralität“ aber eine Rolle, ob ich fußläufig mein Ziel, z.B. ein paar tausend Wohnungen erreiche, wie bisher oder nahezu keine, wie derzeit.

    Das größte Übel ist jedoch, dass hier wieder beim Langsamverkehr vorrangig die Verschlechterung durchgesetzt wird und die notwendigen Begleitmaßnahmen (beschilderte Busanbindung mit gutem Takt, Infrastruktur wie Kiosk, vollständige Informationen zu allen auftretenden Fragen bei Verspätungen (wann kommt der Bus, kann ich noch jetzt notwendig werdenden Proviant einkaufen gehen, wo, oder verpasse ich den Bus dann, kommt er überhaupt, bekomme ich meine Anschlüsse, falls nein, welche Alternativen habe ich, bekomme ich meinen Fahrpreis erstattet, wo, kann ich mein Handy als letzte Informationsquelle irgendwo laden?) bestenfalls erst angedacht oder nach monatelangem Missstand wenigstens angefragt werden. An Beseitigung ist ja wohl nur zum Teil und vor allem viel später gedacht.

    Das Gleiche wird demnächst wieder bei der Sperrung des östlichen Fuß- und Fahrradweges auf der Autobahnbrücke geschehen, bevor die Missstände auf der westlichen Seite (unübersichtliche kurvige Abfahrt Richtung Schweiz mit schadenförderndem Abgrund rechts, bei gleichzeitiger nicht mehr normgerechter Breite für beidseitigen Fuß- und Radverkehr) beseitigt sind.

    Ich hebe mir den Text als Textbaustein auf ;-).

  6. Dr. Peter Krause

    // am:

    Die Lage des ZOB ist nicht so schlecht; und sicher „zentraler“ als zuvor am Döbele.

  7. Julio Otine

    // am:

    > Aus der Perspektive der Innenstadtbewohner*innen mag er zwar weiter weg sein als der alte auf dem Döbele, aber etwa für Menschen, die im Industriegebiet oder Petershausen West wohnen, ist er viel näher gerückt: „Die Lage des neuen Fernbusbahnhofs ist geographisch zentral – das Döbele ist für die Gesamtstadt eher dezentral. Vorteilhaft ist, dass die Reisebusse jetzt nicht mehr in die linksrheinische Innenstadt fahren müssen.

    Na, aber das stimmt doch…?

  8. Wolfgang Daub

    // am:

    Zentral gelegen? Also zentral gelegen in der BRD, das wäre Kassel oder Erfurt!

    Es kommt beim ÖPNV eigentlich auf die Verknüpfung der verschiedenen Angebote an! Das wäre am Bahnhof, mit Abstrichen vielleicht auch am Anleger der Fähre besser!

    Aber Hauptsache eine neue GmbH mit weiteren Aufsichtsräten, Sitzungsgeldern und „Erfolgsbeteiligungen“?

    Der Busbahnhof passt für mich ins Bild der gesamten „Erfolgsbilanz“ der Stadt: kaum Wohnungsbau, gegen den Klimawandel wird dann zwar mal der Notstand ausgerufen, aber das war es dann auch schon!? Und Wahlen laufen so ab, wie im vorbildlich funktionierenden Berlin!

    Aber Hauptsache viel Selbstlob im (gedruckten!) Amtsblatt ausschütten, gell!? Auch so eine Geldverschwendung!

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