Gazademo Kn 24 05 15 ©pm Danielo.

Nakba und ein Aufruf beim Festival

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Gazademo Kn 24 05 15 ©pm Danielo.

Am 15. Mai zogen rund 250 Konstanzer:innen vom Herosé-Park zur Marktstätte, um der Nakba zu gedenken und gegen den aktuellen Krieg im Gaza zu demonstrieren. Traditionell erinnern Palästinenser:innen am 15. Mai an ihre Vertreibung im Jahr 1948; vor den aktuellen Hintergründen fanden in diesem Jahr zahlreiche, teils auch umstrittene Gedenkveranstaltungen statt. So auch in Konstanz.

Die Organisation Rettet Gaza Konstanz wählte ein außergewöhnliches Format, um für die Demo aufzurufen: Sie wandten sich an Künstler:innen, die am vorletzten Wochenende beim Campusfest in Konstanz auftraten. Drei Künstler:innen bezogen Stellung zum aktuellen Krieg im Gaza, zwei riefen dazu auf, die Demo in Konstanz zu besuchen. So der Rapper Pashanim: „Wir wollen Freiheit für Palästina! Freiheit für alle unterdrückten Völker! Am 15. Mai gibt es eine Demo in Konstanz; informiert euch. Geht dahin; macht das! Ich küsse eure Augen, danke!“

Aus dem Publikum folgten „Free Palestine”-Rufe und Info-Flyer flogen in die Menge. Im Folgenden veröffentlichen wir die Pressemitteilung zur Demonstration von Rettet Gaza Konstanz.

Nakba, die Katastrophe

„Free, free Palestine“, zu deutsch „Befreit Palästina“, war am vergangenen Mittwoch häufig in der Konstanzer Innenstadt zu hören. Rund 250 Menschen waren dem Aufruf des Bündnisses „Rettet Gaza“ gefolgt und marschierten anlässlich des Nakba-Tags vom Herosé-Park zur Marktstätte; auf ihren Bannern war zu lesen: „Stoppt den Völkermord“.

Zu Beginn der Demo gingen Redner:innen auf verschiedene Facetten der Nakba ein.

Die Nakba, arabisch für Katastrophe, bezeichnet die gewaltsame ethnische Säuberung der Palästinenser:innen durch bewaffnete israelische Truppen, insbesondere im Jahr 1948. Damals wurden etwa eine Dreiviertel Millionen Palästinenser, circa 75 Prozent der damaligen palästinensischen Bevölkerung, vertrieben; Tausende starben. Über 500 Dörfer wurden zerstört.

„Wer der Nakba gedenkt, versteht, dass nicht religiöser Hass, dass nicht Antisemitismus der Kern der Gewalt ist, sondern eine koloniale Siedlungsideologie“, so die Organisator:innen von Rettet Gaza und betonten: „Die Katastrophe von 1948 hörte niemals auf.“ Vor und nach 1948 wurden jeweils mehrere hunderttausend Menschen vertrieben. Alleine im Jahr 2024 wurden in der West Bank etwa 500 Menschen ermordet und Tausende vertrieben. Zeitgleich finde im Gaza-Streifen, in den viele der Menschen damals flüchteten, ein Völkermord statt.

In den vergangenen Monaten sind über 100.000 Menschen, etwa fünf Prozent der Bevölkerung im Gaza-Streifen, getötet oder verletzt worden. Viele haben schwere Verletzungen, die im nahezu vollständig zerstörten Gesundheitssystem nicht behandelt werden können.

Eine Gegendemo

„Hochrangige israelische Funktionäre haben in den letzten Monaten immer wieder erklärt, dass es ihr bevorzugtes Ziel ist, die Bewohner des Gazastreifens in die Sinai-Wüste zu treiben oder die Bevölkerung anderweitig auszudünnen“, sagte Khalid Kashmiri von Rettet Gaza. „Der Angriff auf Rafah ist die nächste Stufe in diesem Plan.“ Die Bombardierung und Vertreibung der Bevölkerung Gazas sowie die zahlreichen Überfälle in der Westbank sei die erschreckende Fortsetzung der Nakba, erläuterte er.

Als der laute Protestzug die Marktstätte erreichte, fand er sich einer kleinen Gegenveranstaltung gegenüber; etwa 15 Demonstrierende standen am anderen Ende der Marktstätte und hielten ein Transparent mit der Aufschrift „Bring them home!“ („Holt sie heim“). In einem kurzen Redebeitrag erweiterte Rettet Gaza die Parole: „Alle Geiseln müssen frei gelassen werden, die Geiseln der Hamas und die über tausend Geiseln, die in israelischer Administrativhaft sitzen, ohne je einen Prozess bekommen zu haben und die Kinder, die vor ein Militärgericht gestellt werden“, so Vincent Trötschel von Rettet Gaza. Es folgte Applaus und „Bring them home!“-Rufe wurden angestimmt.

Auch auf die Frage, wie eine Lösung jenseits des Endes des Völkermords aussehen könnte, gaben die Veranstalter:innen Antwort.

„Ein sofortiger Waffenstillstand ist unerlässlich. Für eine dauerhafte Friedenslösung muss Israel das Recht auf Rückkehr anerkennen, das Land gerecht verteilen und allen Bewohner:innen des historischen Palästinas gleiche Rechte gewähren“, sagte Huria AM. Ein nachhaltiger Frieden sei nur durch einen Dekolonialisierungsprozess möglich. Einen solchen Prozess hätten aber viele ehemalige Kolonien erfolgreich durchlaufen, fasste sie die Kernprobleme des langwährenden Konflikts zusammen und ergänzte: „Vor der Nakba haben Juden, Christen und Muslime gemeinsam in Frieden in Palästina gelebt. Wenn Apartheid und Besatzung ein Ende finden, allen Menschen gleiche Rechte zugesprochen und die materiellen Bedingungen ausgeglichen werden, dann kann dieser Konflikt gelöst werden. Anders nicht.“

Text: MM / Foto: Daniel O.

32 Kommentare

  1. Dr. Peter Krause

    // am:

    Und um es hier einmal zumindest erwähnt zu haben: Es gibt in Deutschland auch andere Kundgebungen.

    https://www.juedische-allgemeine.de/unsere-woche/we-will-dance-again/

  2. Christina Herbert-Fischer

    // am:

    zu Herrn Haschker, ich gebe Ihnen recht. Ich habe auch lang überlegt, ob ich nochmal was schreibe. Der Nachsatz meines Kommentars war, wenn das nicht jedem ersichtlich sein sollte, reine Ironie.
    Wir erleben uns hilflos gegenüber dem was im Nahen Osten passiert. Meine Motivation hier zu schreiben, hängt damit zusammen, dass nicht nur viel Geschichtsverfälschung existiert, die die Menschen offensichtlich stark beeinflusst, sondern auch Juden in Deutschland zur Zeit attackiert werden Die Zahl der antisemitischen Straftaten ist in den letzten Monaten um ein vielfaches gestiegen. In Deutschland lebende Menschen werden wegen ihres Glaubens und ihrer Herkunft angegriffen und beleidigt. Ich unterstelle hier gewiss niemandem, dass er derartiges gutheißt, doch Gedanken und Worte beeinflussen Menschen. Deshalb hatte ich beschlossen, es nicht einfach so stehen zu lassen. Das können wir tun, hier und jetzt. Es ist wenig, es schließt nicht aus eine Ende des Grauens in Gaza zu fordern oder die israelische Regierung zu kritisieren. Genauso wenig wie ich das Grauen und die bestialischen Morde des 7. Oktobers vergessen kann.

  3. Wolfgang Daub

    // am:

    Was für eine armselige Diskussion! Geht es jetzt um den „Ruf“ der BRD oder um Menschenleben?

    Wieder kein Wort dazu, dass das Elend in Gaza sofort gelindert werden könnte, wenn die Hamas die Geiseln frei lassen, die Waffen niederlegen und sich ergeben würde!

    Kein Wort dazu, dass es auch in anderen Regionen der Welt Elend gibt, wie derzeit in Myanmar, Haiti und Sudan!

    Mir wird viel zu viel über Gaza berichtet!

    Vielleicht weil wir hierzulande doch viel zu viel Hamas-Versteher und Hamas-Sympathisanten haben!?

  4. Helmut Reinhardt

    // am:

    Daniel Marwecki, Autor von „Absolution? – Israel und die deutsche Staatsräson gestern im Interview mit der taz:
    „Deutschland, Israel und der Gaza-Krieg: „Es ist ein Ersatznationalismus“
    Daniel Marwecki erforscht die Geschichte der deutsch-israelischen Beziehungen.
    „..Deutschland bekennt sich zur Zweistaatenlösung und zahlt humanitäre Hilfe. Reicht das nicht?

    Wenn man einer Seite Waffen gibt und der anderen Brot, hält man den Konflikt eher am Leben. Auch die Bundesrepublik hat es verpasst, die friedensbereiten Kräfte auf beiden Seiten zu fördern. Im Ergebnis haben wir es jetzt mit einem wahrhaft existenziellen Krieg zu tun, in den die Bundesrepublik verstrickt ist…
    ..Deutschland identifiziert sich mit Israel?

    Es ist ein Ersatznationalismus. Er führt auch dazu, dass sich viele in Deutschland nicht vorstellen können, dass Israel in Gaza Kriegsverbrechen begeht. Denn das würde am deutschen Selbstbild kratzen, weil wir daran beteiligt wären. Letztlich schottet sich der deutsche Diskurs damit von der Realität ab.

    Ist es nicht ein Fortschritt, dass Deutschland heute aus moralischen statt aus eigennützigen Gründen zu Israel hält?

    Falls das so ist, ist das eine extrem einseitige Moral, die Menschenleben unterschiedlich bewertet. Dabei übersieht man auch, dass die Welt sich gedreht hat. Mit seiner Haltung gegenüber Israel erhoffte man sich einst, in den Augen der westlichen Welt rehabilitiert zu werden. Heute ist die Welt weniger westlich – und blickt ganz anders auf den Konflikt, als wir es tun. Folglich leidet der deutsche Ruf – das ist eine Ironie der Geschichte…“
    https://taz.de/Deutschland-Israel-und-der-Gaza-Krieg/!6010016/
    https://www.wallstein-verlag.de/9783835355910-absolution.html

  5. Gunder Haschker

    // am:

    Frau Herbert-Fischer: „Jetzt bleibt die Frage, diskutieren hier tatsächlich Philozionisten mit aufrechten Widerstandsbefürwortern oder eher mit Antisemiten.“
    Diese Frage bleibt tatsächlich und es wird kaum eine befriedigende Antwort geben. Mich verwundert diese Diskussionswut von intelligenten Leuten, die weder Einfluss auf den Gang der Dinge haben noch irgendwelche einleuchtenden Lösungen vorschlagen können. Insofern ist diese Diskussion ein reines Klugschnacken, das niemanden voranbringt.

  6. Christina Herbert-Fischer

    // am:

    Zu Ralph Braun
    ich habe lang überlegt, ob es Sinn macht auf ihren letzten Kommentar noch zu antworten. Er spricht für sich selbst. Sie bezeichnen Menschen, die ihre Äußerungen widerlegen und solchen, die anderer Meinung sind, mit dem Begriff Philozionisten.
    Das völlig Offensichtliche räumen Sie rein, als deren Punktsieg, als ob es darum ginge. Der Besuch el-Husseinis im KZ war nur ein winziges Schlaglicht auf seine Karriere, viel entscheidender war seine Mitverantwortung am Tod zehntausender Juden und seine SS-Vergangenheit unter anderem in Bosnien. Seine Bedeutung im 3. Reich war begrenzt, er war für das NS-Regime nützlich für die Propaganda im Nahen Osten, dafür machte man ihm grausame Zugeständnisse, die unter anderem 5000 jüdischen Kindern nachweislich das Leben kostete, keines davon hat überlebt. Der Gefangenenaustausch war im Interesse der Reichsregierung, die Verhandlungen waren weit voran geschritten, als er dies zunichte machte. Dies war nur eines seiner Verbrechen.
    Er lies sich in Berlin ein Luxusleben finanzieren, wurde großzügig von der Reichsregierung bezahlt.
    Das ist alles schon lang her. Das Tragische ist, dass er bis heute, lang nach seinem Tod, hoch verehrt wird und seine damalige Propaganda bis heute einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das Geschehen hat.
    Ihre Versuche seine Rolle und seine Verbrechen zu relativieren, ist ein Paradebeispiel dafür, auch wenn ich Ihnen nicht unterstellen will, dass sie ihn verehren. Doch der immer noch verehrte Nazikriegsverbrecher und Mörder passt dann doch nicht so recht in das Bild des ehrenwerten Befreiungskampfes.
    Jetzt bleibt die Frage, diskutieren hier tatsächlich Philozionisten mit aufrechten Widerstandsbefürwortern oder eher mit Antisemiten.

  7. Peer Mennecke

    // am:

    Hallo Herr Braun,
    jetzt müssen Sie mir mal erklären, was Sie unter Philozionismus verstehen (übersetzen kann ich das selber, dafür brauche ich Sie nicht). Da Sie ja von einer „philozionistischen Fraktion“ (vermutlich meinen Sie damit die Kommentatoren, die nicht Ihrer Meinung sind) schreiben, scheint das ja ein Kampfbegriff für Sie zu sein. Nun gibt es für diesen Begriff wissenschaftlich gar keine eindeutige Erklärung (außer, dass er im Prinzip, ähnlich wie der Philosemitismus, das Gegenteil von Antisemitismus bedeutet), da der Begriff ja meist weder konzeptualisiert noch wertneutral verwendet wird. Meistens wird die Anwendung des Begriffs Philozionismus als Polemik betrachtet (und verwendet). So war es denn wohl auch von Ihnen gemeint. Passt doch zu Ihren sonstigen Ausführungen. Oder missverstehe ich Sie?

  8. Eckhard Grempels

    // am:

    Antwort an RALPH R. BRAUN zum Thema „Rückkehr“
    Sie sprechen die Rückkehr an! Viele plappern allerdings vom angeblichen Rückkehrrecht, das in der UN-Resolution 194 verbrieft sei. Ob Sie das tun ist mir nicht klar, ich nehme Sie also aus. Aber ich nehme die Gelegenheit der Klarstellung trotzdem wahr.
    In Res 194, Abs. 11 steht alles andere als ein juristisch verbrieftes Rückkehrrecht, nicht einmal für die damals aus welchen Gründen auch immer Geflüchteten:
    „Die Generalversammlung beschließt nach weiterer Erörterung der Lage in Palästina, dass denjenigen Flüchtlingen, die zu ihren Wohnstätten zurückkehren 𝐮𝐧𝐝 𝐢𝐧 𝐅𝐫𝐢𝐞𝐝𝐞𝐧 𝐦𝐢𝐭 𝐢𝐡𝐫𝐞𝐧 𝐍𝐚𝐜𝐡𝐛𝐚𝐫𝐧 𝐥𝐞𝐛𝐞𝐧 𝐰𝐨𝐥𝐥𝐞𝐧, dies zum 𝐟𝐫𝐮̈𝐡𝐞𝐬𝐭𝐦𝐨̈𝐠𝐥𝐢𝐜𝐡𝐞𝐧 Zeitpunkt gestattet werden 𝐬𝐨𝐥𝐥 und dass für das Eigentum derjenigen, die sich entscheiden, nicht zurückzukehren, sowie für den Verlust oder die Beschädigung von Eigentum, auf der Grundlage internationalen Rechts oder nach Billigkeit von den verantwortlichen Regierungen und Behörden Entschädigung gezahlt werden soll; beauftragt die Schlichtungskommission, die Repatriierung, Umsiedlung/Wiederansiedlung (resettlement) und ökonomische sowie soziale Rehabilitation der Flüchtlinge und die Zahlung von Entschädigung zu ermöglichen.“
    Was folgt daraus?
    1. „Soll“ ist nicht „muss“. Ein dahergelogener Rechtsanspruch besteht nicht.
    2. Ersichtlich konnte Israel nach dem Angiffskrieg die Bedingung „𝐮𝐧𝐝 𝐢𝐧 𝐅𝐫𝐢𝐞𝐝𝐞𝐧 𝐦𝐢𝐭 𝐢𝐡𝐫𝐞𝐧 𝐍𝐚𝐜𝐡𝐛𝐚𝐫𝐧 𝐥𝐞𝐛𝐞𝐧 𝐰𝐨𝐥𝐥𝐞𝐧“ als wohl nur in den seltensten Fällen als erfüllt ansehen. Wie sollte das auch überprüft werden? Deshalb auch nur „soll“.
    3. Ersichtlich bezieht sich die Resolution nur auf die damals Geflüchteten und nicht auf diejenigen, die im UNRWA*-Geschäftsmodell patrilinear (sic: nur die) noch bis in unendliche Zeiten so lange zu „Flüchtlingen“! gemacht werden, bis jeder dieser Welt irgendwann einmal einen männlichen Vorfahren aus Palästina hat.
    4. Selbst diese Resolution sieht sogar noch andere Möglichkeiten als die Rückkehr vor.
    * Für alle (sic) anderen, mit weit weniger internationalen Pro-Kopf-Geldern bestückten Flüchtlingsgruppen, gibt es das UNHCR, dessen Aufgabe gerade nicht darin besteht, den Flüchtlingsstatus in unsinniger Weise zu vererben, sondern Flüchtlinge dort, wo sie wohnen, eine Zukunft zu ermöglichen und den Urenkeln nicht vorzugaukeln, sie müssten dorthin umziehen, wo ihre Großeltern oder Urgroßeltern mal wohnten. Was wäre anderenfalls auf dieser Welt los? Selbstverständlich bin ich deshalb auch kein Doppelflüchtling mit „Rückkehrrecht“ dorthin, wo ich nie war, nur weil meine Eltern / Großeltern aus 2 verschiedenen Ländern nach Deutschland flohen.

  9. Janosch Tillmann

    // am:

    @Helmut Reinhardt,

    mir sind die Behauptungen, die Herr Barenboim aufstellt, bekannt. Ich denke, das dürfte auch auf alle anderen hier zutreffen.

    Wenn Sie sich daran stören, dass ich zu einer anderen Einschätzung komme, was die Verursacher betrifft, so ist das Ihre Sache. Da hilft dann auch kein Daniel Barenboim, der für seine Haltung auch schon von dem 7.10.2023 bekannt war.

    Auch wenn ich Ihre Haltung nicht teile, werde nicht anfangen, Sie mit Volker Beck Videos zu behelligen, weil dieser meine Position in dieser Frage teilt. Die Fronten zwischen Ihnen und mir, sind in der Frage hinreichend geklärt. Sie haben eben starke Sympathie mit dem antiwestliche Furor – das ist mir bewusst. Sie kennen meine Position ebenfalls. Darüber müssen wir uns doch nicht mehr empören. Das Argument, für die eine oder andere Position, ist entscheidend.

  10. Helmut Reinhardt

    // am:

    @Janosch Tillmann 23. Mai 2024
    „Was genau stört Sie daran?“ Hören Sie sich das Statement von Michael Barenboim an in der Bundespressekonferenz vom 21. Mai „Studentenproteste gegen Krieg in Gaza: Statement von Professoren“ https://www.youtube.com/watch?v=P0rzSar85E0 , ab Min 14:20 und Min 57:00, dann bekommen Sie zumindest eine Ahnung.

  11. Norbert Faulhaber

    // am:

    Das, was in der palästinensischen Geschichtsschreibung als Nakba bezeichnet wird, ist die letztendlich nur die (bittere) Konsequenz aus dem Überfall der arabischen Nachbarstaaten auf den nur Stunden zuvor proklamierten Staat Israel im Jahre 1948. Kein einziger arabischer Führer hat damals die Zweistaatenlösung – wie sie von der UNO vorgeschlagen wurde – akzeptiert, nein, es galt. „die Juden ins Meer zu treiben“.
    Auch das, was derzeit in Gaza vor sich geht, ist letztendlich nur die Konsequenz aus dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023. Allerdings kristallisiert sich immer deutlicher heraus, dass Premier Netanjahu wohl als derjenige israelische Politiker in die Geschichte eingehen wird, der seinem Volk den größtmöglichen Schaden zugefügt hat – und nicht umsonst demonstrieren seit vielen Monaten Zehn- und Hunderttausende Israelis gegen ihn. Es ist eine Sache, zu versuchen, es der Hamas zu verunmöglichen, je wieder eine Attacke wie im letzten Oktober zu starten – und eine ganz andere, Gaza sozusagen plattzumachen. Mit einem Ministerpräsidenten Netanjahu wird es niemals auch nur halbwegs friedliche Verhältnisse im Nahen Osten geben…

  12. Ralph R. Braun

    // am:

    Ich lass mich ja gerne eines Besseren belehren und gönne der philozionistischen Fraktion dieses Threads den Punktsieg in Sachen KZ-Besichtigung durch den Großmufti: Fotos zeigen ihn in Trebbin-Glau, einem Außenlager von Sachsenhausen. Das wußte ich bislang nicht.
    Was Herrn Menneckes Vorwurf angeht, ich würde el-Husseinis Rolle „maximal absurd“ relativieren, so wäre dieser Vorwurf dann auch an das Forschungszentrum von Yad Vashem zu richten, mit dessen Analyse https://www.yadvashem.org/docs/haj-amin-al-husseini.html ich voll übereinstimme.
    Ich dachte eigentlich, in meinem Kommentar sachlich und im Rahmen dessen geblieben zu sein, was zu schreiben erlaubt und auch schicklich ist. So erstaunt es mich, dass Sie, Herr Mennecke, mich der Grenzüberschreitung bezichtigen. Helfen Sie mir auf die Sprünge: Welche Grenzen habe ich überschritten?

  13. Christina Herbert-Fischer

    // am:

    zu Ralph Braun.
    Von KZ-Besuchen el-Husseinis wurde aus verschiedenen Quellen berichtet, sie gelten als belegt und richtig mittlerweile liegt auch ein historisches Foto vor, dass dies zusätzlich zeigt.
    Korrekt ist, dass es Verhandlungen gab 5 000 jüdische Kinder gegen 20 000 gefangene Deutsche auszutauschen, die am Einspruch el-Husseinis scheiterte. Die Aussagen von Wisliceny wurden wurden von dem damaligen jüdischen Verhandlungsführer Endre Steiner bestätigt. Dieser hatte keinerlei Grund Wisliceny zu entlasten. Es gilt als Tatsache, auch wenn es Menschen gibt, die das gern leugnen.
    Hier hat keiner behauptet, dass Himmler oder gar Hitler seine Ermutigung zum Mord einzelner Juden gebraucht hätten, sie waren eines Geistes und es ging nicht um einzelne Juden, sondern um Zehntausende. Als Rumänien Ende 1942 80000 Juden gegen Kopfgeld ausreisen lassen wollte, verhinderte el-Husseini dies durch seine massive Proteste.
    Er wurde für seine Taten, auch in Bosnien, nie zur Rechenschaft gezogen. Als dieser Kriegsverbrecher in den siebziger Jahren hochverehrt verstarb, war es Arafat, der als erster hinter seinem Sarg ging.
    Die Opfererzählung der Nakba ist ein Mythos, ein sehr verfälschter. Es sollte eher eine Erzählung von Menschen sein, die unermessliches Leid ertragen mussten und müssen auf beiden Seiten. Radikale und Faschisten auf beiden Seiten sind dafür verantwortlich.

  14. Gunder Haschker

    // am:

    Das, was Herr Tillmann dargelegt hat, ist weder grenzwertig noch menschenverachtend. Es stellt die Realität dar: „Das was gerade in Gaza abgeht, ist die Konsequenz des Pogroms der Hamas.“.
    So ist es. Hier geht es nicht um das Mitgefühl, das wir alle haben, für Juden und Palästinenser, sondern um die Frage, wie soll es in Nahost weitergehen? Hat da jemand eine für alle Seiten überzeugende Antwort?

  15. Janosch Tillmann

    // am:

    @Herr Reinhardt,

    ich fand ja eher den komischen Versuch Al-Husseini so halb aus der Schusslinie zu bekommenund den aktuellen Gazakrieg pauschal unter „Nakba“ einzuordnen, grenzwertig.

    Zudem wusste ich bisher nicht, dass jedesmal eine Betonung des Grauens notwendig ist, wenn wir über diese Situation sprechen. Dennoch finde ich es selbstverständlich betrüblich, wenn Sie meine Aussage so auffassen. Deshalb muss ich fragen: Was genau stört Sie daran?

  16. Peer Mennecke

    // am:

    Herr Reinhardt,
    Herr Braun hat auf besonders durchschaubare Weise versucht, die Schuld von Husseini zu relativieren und kleinzureden. Und seine Anwürfe an CHF sind einfach falsch, weil Unterstellungen. Sollte man beides erkennen und entschlüsseln können. Als Vehikel für sein eigentliches Anliegen, hier noch was für Husseini oder seine Sache oder was auch immer zu retten. Seine Argumentation der Relativierung ist für mich maximal absurd. Dürfen Sie gut finden oder anders sehen. Ich finde es grenzüberschreitend. Auch, was die Kriterien für die Veröffentlichung von Kommentaren auf seemoz betrifft. Aber vielleicht es ist immer noch Meinung. Wie bei Herrn Tillmann.

  17. Helmut Reinhardt

    // am:

    @ECKHARD GREMPELS 23. MAI 2024
    Mena-Watch als seriöse Quelle? Der Wikipedia-Eintrag macht skeptisch:
    „Positionen
    Florian Markl bezeichnet das israelische Nationalstaatsgesetz als „normalen Umstand“ in einem Nationalstaat, der der Mehrheitsbevölkerung vorbehalten ist. Zudem seien Kontakte der israelischen Regierung mit rechtspopulistischen Parteien alternativlos.[17]

    Die Bezeichnung Israels als „Apartheid“ durch Amnesty International weist Mena-Watch als Verleumdung[18] und Antisemitismus zurück.[19] Ebenso werden die Menschenrechtsorganisationen B´Tselem und Breaking the Silence als „antiisraelisch“ kritisiert.[20] Human Rights Watch wird als „israelfeindlich“ beschrieben.[21]“

    Hanno Loewy, Direktor des Jüdischen Museums Hohenems, bezeichnet Mena-Watch als „toxische Plattform“, die „islamfeindliche Propaganda at its best“ verbreite. Zusätzlich bezeichnete Loewy Mena-Watch als „ein Ort antideutscher Propaganda“, die in „Wirklichkeit deutsch-nationalistische Propaganda geworden“ sei.[46]

    Im Februar 2024 kritisierte die Journalistin Sonja Zekri vor dem Hintergrund des Israel-Gaza-Krieges, dass Mena-Watch sich „Nahostthink-Tank“ nenne, diese neutrale Bezeichnung aber kaum zu seinen „propagandistischen Artikeln“ passe; ferner wies sie auf die Mitgliedschaft des regelmäßigen Mena-Watch-Autors Amit Barak in der israelischen zionistisch-rechtsextremen Bewegung Im Tirtzu hin.[14¨]
    https://de.wikipedia.org/wiki/Mena-Watch

    Stutzig machen sollte auch, dass hier Autor:innen veröffentlichen wie Fiamma Nirenstein, in Italien 5 Jahre prominente Abgeordnete der rechten Berlusconi-Partei, die sich in Artikeln auf
    den italienischen Senator Giulio Terzi di Sant’Agata beruft , der sich seit 2014 für die rechtsextreme post(?)-faschistische Partei Fratelli d’Italia (FdI) engagiert?

  18. Helmut Reinhardt

    // am:

    @JANOSCH TILLMANN 23. MAI 2024
    „Das was gerade in Gaza abgeht, ist die Konsequenz des Pogroms der Hamas.“
    Ihr Kommentar erscheint bar jeden Mitgefühls für eine der beiden leidenden Seiten, erscheint grenzwertig menschenverachtend. Es soll Kriterien für die Veröffentlichung von Kommentaren auf seemoz geben, heisst es.

  19. Janosch Tillmann

    // am:

    Herr Braun,

    Sie sollten sich wohl die Verlinkung von Herrn Grempels ansehen. Da ist ein Foto auf dem Al-Husseini ein KZ inspiziert.

    Und warum sollen wir die Umstände die zur Nakba geführt haben beiseite lassen? Die Araber haben den Krieg angefangen und verloren. Das Spiel haben sie mehrfach gespielt. Hätte alles nicht sein müssen. Die Konsequenz tragen die Palis (und Israel). Übrigens recht Human für die (nahöstlichen) Verhältnisse. Assad hätte die Verlierer alle abgeschlachtet und Saddam auch.

    Wenn wir schon bei diesen Verhältnissen sind: es sitzt ja auch keiner, in vierter Generation, in einem Lager, im wollmatinger Ried, was für Schlesier angelegt wurde und wartet auf Uromas Hof. Ziemlich banal aber so ist es.

    Und was diese Aussage angeht: „Auch die Zerstörung Gazas gehört in diesen Kontext.“

    Google öffnen: „7.10.2023 Israel“, eingeben und ihnen wird geholfen. Israel hatte Gaza 2005 geräumt. Das was gerade in Gaza abgeht, ist die Konsequenz des Pogroms der Hamas.

  20. Ralph R. Braun

    // am:

    @Grempels: Man sollte schon genau sein. Nicht el-Husseini, sondern seine Mitarbeiter besuchten im Juli 1942 das KZ-Sachsenhausen.
    @“Nabka-Erzählung ist Unsinn“: Lassen wir für einem Moment beiseite, warum und durch wen vor, während und nach dem Krieg von 1947–1949 Hunderte palästinensischer Städte und Dörfer entvölkert und zerstört wurden und den Vertriebenen die Rückkehr verweigert wurde. Nicht weniger bedeutsam ist die in den Folgejahren in mehreren Wellen vorgenommene gesetzmäßige Enteignung palästinenischer Häuser und Ländereien, ob nun von den Eigentümern verlassen oder noch besessen, so dass im Kernland Israel den 20 % palästinensischen Bürgern nur noch 4 % des Bodens gehört – vor 1948 waren es noch 80 %. Dazu https://www.rosalux.org.il/artikel/ungleichheit-israel/.
    Diese Landnahme setzt sich seit 1967 in den besetzten Gebieten fort. Die sog. Nabka ist ja kein abgeschlossenes historisches Ereignis. Vielmehr ein fortwährender, bis in die Gegenwart andauernder und vom israelischen Staat aktiv betriebener Prozess der Vertreibung und Enteignung von Palästinensern zugunsten jüdischer Israelis. Auch die Zerstörung Gazas gehört in diesen Kontext.

  21. Ralpgh R. Braun

    // am:

    Zu Christina Herbert-Fischer wg. Amin el-Husseini

    Dass der Großmufti Amin el-Husseini ein Judenhasser und Kollaborateur der Nazis war, ist unbestritten. Ihn für den Massenmord an tausenden jüdischen Kindern mitverantwortlich zu machen, beruht aber auf einer fragwürdigen Quelle. Nämlich einzig auf der Zeugenaussage des später hingerichteten Eichmann-Mitarbeiters Dieter Wisliceny im Nürnberger Prozess. Er, also Wisliceny, habe Ende 1942 auf einen Deal hingearbeitet, 10.000 jüdische Kinder vor der Deportation in die Vernichtungslager zu retten und über das Internationale Rote Kreuz gegen von den Allierten internierte Deutsche auszutauschen. Dies habe el-Husseini, der seit 1937 in Berlin lebte, aber durch Intervention bei Himmler verhindert.
    Es liegt nahe, das Wisliceny mit dieser Story vor allem sich selbst zu entlasten versuchte. Immerhin bekannte der Großmufti in seinen Memoiren, von der Shoa gewusst zu haben. Jedoch zu unterstellen, die Nazis hätten im Enzelfall Juden vor allem auf seine Ermutigung hin vernichtet, hieße, el-Husseinis Einfluss auf Himmler oder gar Hitler maßlos zu überschätzen.
    Mehr zum Thema: [Bitte verlinken] http://www.trafoberlin.de/pdf-Neu/Amin%20al-Husaini%20und%20das%20Dritte%20Reich%20WGS.pdf

  22. Eckhard Grempels

    // am:

    Ergänzung zu CHRISTINA HERBERT-FISCHER:
    Der Amin el-Husseini wird heute noch hoch verehrt, vor allem von den „gemäßigten“ Antisemiten der Abbas-PLO, in deren Nationalcharta, Art. 19&20 ganz offen bis heute der ganze Staat Israel als illegal bezeichnet wird. Für Deppen, die des Lesens zu faul sind machen das alle (sic) pal. Organisationen 𝐛𝐢𝐬 𝐡𝐞𝐮𝐭𝐞 schon mit ihren Emblemen klar: Zum neben Jordanien (mit Abstand größter Teil Palästinas) in Palästina geforderten 2. arabischen Staat gehört das Gebiet von Israel, das schon mal symbolisch nicht mehr existiert.
    Der von Palästina-Freunden geliebte Husseini bei Hitler und beim Besuch im KZ:
    https://www.mainpost.de/ueberregional/politik/zeitgeschehen/wer-war-der-grossmufti-an-hitlers-seite-art-8971296
    https://www.mena-watch.com/der-mufti-von-jerusalem-wollte-die-ausrottung-der-juden-in-palaestina/

  23. Christina Herbert-Fischer

    // am:

    zu Eckhart Grempels
    Danke für den Link. Es ist eine Pro- Israelseite. Die Fakten zur Nakba stimmen ungeachtet dessen. Unabhängige Quellen untermauern und bestätigen diese Darstellung. Zu Amin el-Husseini, den auch Herr Tillman erwähnt, ist anzumerken, dass er für den Massenmord an tausenden jüdischen Kindern mitverantwortlich war, neben zahllosen anderen Verbrechen. Ich habe eine seiner Reden in Übersetzung gelesen, die über deutsche Sender im arabischen Raum ausgestrahlt wurden. Umrahmt von arabischer Unterhaltungsmusik war diese Propaganda damals täglich dort aus jedem Radio zu hören mit dem Tenor alle Juden zu töten und das jüdische Volk auszurotten. Es spricht für sich selbst. Er wurde nie zur Rechenschaft gezogen und zum politischen Ziehvater und Mentor von Arafat.
    Das weit verbreitete, völlig aberwitzige, Geschichtsbild der Nakba Erzählung zu korrigieren ist schwierig, da, wer sich emotional auf eine Opfer/Heldenerzählung eingelassen hat, die viele Sehnsüchte erfüllt, die eigene Person als Kämpfer für Gerechtigkeit erhöht oder mit Rache Verlust kompensiert, ist mit Fakten oft nicht mehr erreichbar.
    Ungeachtet dessen muss die Welt Einfluss nehmen und das Sterben im Gazastreifen stoppen.

  24. Eckhard Grempels

    // am:

    Hier ein erhellender Artikel: „Die »Nakba«-Erzählung ist Unsinn“
    https://www.mena-watch.com/die-nakba-erzaehlung-ist-unsinn/

    Hier nur 2 der vielen Zitate von – sagen wir mal – nicht ganz unwichtigen Vertretern der arabischen Aggressoren:
    Irakischer Premierminister Nuri Said: „Wir werden das Land dem Erdboden gleich machen und jeden einzelnen Ort, an dem Juden Schutz suchen, von der Landkarte ausradieren. Die Araber sollten ihre Frauen und Kinder an sichere Orte bringen, bis die Kämpfe vorüber sind.“ (Myron Kaufman: The Coming Destruction of Israel; NY: The American Library Inc. 1970, S. 26-27)

    Azzam Pascha, der Generalsekretär der Arabischen Liga: „Dies wird ein Ausrottungskrieg und ein gewaltiges Massaker, über das man einst im selben Atemzug mit dem mongolischen Massaker und den Kreuzzügen sprechen wird.“ (Avneri, S. 270)

  25. Peer Mennecke

    // am:

    @ Janosch Tillmann
    Kommen Sie den Leuten von „Rettet Gaza“ doch bitte nicht mit Fakten. Das verstehen die gar nicht. Sonst müssten die die Parole „Stoppt den Völkermord“ ja ebenfalls gegen die Terrororganisation Hamas und deren Helfer Muslimbruderschaft, Hisbollah, Iran etc. richten. Keine Rede davon. Diese Demonstranten haben sich, wie schon einmal in Deutschland, entschieden, dass lediglich die Juden bzw. Israelis im Unrecht sind. Tatsachen und Geschichte hin oder her. Antisemitismus ist auch und gerade bei den Jüngeren wieder schwer angesagt (auch wenn sie nicht so genau wissen, was das ist, denn sie behaupten ja fälschlicherweise das Gegenteil).

    Aber wie heißt es so schön: „Ein klares Feindbild gibt Halt und Struktur.“

  26. Gunder Haschker

    // am:

    250 Demonstranten – da sollte man gelassen bleiben und kein Aufsehen machen darum. Sie haben sich geäußert, es gab eine kleine Gegenveranstaltung… alles gut, der freien Meinungsäußerung wurde Rechnung getragen, das wars aber auch schon. In den Medien und beim einfachen Wahlvolk wurde das sowieso kaum beachtet.
    Ansonsten stimme ich den Kommentaren, bis auf den von Herrn Reinhardt, weitgehend zu.

  27. Dr. Peter Krause

    // am:

    @Helmut Reinhardt
    Das von Ihnen angeführt „Beispiel“ geht an der Sache vorbei.
    Die von der Hochschuleitung mit Hilfe der Polizei unterbundenen Aktionen an der FU Berlin waren keine friedlichen Demonstrationen.
    Es ist keine friedliche Demonstration, wenn man Gebäude oder Gelände von Universitäten besetzt und/oder in aggressiver Art und Weise antisemitische und antiisraelische Parolen skandiert und Sachbeschädigungen verübt.
    Die verschiedenen Stellungnahme von Hochschullehrern sind inzwischen derart zahlreich, dass man einen Vollzeitjob benötigt, um diese zu lesen und beurteilen zu können.
    Grundsätzlich möchte ich erneut sagen: Es ist keine friedliche Demonstration, wenn man Gebäude oder Gelände von Universitäten besetzt.
    Die Hochschullehrer (wovon nicht wenige Beamte sein dürften), die sich dafür ausgsprochen haben, dass die Studenten das Recht hätten, Gelände und Gebäude von Universitäten zu besetzen, um ihr politisches Anliegen in die (universitäre) Öffentlichkeit zu tragen und anderen ihren Diskussionsstil aufzuzwingen, mögen mir die Frage beantworten: Gilt dieses Recht nur für (pseudo)linke Studenten oder sollen z.B. auch völkische Gruppen oder gar Neonazis oder Freunde des Autofahrens oder Befürworter von Freibier und Drogen oder Befürworter der Todesstrafe oder Anhänger des Kalifats etc. das Recht erhalten, Gelände und Gebäude von Universitäten zu besetzen, um ihr jeweiliges politisches Anliegen vorzutragen?
    Ich denke, dass die Besetzung von Gebäuden oder universitären Grundstücken keine friedlichen Demonstrationen sind – egal, zu welchem politischen Zweck.
    Sie mögen dies anders sehen.

  28. Helmut Reinhardt

    // am:

    @DR. PETER KRAUSE 22. MAI 2024
    Entgleisungen und Grenzüberschreitungen von Verwaltung und Polizei in dieser Hinsicht gab es schon z.B. an der FU Berlin. Hierzu die Bundespressekonferenz Berliner Professoren vom 21. 5. ’24 Thema: Proteste an Hochschulen gegen den Krieg in Gaza mit
    – Prof. Dr. Michael Wildt, Professor em. für Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert mit Schwerpunkt Nationalsozialismus an der HU Berlin
    – Prof. Dr. Miriam Rürup, Direktorin des Moses Mendelssohn Zentrums und Professorin für europäisch-jüdische Studien an der Universität Potsdam
    – Prof. Dr. Michael Barenboim, Professor für Ensemblespiel und Violine an der Said-Barenboim Akademie
    – Prof. Dr. Clemens Arzt, Professor für Staats- und Verwaltungsrecht mit Schwerpunkt Polizei- und Versammlungsrecht an der HWR Berlin
    dokumentiert von Jung & Naiv https://www.youtube.com/watch?v=P0rzSar85E0

  29. Dr. Peter Krause

    // am:

    Herr Daub, Frau Herbert-Fischwer und Herr Tillmann haben bereits auf wesentliche Punkte hingewiesen, Dies muss ich nicht wiederholen.
    Ich möchte hier aber darauf hinweisen, dass diese Demonstration durchgeführt werden konnte und nicht durch die Polizei aufgelöst wurde.
    Nur damit dies hier festgehalten wird: Es wurde also NICHT die Meinungsfreiheit eingeschränkt. Man darf in diesem Land sehr vieles öffentlich sagen und für sehr vieles öffentlich demonstrieren, dies begrüße ich ausdrücklich.
    Es wäre schön, wenn diese Tatsache der Freiheit auch von denen anerkannt werden würde, die diese Freiheit regelmäßig in Anspruch nehmen. Und es wäre noch schöner, wenn nicht wiederholt die falsche Behauptung in den Raum gestellt werden würde, man werde in seiner Freiheit eingeschränkt und daran gehindert, sich frei zu äußern.

  30. Janosch Tillmann

    // am:

    „Die Nakba, arabisch für Katastrophe, bezeichnet die gewaltsame ethnische Säuberung der Palästinenser:innen durch bewaffnete israelische Truppen, insbesondere im Jahr 1948. Damals wurden etwa eine Dreiviertel Millionen Palästinenser, circa 75 Prozent der damaligen palästinensischen Bevölkerung, vertrieben; Tausende starben. Über 500 Dörfer wurden zerstört.“

    Der Grund für diese Auseinandersetzung, den Angriffskrieg von fünf arabischen Staaten, sechs Stunden nach der Gründung des Staates Israel, blendet diese Aussage einfach aus. Genauso den Umstand, dass sich viele Palästinenser als Hilfstruppen gegen den jüdischen Staat verdingten, teilweise gingen, weil sie dazu von den angreifenden Arabern aufgefordert wurden oder eben von diesen ermordet wurden, weil sie kein Interesse hatten, sich am Judenmord zu beteiligen.

    Auch die Flucht 100.000ender Juden aus den arabischen Staaten spielt hier wohl keine Rolle…

    „„Wer der Nakba gedenkt, versteht, dass nicht religiöser Hass, dass nicht Antisemitismus der Kern der Gewalt ist, sondern eine koloniale Siedlungsideologie“, so die Organisator:innen von Rettet Gaza …“

    Gewagte These. Evtl. sollte man sich bei „Rettet Gaza Konstanz“ mal die Charta der Hamas durchlesen, die ganz klar betont, dass die Erlösung der Menschheit erst kommen kann, wenn der letzte Jude abgeschlachtet worden ist. Auch der Einfluss von deutschen Stellen zwischen 1937-1945 ist gut dokumentiert, was verdeutlicht, dass Antisemitismus schon eine entscheidende Rolle spielt. Gerade auch die Moslembrüder waren eine treibende Kraft des Antisemitismus – die Hamas ist deren palästinensischer Arm. Ganz zu schweigen von Amin el-Husseini, dem Mufti von Jerusalem.

    „Vor der Nakba haben Juden, Christen und Muslime gemeinsam in Frieden in Palästina gelebt.“

    Es gab 1929 ein Pogrom im Mandatsgebiet Britisch-Palästina, bei dem unter anderem ca. 60 Talmud-Schüler beim Beten erschlagen wurden. Weit über 100 Jüdinnen und Juden wurden ermordet. 1936-1939 gab es den arabischen Aufstand in Palästina, dem ebenfalls zahlreiche Jüdinnen und Juden zum Opfer vielen. Und nicht nur die, auch die Araber, die den Ausgleich mit den Juden suchten, wurden umgebracht.

    Im Zuge dieser – übrigens von Nazideutschland unterstützten – Gewalteskalation wurde übrigens das Kuffyah breit eingeführt. Übrigens häufig gewaltsam – Leute die es nicht tragen wollten, wurden einfach erschossen.

    Klingt jetzt für mich nicht nach der großen Harmonie der Religionen vor der Gründung des bösen Judenstaats…

  31. Christina Herbert-Fischer

    // am:

    Nach dem zweiten Weltkrieg wurden Hunderttausende aus den Ostgebieten vertrieben. Wie sähe es heute aus, wenn man sie bis heute in Flüchtlingslagern dauerhaft interniert hätte und ihnen die deutsche Staatsbürgerschaft verweigert hätte?
    Die Flucht und auch Vertreibung in der Levante erfolgte auf den Angriffskrieg der Nachbarstaaten gegen den neugegründeten Staat Israel. Die Bürger wurden damals von diesen aufgefordert zu flüchten, man wäre ja in wenigen Wochen wieder daheim. Danach, als sich das als Irrtum erwies, wurden sie schmählich von diesen in Stich gelassen. Die Sachkenntnis über diese Geschichte ist bei „Rettet Gaza“ wohl gleich Null.
    Von Kolonisierung kann geschichtlich auch keine Rede sein. Alle Bevölkerungsgruppen lebten seit über zweitausend Jahren dort. Der jüdischen Einwanderung, als Folge der Verfolgungen in Europa ab der zweiten Hälfte des19. Jahrhunderts, folgte damals auch eine große Einwanderung von nicht-jüdischen Menschen aus den Nachbarstaaten um an der positiven wirtschaftlichen Entwicklung Teil zu haben, die durch die eingewanderten Juden damals dort rasant an Tempo gewann.
    Das was durch die derzeitige israelische Regierung im Gazastreifen angerichtet wird, muss gestoppt werden. Ich halte die Beantragung eines Haftbefehls für drei Hamasführer und des derzeitigen Regierungschefs von Israel, sowie eines seiner Minister für richtig im Anbetracht dessen, was dort passiert ist und weiter passiert. Antisemitismus, egal ob bewusst oder unbewusst, die Forderungen zur Zerstörung des Staates Israel, denn darauf laufen die Forderungen der Demonstranten hinaus, lehne ich aus tiefsten Herzen ab. Ob die Argumentation der Aktivisten auf himmelschreiender Unwissenheit beruht oder auf bewusster populistischer Manipulation, ist mir herzlich egal, mich schüttelt es einfach nur.

  32. Wolfgang Daub

    // am:

    Das erinnert mich doch sehr an die Vertriebenen aus den „deutschen Ostgebieten“!
    Wie würden wohl die „antikolonialen“ Demonstranten auf deren Forderung nach „Rückkehr“ reagieren?

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