Zum nächsten Jahreswechsel ist es endlich so weit: Aus dem Konstanzer Stadtbild verschwinden einige Schandflecke. Sechs Straßen, die bisher nach fragwürdigen Personen benannt waren, erhalten neue, „demokratische“ Namen. Was genau das wohl für die Anwohner*innen bedeutet?
Die Anwohner*innen können bald erleichtert aufatmen: Nicht länger müssen Sie mit einer entwürdigenden Adresse leben, endlich kommen Menschen zu ihnen zu Besuch, die ihre Wohnstatt noch vor Kurzem wie die Pest mieden. Auch kommunistische Hundefänger*innen und atheistische Verkehrskadett*innen werden höchst zufrieden sein, müssen sie doch in Zukunft keine Umwege um die klerikalfaschistische Conrad-Gröber-Straße herum mehr fahren, wenn sie zum Großeinsatz ins berüchtigte Bananengäßle eilen.
Frohe Kunde für 2025
Der Grund für die allgemeine Freude ist ganz einfach, wie die Stadt jetzt mitteilt: „Mit Beginn des Jahres 2025 werden in Konstanz sechs Straßen umbenannt. Der Gemeinderat hatte die Umbenennung auf Vorschlag der Straßenbenennungskommission bereits im Juni 2023 entschieden.
Im Einzelnen geht es um die Franz-Knapp-Passage, sie wird in Rathauspassage umbenannt. Die Otto-Raggenbass-Straße heißt künftig Emma-Herwegh-Straße, die Conrad-Gröber- Straße wird zur Josef-Picard-Straße. Die Felix-Wankel-Straße wird in Robert-Gerwig-Straße umbenannt, die Werner-Sombart-Straße in Ralf-Dahrendorf-Straße und die Hindenburgstraße in Matthias-Erzberger-Straße.
Der Zeitpunkt für die Umsetzung der Umbenennung, der 2. Januar 2025, wurde am 25. Januar 2024 per Ratsbeschluss festgelegt. AnwohnerInnen und betroffene Betriebe haben damit eine angemessene Vorlaufzeit für die Umstellung beispielsweise ihrer Geschäftsunterlagen. Darüber hinaus hat der Rat entschieden, auf die Zahlung einer Entschädigung an die betroffenen Betriebe und Firmen zu verzichten. Zum einen aufgrund der aktuellen Haushaltslage, zum anderen wäre eine Entschädigung eine mit hohen Aufwänden verbundene, schwierig zu kalkulierende Freiwilligkeitsleistung gewesen. Denn die Kosten hierfür wären je nach Firmengröße stark voneinander abgewichen.
Die öffentliche Bekanntmachung der Straßenumbenennung hatte die Verwaltung bis zur damit erfolgten abschließenden Entscheidung über mögliche Entschädigungszahlungen an die Gewerbebetriebe zunächst zurückgestellt. Die Anbringung der Schilder erfolgt für jede Straße abhängig davon, ob etwaige Einsprüche eingelegt und abschließend bearbeitet wurden.“
So weit eine aktuelle Mitteilung der Stadt.
Rechtzeitig aufs Amt
Natürlich ist eine solche Umbenennung mit kleineren bürokratischen Unannehmlichkeiten verbunden, die zum Teil aber die Stadt ganz automatisch übernimmt. Sie informiert etwa Stadtwerke, Technische Betriebe, Entsorgungsbetriebe, amtliche Register, Grundbuch, Kataster, Gewerbeamt, DRK, Malteser, Deutsche Post und den Stadler Verlag (Konstanzer Kompass). Andere Dinge müssen Privat- und Firmenmenschen schon selbst regeln: Sie dürfen die frohe Kunde von der Umbenennung ihren Familien und Freunden, Geschäftspartnern, Arbeitgebern, Versicherungen, Krankenkassen, Banken, Behörden, Schulen, Kitas, sämtlichen sonstigen Vertragspartnern, Vereinen, Online-Händlern etc. selbst überbringen.
Zum Glück halten sich aber die Kosten im Rahmen. Auf die Personalausweise kommt kostenlos ein schmucker Aufkleber, und der Fahrzeugschein wird für wenige Euro geändert. Die Gewerbeummeldung erfolgt kostenlos durch die Stadtverwaltung, nur Firmenschilder, Briefköpfe, Visitenkarten, Homepages, Werbematerialien etc. müssen auf eigene Kosten geändert werden. Aber unsere erzliberal gesonnene Geschäftswelt hält sich da gar nicht erst lange mit Klagen auf, sondern begreift auch diese Herausforderung sicher als inspirierende Chance, die es flugs zu nutzen gilt.
Weitere Informationen
https://www.konstanz.de/strassenumbenennung
Text: Stadt Konstanz/red, Bild: Harald Borges
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