Beethoven 1815, Gemalt von Willibrord Joseph Mähler (1778–1860) © Wikipedia, gemeinfrei

Ein Tag für ein großes Instrument

Beethoven 1815, Gemalt von Willibrord Joseph Mähler (1778–1860) © Wikipedia, gemeinfrei
Beethoven 1815, gemalt von Willibrord Joseph Mähler (1778–1860) © Wikipedia, gemeinfrei

Die Cellosonate als solche steht in der öffentlichen Aufmerksamkeit ziemlich im Schatten ihrer vermeintlich „größeren“ Schwestern wie der Klavier- oder der Violinsonate. Und doch haben viele große Komponisten bedeutende Werke für die Besetzung Cello und Klavier bzw. Klavier und Cello geschrieben, darunter auch Beethoven.

Schon vor mehr als 200 Jahren begann sich die Spreu endgültig vom Weizen zu trennen: Spätestens mit Beethoven wurden an die Musiker*innen auch in der Kammermusik zunehmend professionelle Ansprüche gestellt, viele neue Werke auch anderer Komponisten waren für Laien einfach nicht mehr spielbar – und für Profis teils auch nur unter erheblichen Mühen, denn nicht umsonst beschwerte sich der Geiger Schuppanzigh, einer der bedeutendsten Quartettleiter so ziemlich aller Zeiten, bei Beethoven über ein neues, besonders radikales Streichquartett, woraufhin Beethoven ihn angefahren haben soll: „Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?“

Die Zeit der technischen und musikalischen Kompromisse war spätestens um 1805 für Beethoven mit seinen Rasumowsky-Quartetten op. 59 vorbei.

In diesem Kontext sind seine fünf Cello-Sonaten für Klavier und Violoncello gute Wegweiser durch Beethovens Entwicklungsgang, denn sie umfassen 20 wichtige Jahre: Die Sonaten op. 5 entstanden 1796, die Sonate op. 69 im Jahr 1808 und die letzten Sonaten op. 102 schließlich 1815. Sie reichen also aus seiner kompositorischen Frühzeit über die Zeit der 6. Sinfonie und des „Geistertrios“ bis in die Zeit einer Krise, in der er sich endgültig aus fast allen Konventionen der musikalischen Gegenwart zu verabschieden begann und die Hammerklaviersonate ausbrütete.

Am Sonntag bringen Marcus Hagemann (Violoncello) und Björn Lehmann (Klavier) ein interessantes Programm rund um Ludwig van Beethoven nach Konstanz. In zwei Konzerten mit unterschiedlichen Programmen werden Kompositionen von György Kurtág und Sofia Gubaidulina sowie eigene Improvisationen in ein Spannungsfeld mit den Werken Beethovens gebracht und gemeinsam mit Kyoko Tanino (1. Konzertmeisterin der SWP) durch ein weiteres Schlüsselwerk seines kammermusikalischen Schaffens, das ‚Geistertrio‘ ergänzt.

Wer sich also am Sonntag einen richtigen Beethoven-Rausch gönnen mag, kann dies tun, ohne einen Kater befürchten zu müssen.

Programm

Konzert I

Ludwig van Beethoven 1770‒1827: Sonate F-Dur op. 5/1
Improvisation 1
Ludwig van Beethoven 1770‒1827: Sonate g-moll op. 5/2
Improvisation 2
Ludwig van Beethoven 1770‒1827: Sonate A-Dur op. 69

Konzert II

Ludwig van Beethoven 1770‒1827: Sonate C-Dur op. 102/1
Sofia Gubaidulina (*1931): Préludes für Cello solo
Ludwig van Beethoven 1770‒1827: Sonate D-Dur op. 102/2
György Kurtàg (*1926): Klavierstücke op. 3
Ludwig van Beethoven 1770‒1827: Klaviertrio D-Dur op.70/1 ‚Geistertrio‘

Praktische Hinweise

Künstler: Marcus Hagemann (Violoncello), Björn Lehmann (Klavier), Kyoko Tanino (Violine)
Konzert: SharedLudwig
Wann: 10.03.2024 um 16 Uhr (Konzert I) und um 20 Uhr (Konzert II)
Wo: Richental-Saal, Kulturzentrum am Münster, Wessenbergstr. 43, 78462 Konstanz
Karten: Tel. 07531 900 2150 oder www.philharmonie-konstanz.de
Eintritt: 28€ / erm. 23€ (pro Konzert)

Text: MM/Harald Borges, Bild: Willibrord Joseph Mähler (1778–1860), Porträt des Ludwig van Beethoven, 1815, via Wikipedia, gemeinfrei

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