Rund ein Dutzend Aktive der Konstanzer Gruppe „Rettet Gaza“ breiteten am vergangenen Samstag inmitten der belebten Konstanzer Innenstadt die 14 000 Namen und das Alter der ermordeten Kinder aus Gaza aus. Die Gruppe kritisiert die deutsche Beteiligung am israelischen Völkermord und die zunehmende Aussetzung von Grundrechten in Deutschland, wenn es um Protest gegen den Völkermord geht.
Hier die Pressemitteilung:
Ungewöhnliche Szenerie auf der Konstanzer Marktstätte am vergangenen Samstag. Inmitten des Einkaufstrubels beginnen etwa ein Dutzend Personen meterlange Listen mit Namen auszulegen. Viele Passanten bleiben stehen und beginnen zu lesen.
Ausgelegt wurden die Listen von Aktiven des Bündnisses Rettet Gaza, das inzwischen mit weiteren Schildern und Kreide erklärt: „14 000 Kinder getötet. Das sind ihre Namen“. Zwei Prozent der Kinder Gazas sind in den vergangenen sechs Monaten getötet worden – so viele, wie nach Angaben von „Save the Children“ in den letzten vier Jahren in allen Kriegen auf der Welt zusammengenommen ums Leben kamen.
Insgesamt sind in den letzten sechs Monaten über 34 000 Menschen im Gazastreifen gestorben. Viele hundert Tote wurden in den letzten Wochen aus mehreren unmarkierten Massengräbern nahe des Nasser Krankenhauses in Khan Younis sowie des Al-Shifa Krankenhauses in Gaza Stadt geborgen. Die israelische Armee hat im Laufe dieses Krieges laut „United Nations Office for the Coordination of Humanitarian Affairs“ diese Krankenhäuser mehrfach angegriffen und nahezu vollständig zerstört.
„Nach über einem halben Jahr Völkermord in Gaza werden wir täglich mit noch brutaleren, abscheulicheren Verbrechen konfrontiert, wie jetzt den Massenermordungen in den Krankenhäusern im Gaza. Deutschland unterstützt diese Verbrechen mit dem Verweis auf die Verbrechen der Nazi-Zeit. Das ist perfide und das können wir nicht hinnehmen. Der Völkermord der NS-Zeit ist keine Rechtfertigung, jetzt wieder einen Völkermord zu begehen“, erklärt Ed Kurdy, der an der Mahnwache beteiligt war.
Ed Kurdy steht mit seiner Haltung nicht allein da. Viele Menschen beteiligten sich deutschlandweit in den letzten Monaten an Protesten gegen den israelischen Völkermord. Die deutsche Politik begegnet diesen Protesten zunehmend mit Gewalt und der Aussetzung wichtiger Grundrechte. Die Begründung lautet derweil stets, dass diese Proteste antisemitisch oder islamistisch seien. Auch jüdische Menschen sind von diesen Repressionen betroffen. Vergangenen Monat sperrte die Sparkasse der „Jüdischen Stimme für gerechten Frieden in Nahost“ ihr Bankkonto (siehe hier). Wenige Wochen später stürmte die Polizei den sogenannten Palästina-Kongress und nahm dabei auch jüdische Friedensaktivisten fest. Das Innenministerium begründete diesen Schritt damit, es handle sich um eine islamistische antisemitische Szene. Für die Organisator:innen von Rettet Gaza ein absurder, aber brandgefährlicher Vorwurf:
„In Deutschland werden zunehmend Grundrechte außer Kraft gesetzt, wenn es um den Protest gegen den israelischen Völkermord geht. Der Palästina-Kongress stellt dabei nur die Spitze des Eisbergs dar. Selbst Jüd:innen werden dabei als sich selbst hassende Juden diffamiert und der islamistischen Szene zugeordnet. Das ist brandgefährlich. Es untergräbt unsere Demokratie mit dem Ziel, Zustimmung zum Völkermord zu schaffen. Grundrechte müssen immer gelten, nicht nur, wenn es der Politik gerade passt“, so Manuel Oestringer von „Rettet Gaza“.
Anmerkung: Die Namen der getöteten Kinder können hier eingesehen werden. Zu diesem Zeitpunkt waren es noch 10 000 ermordete Kinder.
Text und Bild: Veranstalter
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