Was geschieht, wenn wir Öffentlichkeit und Kunst in Räume bringen, in denen sie sonst kaum existieren? Wenn Freiheitsentzug auf theatrale Freiräume trifft? Mit Unterstützung durch die Baden-Württemberg Stiftung untersucht das Theater Konstanz seit mehreren Jahren projektbasierend den vermeintlichen Widerspruch von Freiheitsentzug und theatralen Freiräumen. Worum geht es dabei genau?
Die Projekte von „Theater hinter Gittern“ finden aktuell in fünf Strafvollzugseinrichtungen in Baden-Württemberg statt, den Justizvollzugsanstalten Konstanz, Ravensburg, Adelsheim und Schwäbisch Gmünd sowie im Jugendstrafvollzug in freien Formen – Seehaus Leonberg. Die Formate reichen von Workshops in internen Schulen bis zu langfristigen Projekten, die in eine abschließende Aufführung münden.
Die Initiator*innen schreiben dazu: „Wir wollen Spielende und Zuschauende berühren und auch konfrontieren mit verschiedenen Perspektiven auf die Welt. Mit ihnen nach neuen Wegen kreativen Schaffens suchen. Ihnen helfen, sich ihrer theatralen Freiheit bewusst zu werden. Wir wollen Veränderungen in Strukturen anstoßen und Denkimpulse geben. Das Gegenüber neu wahrnehmen und mit dem Gegenüber neu wahrnehmen. All das sind die Ziele der theaterpädagogischen Arbeit bei Theater hinter Gittern“.
Die Arbeit im „Innen“ wird durch unterschiedliche Vermittlungsformate auch immer wieder im „Außen“ dargestellt – also in der Stadt sichtbar gemacht. Entstanden ist u.a. eine Installation mit künstlerischen Arbeiten zum Thema „Isolation“, die das Projektteam „Theater hinter Gittern“ gemeinsam mit den baden-württembergischen Justizvollzugsanstalten Adelsheim, Ravensburg und Schwäbisch Gmünd entwickelt hat. Zu sehen war die Kunstinstallation in einem Container auf dem Konstanzer Münsterplatz.
Durch die vom Projekt regelmäßig ausgerichtete Fachtagung zum Thema Kunst- und Kulturprojekte im Strafvollzug kommen theoretische und praktische Impulse aus dem gesamten deutschsprachigen Raum zusammen. Die nächste Fachtagung findet in der Spiegelhalle in Konstanz von 16. – 18. April 2024 statt.
Großzügig unterstützt wird das Projekt durch die Förderung der Baden-Württemberg Stiftung. Dazu Christoph Dahl, Geschäftsführer der Baden-Württemberg Stiftung: „Der theaterpädagogische Ansatz bietet sinnstiftende Begegnungen weit über das reine Theaterspiel hinaus und ist somit eine sehr gute Vorbereitung auf die Zeit in Freiheit. Das hat das Projekt in den zurückliegenden Jahren eindrücklich gezeigt. Daher fördern wir dieses wichtige und erfolgreiche Projekt gerne auch weiterhin.“
Weitere Infos unter: Theater hinter Gittern
Text: MM/hr
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