So richtig heimisch ist er in Konstanz noch nicht geworden, der Zentrale Omnibus-Bahnhof. Gefühlt liegt er am Arsch der Welt, und zu einem wirklichen Schmuckstück hat er bisher selbst im Vergleich mit der heruntergewirtschafteten Bahn noch nicht das Zeug. Die Verwaltung hat sich jetzt zum Status quo und ihren Zukunftsplänen geäußert.
Die Freie Grüne Liste, eine erklärte Befürworterin der Verlagerung des Zentralen Busbahnhofs vom Döbele an den Brückenkopf Nord, hat im Mai eine Anfrage an die Stadtverwaltung zum ZOB gerichtet. Sie konstatierte, dass der Platz recht unvollkommen ausgestattet sei und hatte einige Fragen, auf die die Verwaltung ihr jetzt Auskunft gab.
Mangelhafte Anzeigen
Ein Ärgernis, das mensch heute vor allem mit der Bahn assoziiert, sind Verspätungen, die es gelegentlich auch bei Bussen gibt, über die bisher am Konstanzer Busbahnhof aber gar nicht informiert wird. Die FGL beklagt zurecht: „Im Moment werden verspätete Busse nicht mehr angezeigt und die Situation ist für Reisende sehr verwirrend.“ Mit anderen Worten, wenn ein Bus verspätet ist, verschwindet er zur eigentlich geplanten Abfahrtszeit einfach von der Anzeige, und kein Mensch hat eine Ahnung, ob er noch kommt und falls ja wann. Dann ist mensch auf sein Handy angewiesen, denn dort lassen sich solche Informationen finden. Warum also steht das dann nicht auch auf der Anzeige am Konstanzer ZOB?
Darauf kann die Verwaltung nur mit den Achseln zucken: „Die Echtzeit-Daten werden von Flixbus zwar an die Datendrehscheibe efa-bw (elektronische Fahrplan-Auskunft Baden-Württemberg) gemeldet, aus technischen Gründen können sie von dort aber nicht weitergeleitet werden. Somit kann auch das System nicht auf die Daten zurückgreifen. Hier steht die KMG [Konstanz Mobil GmbH, Betreiberin des ZOB, siehe Anmerkung am Ende dieses Textes] in Austausch mit den Verantwortlichen in Stuttgart; die KMG ist allerdings auf die Qualität der Datenlieferung angewiesen. Die Echtzeitdaten von anderen Fernbusanbietern als Flixbus (z.B. Sindbad) sind technisch teilweise noch nicht möglich, da in den Bussen die Technik noch fehlt. Hierauf hat die KMG keinen Einfluss.“
Mit anderen Worten: Da können wir nichts machen, irgendwelche Software-Schnittstellen oder so funktionieren nicht, darum müssen sich die Großkopferten in Stuttgart kümmern, wo die Daten ja tatsächlich vorliegen. Es ist nicht etwa unsere Aufgabe, die Daten dort abzuholen, sondern deren Aufgabe, uns die Daten zu schicken.
Was tun? Mein Tipp: CSU wählen. In Regensburg sah ich bereits vor einem Jahr an einer Fernbushaltestelle den nebenstehend abgebildeten elektronischen Fahrplan mit einer Echtzeitanzeige einschließlich der Verspätung. Kaum zu glauben: Das Ding funktionierte auch noch. Aber das einzurichten ist anders als in Bayern in unserem Baden-Württemberg und auch in Konstanz offenkundig ja gänzlich unmöglich.
Nicht mehr im Dunkeln tappen
Zumindest für Ortsfremde ist nach Ansicht der Grünen nicht klar, wie man vom ZOB (und natürlich später auch vom für Mitte 2025 geplanten Parkhaus) zum Bus No. 6 und weiter in andere Stadtteile sowie zum nächsten Bahnanschluss kommt (die Haltepunkte Fürstenberg und Petershausen sind ja etwa gleich weit entfernt). Auch diesen Punkt hat die Verwaltung nach eigenen Angaben bedacht: „Die Wegebeschilderung zur Haltestelle Neuwerk (Linie 6) ist geklärt und die Anbringung von Wegweisern ist veranlasst. Perspektivisch wird, analog dem Haltepunkt Petershausen, eine gelbe Infostele am Mobilpunkt aufgestellt.“ Nun bleibt noch zu hoffen, dass auf den Infostelen an den Bahnhöfen auch der Weg zum ZOB gewiesen wird.
Ein ewiges Thema beredter Klagen ist die schlechte Erreichbarkeit des ZOB mit den öffentlichen Bussen. Daher will die FGL wissen: „In welcher Form ist die Anbindung durch eine weitere Buslinie oder ein Shuttle vorgesehen und wann ist mit der Inbetriebnahme zu rechnen? Könnte ein Anrufsammeltaxi die Situation verbessern?“ Offensichtlich ist das Problem erkannt, aber wie so oft liegt die Lösung in weiter Ferne, denn was vernünftig ist, muss ja auch finanziert, nach Kräften gefördermittelt und konzessioniert werden: „Geplant ist, die ÖV-Erschließung mit Vergabe der neuen Stadtbuskonzession zum 1.8.2027 zu verdichten; die Finanzierung muss aber geklärt sein. Die Potentialstudie hat neue Buslinien dargestellt, die den Fernbusbahnhof erschließen könnten.“ Auf die Frage nach dem Anrufsammeltaxi gibt es gleich gar keine Antwort.
Außerdem schlagen die Grünen auch ein „normales“ Taxi vor (aber was ist heutzutage schon noch „normal“?): „Ein Taxistand in unmittelbarer Nähe würde den Sicherheitsaspekt und die Erreichbarkeit des ZOB verbessern. Gibt es bereits Verhandlungen?“ Zumindest gibt es bereits erste Lockrufe: „Es wird eine Aufstell-Fläche für zwei Taxen am Fernbusbahnhof markiert und beschildert. Die SWK bewerben dies bei den Unternehmen.“ Also könnten demnächst die ersten (Elektro-?) Droschken am ZOB stehen.
Der Nabel der Welt
Immerhin einen wichtigen Punkt, der in den öffentlichen Debatten über den ZOB immer wieder anklingt, korrigiert die Verwaltung in ihren Antworten, und das mit allem Recht: Der ZOB liegt keinesfalls ganz weit draußen. Aus der Perspektive der Innenstadtbewohner*innen mag er zwar weiter weg sein als der alte auf dem Döbele, aber etwa für Menschen, die im Industriegebiet oder Petershausen West wohnen, ist er viel näher gerückt: „Die Lage des neuen Fernbusbahnhofs ist geographisch zentral – das Döbele ist für die Gesamtstadt eher dezentral. Vorteilhaft ist, dass die Reisebusse jetzt nicht mehr in die linksrheinische Innenstadt fahren müssen.“
So sieht innerstädtische Gleichberechtigung aus.
Text: red./Allris, Bilder: Harald Borges
KMG: Die Stadtwerke Konstanz haben zum 1. Januar 2023 eine Tochtergesellschaft gegründet, in der die Mobilitätsdienstleistungen des Unternehmens gebündelt werden. In der „Konstanz mobil GmbH“ werden der Betrieb des Konstanzer Stadtbusses, des Fahrradmietsystems „konrad“ sowie das neu hinzukommende Geschäftsfeld „Parken“ gebündelt. Der Gegenstand der Gesellschaft wird neben dem Fahrgasttransport auch die Vermietung von Zweirädern sowie die Errichtung und der Betrieb von Parkhäusern und Tiefgaragen sein. Quelle: Stadt Konstanz
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